Heute reden wir vor allem über Hygiene. Die „Handlungshilfen“ der Berufsgenossenschaft für die Branche sind da, Seminare dazu gibt es auch schon, sogar mit Zertifikat. Ein Überblick, was gilt und was nötig ist.
Die Brancheninfos erscheinen gleichzeitig auch auf unserem Blog out-takes zum Nachlesen.
Was beim Dreh unter Corona-Bedingungen zu beachten ist , hat vor einem Monat die Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM) in einer „Branchenspezifischen Handlungshilfe“ zusammengefasst: „Für Kontrollen der Maßnahmen vor Ort ist jeweils eine Aufsicht führende Person vom Unternehmer zu bestellen und diesbezüglich zu unterweisen“, heißt es gleich eingangs bei den Grundsätzen: „Die Person sollte zur Kontrolle und Durchsetzung der Maßnahmen des SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandards mit Weisungsbefugnis ausgestattet werden.“
Online-Seminare zum*r „Hygienebeauftragten für Film-, Fernseh- und Fotoproduktionen“ bietet inzwischen die Dekra-Akademie an, acht Unterrichtsstunden samt Zertifikat für 279 Euro. Das private Unternehmen bietet schon seit Jahren Hygiene-Ausbildungen für andere Branchen an.
Der Begriff „Hygienebeauftragte*r“ selbst ist für die Filmbranche allerdings unverbindlich, denn sie betritt Neuland: Es gibt keine Vorgaben zu Qualifikation und Weiterbildung, bestätigt Claudia Zeder-Mannis von der BG ETEM. Eine Schulung sei zwar immer gut, aber keine Grundlage. Noch wichtiger sei, dass der*die Beauftragte in den Drehabläufen erfahren ist und sich durchsetzen kann.
Auch Crew United hat „Hygienebeauftragte*r“ als Beruf in der Datenbank eingeführt, auch wenn die Bezeichnung noch unklar sei. „Zurzeit werden geeignete Leute dringend gesucht, wir wollen das erstmal erleichtern“, erklärt Geschäftsführer Oliver Zenglein. Später solle die Zusatz-Qualifikation in den Bereich „Lizenzen“ wandern (wo etwa die „Elektrofachkraft für Veranstaltungstechnik“ schon zu finden ist). Als Kriterium dafür stützt sich Crew United auf das Zertifikat der Dekra-Akademie – „und auf ausgiebige Set-Erfahrung“.
Grundlage für die „Handlungshilfe“ der BG ETEM ist der „SARS-CoV-2- Arbeitsschutzstandard“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, eingeflossen sind Konzepte der Produzentenallianz und der Initiative WirSind1Team, die zuvor parallel entstanden und tiefer ins Detail gehen. An dem der Produzentenallianz waren Hendrik Holler und Gregor Stitzl beteiligt, beide seit 20 Jahren als 1st Assistant Director im Geschäft. Die beiden hatten auch die Dekra bei deren Weiterbildung „intensiv mit dem nötigen Branchenwissen versorgt“, mit ihr gemeinsam ein Konzept entwickelt und selbst das erste Seminar absolviert, erklärt Stitzl. „Wir haben festgestellt, dass es im weiten Kreis der Filmschaffenden großen Informationsbedarf hinsichtlich der praktischen Umsetzung der nun geltenden Richtlinien gibt. Zugleich muss aber ja nicht jeder gleich zertifizierter Hygieneberater werden und zudem stößt die Dekra inzwischen an ihre Kapazitätsgrenzen“. Auch Stitzl „weiß von Produktionsfirmen, die das Zertifikat haben wollen“ – eventuell als Absicherung gegenüber dem Gesundheitsamt, auch wenn das rechtlich nicht gefordert ist. „Unsere Beobachtung: Je mehr Leute über die Standards Bescheid wissen, desto wahrscheinlicher ist, dass sie auch umgesetzt werden. In eigenen Webinaren bieten sie darum einen schnellen Rundumblick: Das „360°-All-In-Hygienecoaching“ soll Produzent*innen, Produktions- und Aufnahmeleiter*nnen, Regieassistenzen und allen anderen umfassend zu informieren – und das zu einem Preis, „der für die Filmschaffenden in der Krise erschwinglich ist“. In vier Stunden für 49,90 Euro geht es vom Basiswissen bis zu den Besonderheiten am Set. Spezielle Angebote für Maske/Kostüm, Art Department/Props gibt es für 29,90 Euro. Weitere Formate (für Technik etwa oder Schauspieler) seien in Vorbereitung.
