Der Alpenwald. Eine Natur- und Kultur-Beschreibung aus 20 Perspektiven, Benevento, Wals bei Salzburg, ISBN: 978-3-7109-0141-6, 78 EURO (D)
Der Wald der Alpen hat unzählige Aufgaben: Er ist Lebensraum, Ressource, Schutz, Speicher, Erholungsraum und Fluchtpunkt. Die Wälder der Alpen sind besonders artenreich und bieten zahlreichen Pflanzen und Tieren den letzten Lebensraum in Europa.
Durch den Klimawandel verschieben sich die Vegetationsnormen, für die Pflege der Wälder und die Nutzung der Waldprodukte werden neue Regeln aufgestellt, das ökologische Gleichgewicht kommt in Bewegung, die Ökosystembelastungen der Alpenwälder rücken in den Fokus. Traditionelle Nutzungen des Alpenraumes für die Waldbearbeitung auf den Almen oder die Weidetierhaltung werden Grenzen sichtbar, neue Möglichkeiten tun sich auf.
Die Autorinnen und Autoren bringen uns den ungeheuren Schatz des Alpenraums aus vielen Perspektiven näher und machen deutlich, warum dessen Erhaltung für uns alle so wichtig ist.
Im ersten Kapitel werden Daten und Fakten zum Alpenwald geliefert und auf einer geografischen Karte gezeigt, wo welche Wälder wachsen. Böden und Klima an den verschiedenen Standorten folgen danach. Geschichte und Gegenwart der Alpenwälder und der Lebensraum für Bäume seit der letzten Eiszeit folgen danach. Anschließend werden in Porträts die prägenden Bäume des Alpenwald wie die Esche, die Fichte oder die Flaumeiche vorgestellt. Hintergrundwissen, wie sich natürliche Waldgesellschaften zusammensetzen und welche Baumsorten daran beteiligt sind, wird danach ausgeführt.
Was der Wald für die Gesundheit leistet, wird danach in einigen Punkten erläutert: Zum Beispiel die Beruhigung von Geist und Seele des Menschen oder die Steigerung von Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer beim Wandern. Ferner wird der Weg zu einer nachhaltigeren Forstwirtschaft beschrieben. Der Alpenraum ist der Lebensraum vieler Wildtiere, davon werden in Porträts zum Beispiel der Auerhahn, der Rothirsch oder der Siebenschläfer vorgestellt. Die Jagd im Alpenwald und seine Grenzen kommen dann zur Sprache, bevor die traditionsreiche Küche mit vielen Zutaten aus dem Alpenraum behandelt wird.
Holz als wertvoller Rohstoff für das Wohlbefinden, die Architektur und den Wohlstand der Alpenbewohner ist dann das Thema. Weiter geht es mit einer Geschichte einer über 200 Jahre alten Tiroler Haselfichte und ihre Verwandlung in ein Streichinstrument. Anhand des Beispiels des Salzkammergutes und Salzburg gibt es dann eine forstwirtschaftliche Geschichte mit Glossar am Ende. Die Holzbringung mit Pferden und Maschinen wie Seilbahnen an die Forststraßen wird dann präsentiert.
Der Wald in der Literatur wird dann an verschiedenen Beispielen dargestellt. Die Ökosystemleistungen der Wälder der Alpen und die Gefahren durch Eingriffe des Menschen werden dann thematisiert. Wie Pecher aus Föhren Harz gewinnen, wird anschließend skizziert.
Berggipfel und Bergwälder sind Sehnsuchtsorte für Wanderer, Kletterer, Naturliebhaber und Wintersportler. Die Segnungen des Tourismus hat aber auch die Kehrseite der Waldschäden. Diese Ambivalenz wird im Folgenden auch an der Geschichte des Alpentourismus deutlich gemacht. Die dreizehn Nationalparks im Alpenraum und ihre Funktionen mitsamt einer geografischen Übersicht stehen dann im Vordergrund. Michael Köhlmeier schließt den opulenten Band mit einer persönlichen Erzählung über seine Großmutter und eine ganz besondere Tanne.
Im Anhang werden noch benutzte und weiterführende Quellen (Links, Bücher, Aufsätze und Kartenmaterial) aufgelistet und die Autoren vorgestellt.
Dieses opulente Buch ist eine Mischung zwischen informativen Text und tollen, teils spektakulären Bildern. Leider sind zwei Kapitel wegen der Wahl grauen Untergrundes schwer zu lesen. Bei dem Kapitel über die Gesundheit des Waldes hätte auch Wissen der Waldapotheke wie selbst hergestellte Salben, Einreibungen, Säften, Tropfen, Ölen und Tinkturen und ihre Bestandteile mehr Aufmerksamkeit verdient.
Bis auf diese Nuancen werden alle verschiedenen Perspektiven, die versuchen, ambivalente Interessen darzulegen und die Zukunft des Alpenwaldes für mehr Nachhaltigkeit aufzuzeigen, sichtbar gemacht und der Wald als existentielles Ökosystem für die Menschen hervorgehoben.