Seit Wochen und Monaten hat das neuartige Corona Virus SARS-CoV-2 und die von ihm verursachte Lungenerkrankung COVID-19 Deutschland, Europa und Nordamerika fest im Griff. Und plötzlich rückt eine Berufsgruppe in den Fokus der Öffentlichkeit wie nie zuvor: die Virologen. Die Gesichter der Bekanntesten ihrer Zunft kennen inzwischen die meisten von uns, ihrem Urteil kommt in Corona-Zeiten besondere Bedeutung zu. JFB hat Deutschlands bekannteste Virologen einem Vergleich unterzogen in Bezug auf ihre fachliche Qualifikation, ihre kommunikativen Fähigkeiten und wem die Bevölkerung am meisten Vertrauen entgegenbringt.
A. Die fachliche Qualifikation
Betrachten wir also zunächst die rein fachliche Qualifikation unserer Top-Virologen.
Christian Drosten
Christian Drosten (Jahrgang 1972, verpartnert, ein Sohn (Jg. 2017), lebt in Berlin Prenzlauer Berg, spielt Gitarre) wuchs auf einem Bauernhof im Emsland auf, studierte ab 1992 zunächst Chemietechnik und Biologie in Dortmund und Münster, ab 1994 dann Humanmedizin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. 2003 wurde er mit summa cum laude (1: mit höchstem Lob) zum Doktor der Medizin promoviert, 2006 macht er seinen Facharzt für Virologie, Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie. 2007, mit 35, erhielt er eine Professur und leitete bis 2017 das Institut für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, dann folgte er einem Ruf an die Charité in Berlin, eine der größten Universitätskliniken Europas, wo er das Institut für Virologie leitet.
Drosten gehört zu den Mitentdeckern des SARS-assoziierten Coronavirus (SARS-CoV). Mit Stephan Günther gelang ihm 2003, wenige Tage nach der Identifizierung und noch vor den Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta die Entwicklung eines diagnostischen Tests auf das neu identifizierte Virus. Seine Erkenntnisse zu SARS stellte Drosten der Wissenschaftsgemeinde über das Internet sofort zur Verfügung, noch bevor sein Beitrag im Mai 2003 im New England Journal of Medicine erschien. Dies wurde u. a. von Nature, der neben der US-amerikanischen Science weltweit angesehensten Zeitschrift für Naturwissenschaften besonders gewürdigt.
Für das erstmals im Dezember 2019 aufgetretene Coronavirus SARS-CoV-2 entwickelte die von Drosten geleitete Forschungsgruppe ebenfalls den weltweit ersten Diagnostiktest und stellte diesen Mitte Januar 2020 frei zur Verfügung. Außerdem publizierte sie das sequenzierte Genom aus in Deutschland gewonnenen Proben. Chrstian Drosten setzt sich für die transparente Verbreitung von wissenschaftlichen Daten ein und publiziert darum in Fachzeitschriften wie Eurosurveillance, wo alle Artikel online frei verfügbar sind. Science zählt ihn zu den „weltweit führenden Experten im Hinblick auf Coronaviren“.
Ende 2003 wurde Drosten zusammen mit Stephan Günther für die „Identifizierung des SARS-Coronavirus und Etablierung eines schnellen diagnostischen Testsystems“ mit dem Preis der Werner Otto Stiftung zur Förderung der medizinischen Forschung ausgezeichnet. 2004 erhielt er den GlaxoSmithKline-Förderpreis für Klinische Infektiologie, den Abbott Diagnostics Award der European Society for Clinical Virology, den bioMérieux Diagnostics Award der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie und den Postdoktorandenpreis für Virologie der Robert-Koch-Stiftung. 2005 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, da er mit Stephan Günther als einer der ersten einen diagnostischen Test für das Coronavirus Sars-CoV entwickelte. 2020 wurde er mit einen einmaligen Sonderpreis für „herausragende Kommunikation der Wissenschaft in der Covid19-Pandemie“ des Communicator-Preises ausgezeichnet.
