Der Allrounder Johann Sebastian Bach – Zum 340. Geburtstag des Sohnes der Stadt Eisenach

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Leben, Werk und Vermächtnis

Johann Sebastian Bach gilt heute als einer der größten Komponisten der Musikgeschichte. Seine Musik ist Ausdruck tiefster Spiritualität, technischer Perfektion und künstlerischer Vision. Der deutsche Komponist prägte mit seinem Werk die Musik des Barocks nachhaltig und beeinflusste Generationen von Musikern bis in die Gegenwart.

Frühe Jahre (1685–1703)

Johann Sebastian Bach wurde am 31. März 1685 in Eisenach geboren. Er entstammte einer weitverzweigten Musikerfamilie – über sieben Generationen hinweg waren mehr als 50 Mitglieder der Familie als Musiker tätig. Der Vater, Johann Ambrosius Bach, war Stadtpfeifer, und auch seine Onkel waren Musiker, was dem jungen Sebastian früh eine musikalische Ausbildung ermöglichte.

Nach dem frühen Tod beider Eltern – die Mutter starb 1694, der Vater 1695 – wurde Bach von seinem älteren Bruder Johann Christoph Bach aufgenommen, einem Organisten in Ohrdruf. Dort erhielt er seine erste fundierte musikalische Ausbildung. Schon in jungen Jahren zeigte sich sein außergewöhnliches Talent. Er kopierte Werke großer Meister – oft heimlich bei Nacht, da der Bruder ihm das verboten hatte.

„Ich habe fleißig sein müssen; wer ebenso fleißig ist, wird es ebenso weit bringen können.“

– Johann Sebastian Bach

Ausbildung und erste Anstellungen (1703–1717)

1703 begann Bach seine berufliche Laufbahn als Violinist am Hofe von Weimar. Noch im selben Jahr wechselte er als Organist an die Neue Kirche in Arnstadt. Hier entstand früh eine Spannung zwischen seinem künstlerischen Anspruch und den begrenzten Möglichkeiten seines Umfelds – ein Muster, das sich durch sein Leben ziehen sollte.

1707 wechselte er nach Mühlhausen, wo er Maria Barbara Bach heiratete, eine entfernte Cousine. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor, darunter Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel Bach, die selbst bedeutende Komponisten wurden.

1708 wurde Bach Hoforganist und später Konzertmeister in Weimar. In dieser Zeit entstanden viele seiner berühmten Orgelwerke, darunter die „Toccata und Fuge in d-Moll“, BWV 565 – ein Werk, das später als Inbegriff barocker Orgelkunst gelten sollte.

„Bach ist Anfang und Ende aller Musik.“

– Max Reger (Komponist)

Köthen – weltliche Meisterwerke (1717–1723)

1717 folgte Bach einem Ruf an den Hof des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen. Dort war er Kapellmeister. Da der Hof calvinistisch geprägt war, spielte die Kirchenmusik eine untergeordnete Rolle, was Bach Gelegenheit gab, sich der Instrumentalmusik zu widmen. In dieser Zeit entstanden die berühmten „Brandenburgischen Konzerte“, die „Englischen“ und „Französischen Suiten“, das „Wohltemperierte Klavier“ (Teil I) und viele Kammermusikwerke.

1720 starb seine Frau Maria Barbara überraschend. Ein Jahr später heiratete Bach die Sopranistin Anna Magdalena Wilcke. Mit ihr hatte er 13 weitere Kinder, von denen viele jedoch früh starben.

Leipzig – das große geistliche Werk (1723–1750)

1723 wurde Bach zum Thomaskantor in Leipzig berufen – ein Amt, das er bis zu seinem Tod 1750 innehatte. Diese Lebensstation war geprägt von einer unglaublichen Schaffenskraft, aber auch von wiederkehrenden Auseinandersetzungen mit den Leipziger Stadträten.

In Leipzig komponierte er die meisten seiner großen Kirchenkantaten, Passionen und Oratorien. Zu den bedeutendsten Werken dieser Zeit gehören:

Johannes-Passion (1724)

Matthäus-Passion (1727)

Weihnachtsoratorium (1734/35)

Messe in h-Moll (vollendet um 1749)

Seine Musik verband tiefste theologische Reflexion mit musikalischer Komplexität. Bach sah sich selbst nie als „Künstler“, sondern als Werkzeug Gottes.

„Die Musik ist eine Gabe und Geschenk Gottes.“

– Johann Sebastian Bach

„Wenn ich Bach höre, sehe ich Gott auf der Arbeit.“

– Albert Einstein

Zugleich bildete Bach seine Schüler aus und veröffentlichte didaktische Werke wie das „Musikalische Opfer“ und „Die Kunst der Fuge“. Diese Werke gelten heute als Gipfelpunkte der kontrapunktischen Schreibkunst.

Späte Jahre und Tod

In den letzten Lebensjahren erblindete Bach nach mehreren Augenoperationen. Dennoch arbeitete er bis zuletzt an der Vollendung seiner Werke. Am 28. Juli 1750 starb er in Leipzig, vermutlich an den Folgen eines Schlaganfalls.

Sein Tod markierte das Ende einer Ära. Zwar geriet seine Musik nach seinem Tod für einige Jahrzehnte weitgehend in Vergessenheit, doch Musiker wie Felix Mendelssohn Bartholdy entdeckten sie im 19. Jahrhundert wieder und leiteten eine Bach-Renaissance ein.

„Nicht Bach, sondern Meer sollte er heißen!“

– Ludwig van Beethoven

Vermächtnis

Heute gilt Johann Sebastian Bach als „Vater der Musik“. Seine Werke sind fester Bestandteil der klassischen Ausbildung, seine Kompositionen werden weltweit aufgeführt und analysiert. Sein Einfluss ist unermesslich: von Mozart, Beethoven, Brahms über Schönberg bis zu heutigen Komponisten – Bachs Musik bleibt ein unerschöpflicher Quell der Inspiration.

„Bach ist der größte musikalische Architekt aller Zeiten.“

– Pablo Casals (Cellist)

Johann Sebastian Bach lebte ein Leben voller Hingabe, Disziplin und Gottvertrauen. Er schrieb Musik nicht zur Selbstdarstellung, sondern zur „Ehre Gottes und der Erquickung des Gemüths“, wie er viele seiner Werke signierte – mit den Initialen „S.D.G.“ (Soli Deo Gloria – Gott allein die Ehre).

Sein Werk ist nicht nur musikalisches Erbe, sondern spirituelles Zeugnis. In seiner Kunst begegnen sich Struktur und Seele, Ordnung und Emotion – ein wahrhaft universales Genie.

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