Neben Bertolt Brecht (1898-1956), der im Oktober 1948 von Zürich nach Ostberlin gezogen war und 1956 dort starb, war der Schlesier Peter Hacks der einzige DDR-Dramatiker, der auch auf westdeutschen Bühnen Erfolge feiern konnte.
Geboren am 21. März 1928 in der Landeshauptstadt Breslau, wo Vater Karl Hacks als Rechtsanwalt tätig war, wurde er noch 1944 zur „Wehrmacht“ eingezogen und geriet in amerikanische Gefangenschaft. Nach der Entlassung legte er sein Abitur in Wuppertal ab, während seine Eltern nach der Flucht aus Schlesien in Dachau lebten. Er studierte dann in München Germanistik und Theaterwissenschaft und wurde 1951 mit einer Arbeit über „Das Theaterstück des Biedermeier (1815-1840)“ promoviert.
Als freier Schriftsteller in München 1951/55 schrieb er Texte fürs Kabarett und hatte Erfolg mit seinem zweiten Theaterstück „Eröffnung des indischen Zeitalters“ (1954), das nach der Uraufführung am 17. März 1955 in den Münchner Kammerspielen mit dem Dramatiker-Preis der Stadt München ausgezeichnet wurde. Das „indische Zeitalter“ ist für den jungen, an den Stücken Bertolt Brechts geschulten Dramatiker, dessen Stücke er in Münchner Theatern gesehen hat, der Beginn des Kapitalismus, was mit Ausbeutung und nie zu befriedigender Gier nach Reichtum verbunden ist.
Nach der Übersiedlung von München nach Ostberlin mit seiner Ehefrau Anna Elisabeth Wiede am 16. Juli 1955 hat Peter Hacks wenig Erfolg mit seinen die DDR-Gegenwart aufgreifenden Theaterstücken „Die Sorgen und die Macht“ (1959) und „Moritz Tassow“ (1965), weshalb er sich, von der Kritik scharf angegriffen, von der Bewältigung sozialistischer Gegenwart verabschiedete und in die Bearbeitung von Stoffen aus der Antike und der deutschen Klassik auswich. Das haben nach ihm auch andere DDR-Autoren so gehandhabt. Auf diese Weise sind rund 35 Stücke entstanden, deren bekanntestes auch sein größter Erfolg war „Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe“ (1974), das 1976 im Staatsschauspiel Dresden uraufgeführt und danach von zahlreichen Bühnen in Westdeutschland übernommen wurde.
Die umfangreiche Biografie Roland Webers „Peter Hacks. Leben und Werk“ (608 Seiten) erschien 2018 im Berliner Eulenspiegel-Verlag und zeichnet alles Lebensstationen des Autors genauestens nach, auch die Kinder- und Jugendjahre in der Landeshauptstadt Breslau. Auf den Seiten 17 bis 25 erfährt man Einzelheiten über Spaziergänge mit dem Vater im 1785 angelegten Scheitniger Park, über den acht Jahre älteren Bruder Jakob, über die Einberufung zur „Wehrmacht“, der er sich durch Flucht zu entziehen suchte. Auf Seite 20 wird der Jahrzehnte später in den Vereinigten Staaten hochgeachtete Historiker Fritz Stern (1926-2016) genannt, mit dessen Vater, dem jüdischen Arzt Dr. Rudolf Stern, Karl Hacks befreundet war.