Alexander S. Kekulé
Alexander S. Kekulé (Jg. 1958, Sohn der Autorin Dagmar Kekulé und des Filmemachers Wolfgang Urchs, hatte 1968 als Kind die Hauptrolle in dem Film Bübchen, verheiratet, Vater von fünf Kindern) studierte bis 1987 Philosophie, Biochemie und Humanmedizin an der Freien Universität Berlin und an der Ludwig-Maximilians-Universität München, arbeitete kurz für die Unternehmensberatung McKinsey & Company in New York City (USA) und forschte dann von 1988 bis 1993 am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried (Bayern). 1990 wurde er in Biochemie an der Freien Universität Berlin und 1992 in Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert.
1993 habilitierte er sich in Medizinischer Mikrobiologie/Virologie an der Technischen Universität München. Kekulé ist Facharzt für a) Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie sowie b) für Laboratoriumsmedizin. Von 1997 bis 1998 war er stellvertretender Leiter des Instituts für Virologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 1999 (mit 41) folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Virologie an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Kekulés Forschungsschwerpunkte sind Infektionskrankheiten, biologischer Bevölkerungsschutz und Bioethik. Auf der Suche nach den molekularen Ursachen von Leberkrebs konnte er 1992 mit seiner Arbeitsgruppe zeigen, dass das X-Gen des Hepatitis-B-Virus eine Signalkaskade in der Leberzelle aktiviert, die auch für die Krebsentstehung durch bestimmte Chemikalien verantwortlich ist. Ferner entdeckte er mit seiner Arbeitsgruppe den preS/S-Transaktivator, ein neuartiges Regulatorgen des Hepatitis-B-Virus. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Influenza-Pandemieplanung.
Für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Krebserzeugung durch Viren wurde Kekulé 1990 mit dem Karl-Heinrich-Bauer-Gedächtnispreis für Krebsforschung ausgezeichnet, außerdem 1991 mit dem Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie, ferner mit dem Preis des Verbandes der Chemischen Industrie und 1992 mit dem Hans Popper Award for Basic Research der International Association for the Study of the Liver. 1997 erhielt er den Publizistikpreis der SmithKline Beecham Stiftung.
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit publiziert Kekulé gerne zu gesellschaftlichen und ethischen Aspekten der Naturwissenschaften. Seine Beiträge erschienen unter anderem in der ZEIT, dem SPIEGEL, der Neue Zürcher Zeitung , der Jüdische Allgemeine und dem Tagesspiegel, wo er eine eigene Kolumne hat. Kekulé war früher auch lange Berater der Bundesregierung zum biologischen Bevölkerungsschutz, wird aber wohl die letzten Jahre zunehmend weniger konsultiert, da er inzwischen weniger zu forschen scheint, dafür umso mehr in den Medien sehr präsent ist (Medien- Virologe).
Lothar Wieler
Lothar Wieler (Jg. 1961, verheiratet, zwei erwachsene Töchter) studierte von 1980 bis 1985 an der Freien Universität Berlin und der Ludwig-Maximilians-Universität München Veterinärmedizin. Von 1987 bis 1990 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Abteilung für Pathologie, an der Universität Ulm. 1988 wurde er an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert. Von 1990 bis 1998 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten der Tiere an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo er sich 1996 für das Fach Infektionskrankheiten und Hygiene der Tiere habilitierte. Seit 1997 ist er Fachtierarzt für Mikrobiologie.
Seit 1998 ist Lothar Wieler Professor für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre am Fachbereich Veterinärmedizin der FU Berlin und geschäftsführender Direktor am Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen. Seit März 2015 ist er Präsident des Robert Koch-Instituts. Er forscht zur molekularen Pathogenese und funktionellen molekularen Epidemiologie multiresistenter bakterieller Pathogene.
1997 erhielt er den Nachwuchspreis der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft, 2007 den Hauptpreis der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie und 2016 den Walter-Frei-Preis, Vetsuisse-Fakultät, der Universität Zürich.