Eine Milliarde Euro stehen für den „Neustart Kultur“ bereit. Die Lufthansa erhält neun Millionen – und die freien Kulturschaffenden werden „auf die Grundsicherung verwiesen, eine Art erleichtertes Hartz IV“, bemerkt der „Tagesspiegel“. Im Interview verteidigt Kulturstaatsministerin Monika Grütters das Modell: „Wir haben es hier mit einem fast bedingungslosen Grundeinkommen zu tun.“
Baden-Württemberg stockt die Hilfen für Kunst und Kultur auf: Weitere 50 Millionen Euro stehen zur Abmilderung der Folgen der Corona-Krise zur Verfügung. Das hat gestern das Kabinett beschlossen. Fast ein Drittel des Geldes fließt in einen Nothilfefonds von 32,5 Millionen Euro, der existenzielle Notlagen bei Kunst- und Kultureinrichtungen abwenden und einen Spielbetrieb auch unter den Einschränkungen der Pandemie ermöglichen soll. Auch Kinos würden hier berücksichtigt, heißt es in der Presserklärung des Kunstministeriums. Die Vergabemodalitäten werden ab Juli veröffentlicht.
Ein Impulsprogramm „Kunst Trotz Abstand“ soll mit 7,5 Millionen Euro helfen, trotz „kulturelle Veranstaltungen umzusetzen und spezielle Konzepte entwickeln zu können.“ Die Programmausschreibung erfolge voraussichtlich im Juli.
Die übrigen 10 Millionen Euro sollen „Vereine der Breitenkultur“ fördern.
„Darüber hinaus wurden bereits mehr als 75 Millionen Euro Soforthilfe an notleidende Künstlerinnen und Künstler direkt ausgezahlt“, wird in der Pressemitteilung außerdem erwähnt.
Wir zitieren mal einen aktuellen Post auf Facebook:
„Ich würd’ mal gern wissen, wie man damit umgehen soll, wenn man als Musiker, als Veranstalter, als Typ-der-im-Liveclub-nachts-die-Kabel-wieder-zusammenrollt, in den Himmel guckt, und sieht ein Flugzeug. Und da sitzen die Leute dicht an dicht drei Stunden lang nebeneinander und fliegen in den Urlaub irgendwohin, während du deinen Insolvenzantrag ausfüllst oder deinen Traditionsclub nach 30 Jahren endgültig schließt. Weil du nämlich keine 200 Leute dicht gepackt irgendwo hin setzen darfst für drei Stunden lang.
Das dürfen nur die anderen. Du nicht. Weil Mallorca-Urlaub offensichtlich systemrelevant ist, aber ein Knotenpunkt in der regionalen Kulturszene sein eben nicht.
Für so viele ist es jeden Tag kämpfen. Kämpfen gegen das Finanzamt, gegen die Bank, gegen die Rentenkasse, gegen die Versicherungen, gegen die Vermieter, gegen das Ordnungsamt und … nicht zuletzt: gegen dich selbst.
Wirf deinen Businessplan für 2020 über Bord, keine Zeit zum Traurigsein. Wirf deinen Stolz über Bord und frag deine Fans nach Spenden. Und nimm Kredite auf.
Vorher schon zu viel Arbeit für dich alleine? Pech gehabt.
Du wolltest mit deinen regulären Einnahmen deine Investitionen refinanzieren? hahahaha lol.
Alle Clubs, in die ich regelmäßig gehe sind jetzt auf Startnext. Oder schon beim Insolvenzverwalter.
Vorher schon am Kämpfen mit der Buchhaltung? Hier, nimm diese zweimalige Änderung des Umsatzsteuerrechtes obendrauf. Hat doch sowieso jeder Solo-Selbstständige eine IT-Abteilung und einen Buchhalter. Nicht. Ich backe dem Steuerprüfer prophylaktisch schon mal einen Kuchen.
In Frankfurt hat das ,Summa Summarum‘ endgültig geschlossen. In Mannheim hat sich der Gitarrist und Sänger Stephan Ullmann das Leben genommen. Gewöhnt euch besser an diese Headlines, davon werden noch einige kommen …
Was soll man da denken, wenn man in den Himmel guckt und ein Flugzeug sieht?
Euch allen, und uns allen, und dem ,Summa Summarum‘, und Stephan: guten Flug ?
Die Petition von zwei Verbänden, die Soforthilfen zu für Selbständige zu verlängern und rechtssicher auszugestalten, hat gestern das Quorum von 50 Tausend Unterzeichner*innen erreicht. Dennoch: Jede*r Weitere gibt der Forderung mehr Nachdruck, meinen die Initiatoren. Bis morgen, 25. Juni, um Mitternacht kann noch unterschrieben werden.
