Es liegt in der Natur des Menschen, Kunstwerke zu schaffen und zu vernichten. Vernichtet werden die Kunstwerke meist nicht vom Künstler selber, sondern in böser Absicht von Menschen, die das Kunstwerk nicht anspricht, und sei es aus religiösen Motiven.
Zerstört werden gerne Bilder, Skulpturen, Fenster und Gebäude. Kulturhistorisch hat die Bücherverbrennung einen herausragenden Platz, deren Anfänge weit vor der Erfindung der Buchdruckerkunst zurückreichen.
Zur Vernichtung von Büchern eignet sich auf Grund ihrer Beschaffenheit hervorragend das Feuer. In Zeiten der Ökologie und der Political Correctness werden Bücher recycelt, wobei die Gefahr besteht, dass sich das Vernichten ständig erneuert. Im vordigitalen Zeitalter wurde zuweilen erfolgreich versucht, den Inhalt der Bücher der Vergessenheit anheim fallen zu lassen. Digitale Schriften und E-Bücher lassen sich nicht vernichten, da es keine Originale gibt. Das Vernichten richtet sich nicht allein und so sehr auf den Inhalt des Buches, sondern gegen Autor und Leserschaft.
Bereits vor der Erfindung der Buchdruckerkunst wurden Bücher religiösen Inhalts öffentlich dem Feuer übergeben, die den Glaubensvorstellungen der herrschenden Mehrheit widersprachen. Den Ketzern – so nennt man bis heute die Anhänger einer religiösen oder areligiösen Glaubensminderheit – wurde ihr Schicksal deutlich vor Augen geführt. 1933 fanden in Deutschland von der damaligen Regierung gesponserte Bücherverbrennungen statt, worauf die Autoren für vogelfrei erklärt wurden. Ihr Leben war weniger wert als das dünnste ihrer Bücher. Nachdem Trotzkis Werke aus den Regalen der sowjetischen Büchereien verschwunden waren, dauerte es nicht lange bis zum Ableben des revolutionären Autors mit Hilfe einer Axt, die seinen Schädel spaltete. Salman Rushdies „Satanischen Verse“ wurden nicht nur in islamischen Ländern verboten, sodass großangelegte Bücherverbrennungen ausfielen. Rushdies potentiellem Mörder wird noch heute von tiefreligiösen Muslimen der direkte Zugang zum Paradies ohne jegliche Umwege vorgegaukelt.
In dieser guten Tradition fordert die Berlin Biennale die Vernichtung des Buches „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin. Die Vernichtung soll durch Recyceln erfolgen. In guter Tradition findet die vom Staat gesponserte Vernichtung öffentlich und öffentlichkeitswirksam statt.
http://www.berlinbiennale.de/blog/news/%e2%80%9edeutschland-schafft-es-ab%e2%80%9c-%e2%80%93-buchsammelaktion-17483
Zweierlei ist anzufügen.
Sollten Sie, lieber Leser, über kein Exemplar des Buches „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin verfügen, so können Sie es in jeder gut sortierten Buchhandlung käuflich erwerben.
Sollten Sie, lieber Leser, zu der Minderheit gehören, die das Buch gekauft und gelesen hat, und deshalb nicht verstehen, warum es öffentlich und staatlich subventioniert vernichtet werden soll, so möchte ich Ihr Augenmerk auf folgenden nachlesbaren Satz des Büchervernichtungskünstlers lenken:
„Ab einem bestimmten Moment ist es nicht mehr wichtig, was die Qualität oder wahre Intention eines Buches ist, sondern welchen Effekt es in der deutschen Gesellschaft hat.“
Dieser Satz ist nicht zur logischen Nachahmung empfohlen. Das öffentliche Vernichten von Bibel und Koran wird in Deutschland strafrechtlich geahndet!
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