Melanie Brinkmann
Melanie Brinkmann (Jg. 1974) studierte Biologie an der Universität Göttingen und an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2004 wurde sie an der Universität Hannover promoviert und mit dem Promotionspreis der Medizinischen Hochschule Hannover ausgezeichnet. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sie sich mit dem Kaposi-Sarkom, einer seltenen, vor allem bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, u. a. bei AIDS auftretende Krebserkrankung, die durch das Herpesvirus HHV-8 ausgelöst wird.
2007 erhielt Melanie Brinkmann den Postdoktorandenpreis für Virologie der Robert-Koch-Stiftung. Von 2006 bis 2010 arbeitete sie unterstützt von einem Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Whitehead-Institut für biomedizinische Forschung in Cambridge, USA. Im Juli 2010 übernahm sie die Leitung der Nachwuchsgruppe „Virale Immunmodulation“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.
2018 wurde Melanie Brinkmann Professorin für Virologie an der Technischen Universität Braunschweig und repräsentiert dort den Forschungsschwerpunkt „Infektionen und Wirkstoffe“. 2016 erhielt sie den Science Award der Signal Transduction Society.
Hendrik Streeck
Hendrik Streeck (Jg. 1977) studierte zunächst Musikwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin, wechselte aber nach der Zwischenprüfung in die Humanmedizin. 2007 wurde er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mit einer Arbeit über HIV zum Doktor der Medizin promoviert. Anschließend ging er als Postdoktorand an die Harvard Medical School zurück, wo er während seines Studiums schon einige Zeit tätig war.
2011 (mit 34) wurde er Assistant Professor an der Harvard Medical School. 2012 erfolgte die Berufung an das United States Military HIV Research Program, wo er die Abteilung der zellulären Immunologie leitete. Zugleich war er Assistant Professor an der Uniformed Services University of Health Sciences und Adjunct Faculty (Lehrbeauftragter) an der Bloomberg School of Public Health der Johns Hopkins University.
2015 (mit 38) folgte Streeck dem Ruf nach Essen, wo er den Lehrstuhl für medizinische Biologie übernahm und im selben Jahr das Institut für HIV-Forschung gründete. 2019 folgte Streeck dem Ruf an die Medizinische Fakultät der Universität Bonn und übernahm dort die Leitung des Instituts für Virologie, das Christian Drosten von 2007 bis 2017 geleitet hatte.
Streeck und seine Forschungsgruppe arbeitet neben dem Thema HIV auch an dem Thema sexuell übertragbare Erkrankungen. Er ist Mitglied im Kuratorium der Deutschen AIDS-Stiftung und wurde im Juni 2019 zum Vorsitzenden ihres Kuratoriums gewählt. 2009 erhielt er den Forschungspreis der Deutschen AIDS-Gesellschaft.
Jonas Schmidt-Chanasit
Jonas Schmidt-Chanasit (Jg. 1979, verheiratet, Vater eines Sohnes und lebt mit seiner Familie in Berlin und Bangkok) studierte von 2000 bis 2006 Humanmedizin an der Charité in Berlin und wurde 2006 mit einer Arbeit über Hantavirusinfektionen zum Dr. med. promoviert. Dabei war er als Gastwissenschaftler an der Kasetsart-Universität in Bangkok tätig. Anschließend arbeitete er am Institut für Medizinische Virologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und habilitierte sich dort 2010 im Fach Virologie.