Die Pornofilmindustrie hatte schon mal eine Virus-Pandemie überlebt, bemerkt die „New York Times“. Das könnte doch ein Vorbild für andere sein… (auf Englisch).
Einen „filmreifen Showdown“ sieht „Die Zeit“: Bislang achteten Verleiher darauf, dass sich Streaming und Kino kaum Konkurrenz machen. Nun startet erstmals ein Film, „The High Note“ – gleichzeitig online und im Kino.
Viele internationale Filmemacher drehten für Netflix in der Corona-Zeit Kurzfilme, weil sie sowieso nichts groß anderes machen konnten. Ab Ende des Monats kann das Ergebnis gestreamt werden, berichtet „DWDL“.
Joel Schumacher ist nach einjährigem Kampf gegen den Krebs gestorben. Der „Batman“-und-Grisham-Regisseur wurde 80 Jahre alt. Ein Nachruf in der „Süddeutschen Zeitung“.
Als Privattheater ist das Wiener „Theater in der Josefstadt“ wie wenige sonst von den Einnahmen abhängig. Die Subventionen reichen angesichts der Corona-Unwägbarkeiten aber bei weitem nicht. Was also tun? Der Direktor Herbert Föttinger hätte da ein paar Antworten im Interview mit dem „Standard“.
„Wie glaubwürdig ist der Fernsehjournalismus?“ fragt die Deutschen Akademie für Fernsehen (DAFF) am Donnerstag, 25. Juni im Webinar. Ab 19 Uhr sprechen Stephanie Heinecke (Professorin für Kommunikationswissenschaft), Dieter Lesche (ehemaliger Chefredakteur bei RTL), Karsten Scheuren (ehemaliger Chefreporter bei Pro Sieben) und Wolfgang Landgräber (ehemaliger Leiter der WDR-Programmgruppe Gesellschaft/Dokumentation); Es moderiert der Fernsehjournalist und Medienwissenschaftler Uwe Brückner. Die Teilnahme ist kostenlos, aber nur nach Anmeldung.
Die Internationale Filmschule Köln ist 20 und stellt zum Jubiläum jeden Dienstag online einen Film vor, der im Bachelorstudium Film entstanden ist. Als zwölfter Film in der Reihe läuft „Soltau“ (2009), Abschlussfilm von Peter Hümmeler (Regie) und Kim Düsselberg (Produktion), die gemeinsam auch das Drehbuch schrieben.
Hessen sieht sich als Vorreiter für einen nachhaltigen Kinobetrieb. Jedenfalls vergibt das Land einen „Preis Nachhaltiges Kino“, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Die vierte Preisverleihung findet virtuell, aber immerhin in den Kasseler „Bali-Kinos“ statt, die vor zwei Jahren zuletzt ausgezeichnet wurden. Am kommenden Mittwoch, 1. Juli, kann man um 19 Uhr (und den folgenden sieben Tagen) online zuschauen.
Die „Förderung einer vielfältigen Festivallandschaft in Europa und darüber hinaus“ ist Ziel des neuen Festival-Netzwerks Europa Film Festival (EFF). Man wolle „langfristig als eine starke gemeinsame Stimme auftreten“ und strategische Partnerschaften anstreben, heißt es in der Pressemitteilung des Filmfests Hamburg, eines der zwölf Gründungsmitglieder.
Das Fünf-Seen-Filmfestival kann dieses Jahr in echt stattfinden, meldet „Blickpunkt Film“. Corona-bedingt werde es dennoch zu Abweichungen im Vergleich zu früheren Editionen kommen.
Venedig setzt weiter auf eine reale Festivalausgabe samt Rotem Teppich und internationalem Line-up, berichtet „Variety“ (auf Englisch).
Wie die „Oscars“ werden auch die „Golden Globes“ verschoben. Die Preisverleihung 2021 soll am 28. Februar stattfinden, meldet „Variety“ (auf Englisch).
Dieser Text ist nicht neutral, warnt die „Süddeutsche Zeitung“ vor ihrem Kommentar: „Die weiße Mehrheitsgesellschaft gibt sich einer Illusion von Neutralität hin. Sie muss in Debatten mehr Nebeneinander akzeptieren und Zuhören lernen.“
Ein Post eines CSU-Bundestagsabgeordneten zum Thema Migration löste heftige Reaktionen im Netz aus – vor allem, nachdem ein Journalist einen ausführlichen Kommentar dazu abgegeben hat. Auf den wurde sogar Jan Böhmermann aufmerksam und teilte ihn, berichtet der Onlinedienst von „Nürnberger Nachrichten“ und „Nürnberger Zeitung“.
Brancheninfo von crew-united und cinearte, erschienen auf out-takes.