Das Glück des Wiedersehens – Live-Neustart an der Bayerischen Staatsoper: Herzen und Jubel mit Zugaben

Wo sich die Türen öffnen, öffnen sich auch die Herzen, Foto: Hans Gärtner

Donnerstag, der Dreizehnte: ein Glückstag im Mai des Corona-gebeutelten Jahres 2021, jedenfalls für die Bayerische Staatsoper. Sie brachte 700-faches Live-Erlebnis-Glück mit einer konzertanten Aufführung von Richard Wagners „Walküre“. In Klammern stand, gar nicht Wagner-gerecht, „1. Akt“. Was auf dem Programmzettel in „1. Aufzug“ korrigiert wurde. Dauer: anderthalb Stunden, um 20 Minuten verlängert durch drei Zugaben. Dirigent Asher Fisch setzte sich nach Programmende – ob spontan oder durch den Jubel des begeisterten Publikums dazu veranlasst – an den rasch auf die Bühne gerollten Flügel, um drei Zugaben zu begleiten. Das leider konsequent Abstand haltende Wälsungen-Paar Lise Davidsen und Jonas Kaufmann entschied sich für je ein Lied, Hunding Georg Zeppenfeld für die Arie des Morosus „Wie schön ist doch die Musik“ aus der „Schweigsamen Frau“ von Richard Strauss.

War die Wagner`sche Musik denn schön? Asher Fischs auswendig und kapellmeisterhaft geführtes Staatsorchester tat alles, um seine ungünstige Position auf der blanken Bühne klanglich aufzuwerten. Ein gleißender „Ring“, der sich aus dem Graben zu winden beginnt und schon gegen Ende des ersten „Walküre“-Teils mächtig aufflammt, konnte ja nicht erwartet werden. Die drei Protagonisten gaben kühn ihr Bestes. Siegmunds „Winterstürme“ kamen von Kaufmann eher abgeklärt und matt-verschattet als von Lenzes Licht durchsonnt. Hundings finsterer Grant steigerte sich durch Zeppenfelds kernige Basstöne bedrohlich. Mit nicht zu überbietender jugendlicher Strahlkraft stattete die Davidsen ihre Sieglinde aus. Sie war es, die den  Auftakt-Abend der Bayerischen Staatsoper zum gesanglichen Ereignis machte. Auf sie passte, was der Bruder-Geliebte ihr zurief: „Seligstes Weib!“

„Wo sich die Tore öffnen, öffnen sich auch die Herzen“, konstatierte eingangs verzückt Noch-Intendant Nikolaus Bachler. Dazu passend verteilte man 30 Gramm schwere rot eingepackte Schokolade-Herzen mit dem aufgeklebten Tamino-Zitat „Welch Glück, wenn wir uns wieder seh`n“. Jede*r Beschenkte darf „wenn“ durch „dass“ ersetzen.

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.