Seit 2010 leitet er gemeinsam mit Stephan Günther das Kooperationszentrum der WHO für Arboviren und hämorrhagische Fieberviren am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Nach Rufen an die Universitäten Greifswald und Frankfurt am Main ist er seit 2018 Inhaber des Lehrstuhls für Arbovirologie an der Universität Hamburg. Schmidt-Chanasit ist Autor oder Co-Autor von mehr als 200 wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
Die von Schmidt-Chanasit geleiteten Forschungsgruppen befassen sich mit Emerging und Re-Emerging Viruses (z. B. dem Ebola-Virus) Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den durch Stechmücken übertragenen Viren (Arboviren). Er erhielt folgende Auszeichnungen: 2004 den Zondek Prize, Charité Universitätsmedizin, 2007 den Roche-Prophac Award, Roche Diagnostics sowie 2014 den Wissenschaftspreis „Klinische Virologie“, der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten und Gesellschaft für Virologie.
Der h-Index als Kennzahl des weltweiten Ansehens in Fachkreisen
Der h-Index ist eine Kennzahl für das weltweite Ansehen eines Wissenschaftlers in Fachkreisen. Die Kennzahl basiert auf bibliometrischen Analysen, d. h. auf Zitationen der Publikationen des Wissenschaftlers. Ein hoher h-Index ergibt sich, wenn eine erhebliche Anzahl von Publikationen des Wissenschaftlers häufig in anderen Veröffentlichungen zitiert ist. Der h-Index eines Wissenschaftlers kann im Laufe der Zeit nicht sinken, er steigt also im Laufe eines Forscherlebens mit der Zahl seiner Forschungsergebnisse und seiner Veröffentlichungen immer weiter an oder steigt eben nicht mehr, wenn nichts Neues kommt. Der 2005 von dem Physiker Jorge E. Hirsch vorgeschlagene Bewertungsindex wird gelegentlich auch als Hirsch-Index, Hirschfaktor, Hirsch-Koeffizient oder h-number bezeichnet.
- Laut Hirsch sei ein H-Index von 20 nach 20 Jahren Forschungsaktivität das Zeichen eines erfolgreichen Wissenschaftlers.
- Ein H-Index von 40 nach 20 Jahren Forschungsaktivität zeige den außergewöhnlichen Wissenschaftler an, der wahrscheinlich nur in Top-Universitäten und großen Forschungslabors gefunden werden könne.
- Einen H-Index von 60 und höher nach 20 Jahren Forschungsaktivität wiesen laut Hirsch nur einzigartige Persönlichkeiten auf.
h-Index von Virologen
- Prof. Christian Drosten (47 J.): laut Google-Schoolar 90
- Prof. Alexander S. Kekulé (61 J.): laut Scopus 14
Von allen anderen konnte ich leider keinen h-Index eruieren. Doch betrachten wir nun die kommunikativen Fähigkeiten unserer Top-Virologen.
B. Wie professionell und verantwortungsvoll sind die Virologen in ihrer Kommunikation in den Medien?
Mitte/Ende April nahm die promovierte Chemikerin und Wissenschaftsjournalisten Mai Thi Nguyen-Kim die Kommunikation von drei deutschen Top-Virologen: 1. Christian Drosten, 2. Hendrik Streeck und 3. Alexander S. Kekulé etwas genauer unter die Lupe. Während sich Wissenschaftler primär mit dem „What?“ (Fakten) befassen, machte Mai dabei deutlich, wünschen sich die Laien primär eine Einordnung von ihnen, nämlich ein „So what?“ (Was bedeutet das für mich? Was soll ich tun?, also konkrete Handlungsansweisungen statt reinem Wissen). Hoch komplexe Aussagen müssten daher von Wissenschaftler so kommuniziert werden, dass sie für Nicht-Wissenschaftler verständlich werden.
Christian Drosten geht verantwortungsbewusst mit seinem Expertenstatus um
Eine exzellente Bewertung bekam hierbei Professor Dr. Christian Drosten. Dieser sei nicht nur ein absoluter Experte auf dem Fachgebiet der Coronaviren, sondern verstehe es auch, wissenschaftliche Tiefe in den Medien ausführlich genug darzustellen, so etwa in seinem NDR-Podcast. Gleichzeitig mache er deutlich, wann immer etwas nicht seinem Fachgebiet entspricht oder man sich auf einer anderen Ebene als der der Wissenschaft bewege.
