Der Ausverkauf der Bundesliga ist traurige Gewissheit

Deutschlandfahne, Foto: Stefan Groß

Schaubühne Weltmeisterschaft

Kaum ist die Weltmeisterschaft zu Ende gegangen, treten die europäischen Vereine wieder zunehmend in den Fokus. Was auffällt, ist, dass sich alle deutschen Vereine außer dem FC Bayern damit abgefunden haben, Durchlauferhitzer für ambitionierte Teams in England, Spanien, Italien und Frankreich zu sein. Selbst bei Vereinen wie Leverkusen und RB Leipzig fehlt jeder Widerstand, sobald die Summe nur hoch genug ist.

So verliert man jeden Respekt anderer Vereine und – viel schlimmer – die Achtung der eigenen Spieler. Natürlich kann man argumentieren, dass ein Verein klug sei, einen 18jährigen für 15 Millionen aus Frankreich oder Portugal zu verpflichten, um ihn dann nach einem Jahr für 50 nach England weiterzuleiten.

Investoren

Gern heißt es als Ausrede, die englische Eliteliga habe einen Vorteil, nämlich den der Sprache. Daher hätten Übertragungen der Premier League mit weltweiter Reichweite viel bessere Chancen auf Vermarktung.

Neu ist mir, dass Fußballer Belangreiches sprechen und dass wegen der englischen Sprache englischer Fußball geschaut werde. Nicht wegen der Sprache ist die noch in den 1980er/90ern daniederliegende Liga auf der Insel erblüht, sondern wegen ihrer finanziellen Ausrichtung. Bereits früh öffnete man die Türen für weltweite Investoren. Der FC Chelsea hat einen russischen Oligarchen, Manchester City wohlhabende Araber, Leicester City ostasiatische Investoren.

Die für England typische Art, pragmatisch den Tatsachen in die Augen zu schauen, hat die Grundlage für das Aufblühen gelegt. Während man in Deutschland bis heute aus Gründen der Risikoaversion und einer Kapitalismuskritik externes Geld verschmäht, oft verpackt in krude Anstandsdebatten, hat man hierzulande zusehends an Boden verloren.

Die deutsche Liga schwächelt. In den vergangenen fünf Jahren erreichte keine Mannschaft auch nur das Finale von Champions- oder Europa League. In Spanien und England spielt die Musik.

TV Gelder

Die Entscheidung, sich zu öffnen, hat dazu geführt, dass die Premier League auch für Zuschauer interessant ist – und zwar weltweit. Ich empfehle, sich das Duell FC Liverpool gegen Manchester City der abgelaufenen Saison anzusehen und es mit Bundesligaspielen zu vergleichen. Warum sollte ich für eine Übertragung der Bundesliga noch monatlich horrende Gebühren bezahlen, wenn die Post in England und Spanien abgeht und inzwischen auch die italienische Liga mächtig aufrüstet. Man sehe sich den Kader von Juventus Turin für die kommende Saison an. Da treten sich in der Offensive Dybala, Higuain, Cristiano Ronaldo und Mandzukic auf die Füße.

Nicht mehr am Ende der Nahrungskette

Der FC Bayern lebte lange vom Mythos, jeden zu behalten und jeden zu bekommen, der nicht allzu teuer war. Das war einmal.

Die Spieler fühlen, dass die Bundesliga zunehmend irrelevant wird. Bei Lewandowski hatte man sich umständlich die Bezichtigung ausgedacht, er sei der „beste Mittelstürmer Europas“, komischerweise ohne internationale Titel. Da nun Harry Kane und Mbappé viel jüngerer und besser sind, wird klar, dass es sich dabei um einen frommen Selbstbetrug handelte. Lewandowski schoss seine Tore stets gegen recht mittelmäßige Gegner. Selbst er will jetzt Bayern verlassen. Daneben auch noch mit James Rodriguez der beste Spieler der abgelaufenen Saison.

Borussia Dortmund hat durch Transfers während der vergangenen 12 Monate rund 200 Millionen Euro eingenommen und kaum investiert. Die Folge: die verbliebenen Spitzenspieler wollen ebenfalls weg.

Die Folge: die Liga wird unattraktiver. Warum sollte man dann noch 50 Euro monatlich für Live-Übertragungen berappen, wenn der FC Bayern mit einer schwächer werdenden Mannschaft dennoch mit 20 Punkten Vorsprung die Saison abschließt? Und all das, weil man dummerweise Investoren vergrault, die man dringend benötigte, um Topleute zu halten.

Quintessenz

Anderenorts, besonders in England, zahlt sich die riskante Vorgehensweise der vergangenen Jahre aus. Wie ein Magnet drängen die Spitzenspieler aller Welt zu den entsprechenden Vereinen.

Die alte Weisheit in wirtschaftlicher Hinsicht erweist sich als wahr: wer nichts riskiert, verliert am meisten.

Außerdem kann es spiegelbildlich für deutsche Befindlichkeiten verstanden werden: Großprojekte und große Würfe finden jenseits unserer Grenzen aufgrund unseres pathologischen Sicherheitsdenkens statt, aber leider nicht mehr bei uns.

 

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