Das Comeback der SPD in Niedersachsen

Stephan Weil, Quelle: Stephan Weil, SPD Niedersachsen

Die Partei von Ministerpräsident Weil liegt bei der Landtagswahl vor der CDU. Die Grünen verlieren deutlich, die AfD schneidet schwächer als erwartet ab.

Gesichtsverlust im Bund, aber Wahlgewinner in Niedersachsen. Während die Bundes-SPD nach Canossa geht, können die Genossen im Norden wieder aufatmen. Der Wahlgewinner vom 15. Oktober ist Ministerpräsident Stephan Weil. Drei Wochen nach der Bundestagswahl ist die SPD zurück und Merkel erneut vor den Kopf gestoßen. Während die Genossen feiern, ist die Stimmung im Adenauerhaus trist und zermürbt. Statt Champagner und Häppchen, Graubrot und enttäuschte Gesichter. Die zweite Watsche in Folge, ein verspielter Sieg nach dem anderen. Dabei kam Merkel gleich drei Mal zur Flankendeckung nach Niedersachen.

Während die Merkel-CDU trauert, bekamen die Sozialdemokraten bei der Landtagswahl am Sonntag die meisten Stimmen. CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann muss sich mit Platz zwei begnügen. Wahlverlierer sind die Grünen, die erhebliche Stimmverluste hinnehmen mussten. Wenngleich die AfD auf der Zielgeraden – nicht wie vor drei Wochen noch – den Endspurt für sich entscheiden konnte, wird sie erstmals in den niedersächsischen Landtag einziehen.

Nach den ersten Prognosen kommt die SPD auf 37 bis 37,5 Prozent (2013: 32,6), die CDU auf 35 Prozent (36,0). Die Grünen liegen bei nur 8 bis 8,5 Prozent (13,7), die FDP kommt auf 7 bis 7,5 Prozent (9,9). Die bei der Landtagswahl vor vier Jahren noch nicht existente AfD erringt 5,5 Prozent. Die Linken hingegen werden wohl im Landtag erneut fehlen, sie kommen nur auf 4,5 bis 4,8 Prozent (3,1).

Nach dem Verlust der CDU in Hannover werden die Verhandlungen mit der FDP und den Grünen im Bund für die Kanzlerin immer schwerer, zumal diese bei ihren letzten Auftritten in Niedersachsen die Grünen als Verbotepartei kritisierte. Aber auch die Koalitionsbildung in Niedersachsen selbst könnte schwierig werden. Die FDP rutscht nach der aktuellen Umfrage um einen Prozentpunkt nach unten und steht gemeinsam mit den Grünen bei 9 Prozent. Zeitgleich sind die Sozialdemokraten laut der letzten Umfrage an der CDU vorbeigezogen.

Die Wahl in Niedersachsen war das erste Stimmungsbarometerund zeitgleich ein Signal für die derzeitige Übergangsregierung in Berlin. Fatal am Ergebnis ist der Verlust der Jamaika-Koalitionäre. Dies zeigt überdeutlich, dass das Wahlvolk im Norden zumindest Jamaika abstraft. Aber auch die AfD kann ihren Siegeszug nur begrenzt genießen, der Norden hat ihren schnellen Vormarsch vorerst gestoppt und die Partei in der politischen realität ankommen lassen. Strahlender Sieger des Abends ist SPD-Chef Martin Schulz, mögliche Rangeleien um seine Nachfolge scheinen vorerst gestoppt. Mit Niedersachsen kann Schulz möglicherweise Parteichef bleiben – gleichwohl der herben Niederlage bei der Bundestagswahl.

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Über Stefan Groß-Lobkowicz 2159 Artikel
Dr. Dr. Stefan Groß-Lobkowicz, Magister und DEA-Master (* 5. Februar 1972 in Jena) ist ein deutscher Philosoph, Journalist, Publizist und Herausgeber. Er war von 2017 bis 2022 Chefredakteur des Debattenmagazins The European. Davor war er stellvertretender Chefredakteur und bis 2022 Chefredakteur des Kulturmagazins „Die Gazette“. Davor arbeitete er als Chef vom Dienst für die WEIMER MEDIA GROUP. Groß studierte Philosophie, Theologie und Kunstgeschichte in Jena und München. Seit 1992 ist er Chefredakteur, Herausgeber und Publizist der von ihm mitbegründeten TABVLA RASA, Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena arbeitete und dozierte er ab 1993 zunächst in Praktischer und ab 2002 in Antiker Philosophie. Dort promovierte er 2002 mit einer Arbeit zu Karl Christian Friedrich Krause (erschienen 2002 und 2007), in der Groß das Verhältnis von Metaphysik und Transzendentalphilosophie kritisch konstruiert. Eine zweite Promotion folgte an der "Universidad Pontificia Comillas" in Madrid. Groß ist Stiftungsrat und Pressesprecher der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung. Er ist Mitglied der Europäischen Bewegung Deutschland Bayerns, Geschäftsführer und Pressesprecher. Er war Pressesprecher des Zentrums für Arbeitnehmerfragen in Bayern (EZAB Bayern). Seit November 2021 ist er Mitglied der Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice. Ein Teil seiner Aufsätze beschäftigt sich mit kunstästhetischen Reflexionen und einer epistemologischen Bezugnahme auf Wolfgang Cramers rationalistische Metaphysik. Von August 2005 bis September 2006 war er Ressortleiter für Cicero. Groß-Lobkowicz ist Autor mehrerer Bücher und schreibt u.a. für den "Focus", die "Tagespost".

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