Dabei kommt Mai zu dem Gesamtergebnis: „Zusammengefasst finde ich Herrn Drostens Wissenschaftskommunikation sehr gelungen, er geht verantwortungsbewusst mit seinem Expertenstatus um.“ Deshalb sei es auch wichtig, dass er weiterhin die Zusammenarbeit mit den Medien suche und sich nicht von Verkürzungen oder einem Kult um seine Person davon abbringen lasse.
Hendrik Streeck verkürzt seine Aussagen
Zu Professor Dr. Hendrik Streeck sagt die Wissenschaftsjournalistin: „In seiner Kommunikation ist er nicht immer so vorsichtig wie Drosten.“ So treffe er mitunter verkürzende Aussagen, die das Vertrauen von Laien in die Wissenschaft erschüttern würden – etwa bei Markus Lanz, dass Modellrechnungen wie Kartenhäuser in sich zusammenbrechen könnten. Die Ergebnisse aus seiner Studie seien auf einen Ort beschränkt – vieles in der Kommunikation seiner Studie durch die Medien habe nahe gelegt, dass die Ergebnisse für ganz Deutschland gelten würden.
Außerdem seien daraus verfrüht Handlungsempfehlungen für die Politik abgeleitet worden. Dass Fehler in der Kommunikation vor allem der von ihm genutzten Agentur Storymachine zu Laste gelegt wurden, mag Nguyen-Kim nicht als Argument gelten lassen. Streeck und sein Team müssten immer noch sicherstellen, dass ihre Ergebnisse richtig dargestellt würden. Und sie meint zusammenfassend: „Professor Streeck mag sauber und ordentlich in seiner Arbeit sein, in seiner Kommunikation ist er es leider nicht.“
Sehr klare Handlungsempfehlungen von Alexander Kekulé, doch was ist mit den wissenschaftlichen Grundlagen hierfür?
Man könne nicht von der Hand weisen, dass Professor Kekulé virologische und epidemologische Fachexpertise habe, so Nguyen-Kim über Prof. Dr. Alexander Kekulé. Doch eine Recherche ihres Teams ergab, dass im Hinblick auf seine Expertise zur aktuellen Situation viele Fragen offen bleiben: „Wir hatten teilweise Probleme, die wissenschaftlichen Grundlagen für seine sehr klaren Ansagen nachzuvollziehen.“
Aufgefallen seien dabei etwa Vorschläge Kekulés, eine kontrollierte Durchseuchung von 34,5 Millionen Menschen innerhalb von drei Monaten erreichen zu wollen. Zusammenfassend meint Nguyen-Kim: „Wenn schon das ‚Was‘ (also die wissenschaftliche Grundlage) an sich nicht schlüssig ist, wäre ich sehr vorsichtig, so klare Handlungsempfehlungen zu machen.“
Virologen-Vergleich von Mai Thi Nguyen-Kim
C. Und welchen Virologen vertrauen die Bürger am meisten?
Die BILD machte schon Anfang April eine Online-Umfrage, an der innerhalb von Stunden über 60.000 Menschen teilnahmen. Die Fragestellung lautete dabei: „Welchem Virologen vertrauen Sie am meisten?“. Hier das Ergebnis:
- Christian Drosten: 37 %
- Hendrik Streeck: 31 %
- Alexander Kekulé: 16 %
- Lothar Wieler: 6 %
- Jonas Schmidt-Chanasit: 4 %
- Melanie Brinkmann: 3 %
- Marylyn Addo: 3 %
Dabei resümiert die BILD: „Klarer Gewinner: Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité. 37 Prozent der Leser sprachen Deutschlands oberstem Virenjäger ihr Vertrauen aus. Auf Platz zwei folgt Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie am Uni-Klinikum Bonn. Seine Popularität liegt sicherlich auch daran, dass er eine Rückkehr zur Normalität fordert, etwas, das sich derzeit viele wünschen.“
Quelle: Jürgen Fritz