Gleich zwei Brandbriefe sind über Wochenende verschickt worden. Während die ersten Bundesländer die Wiedereröffnung von Kinos planen, fragt der Hauptverband Cinephilie, wie das eigentlich gehen soll mit noch weniger Gästen pro Vorstellung. Und mehr als 100 prominente Filmemacher*innen fordern eine klare Ansage der Politik: Wie können Produktionsfirmen gegen neuerliche Drehabbrüche abgesichert werden? Die Bundeskanzlerin macht der Kultur derweil in ihrem Podcast neue Hoffnung.
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„Ein hübscher Fehler. Vielen Dank dafür!“ begrüßt uns ein Leser nach dem Wochenende: Verflixt! „Klaas Heufer-Einlauf“ hatten wir am Freitag gleich in der ersten Meldung zitiert, meinten aber tatsächlich „Klaas Heufer-Umlauf“. Der Fehler tut uns leid, da hatten wir übersehen, dass unser Rechner Autokorrektur hat – und offenbar einen eigenen Humor.
Verschwörungstheorien? Alles Käse! Der Kabarettist und Schauspieler Joseph Hader hat tief in den Kaninchenbau geblickt und weiß, was wirklich läuft im Verschwörungsgeschäft.
„Der deutsche Kinofilm ist in höchster Gefahr!“: In einem Offenen Brief haben sich mehr als prominente 100 Autor*innen und Regisseur*innen an Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Wirtschaftsminister Peter Altmaier gewandt, berichtet die „FAZ“, und „Blickpunkt Film“ bringt den Brief im Wortlaut. Für die Kinofilmproduktionen, die wegen der Corona-Krise abgebrochen werden mussten, hätten die Filmförderungen einen Nothilfefonds ins Leben gerufen, schreiben die Filmemacher*innen, für bevorstehende Filme fehle jedoch „jede Absicherung der Produzenten für das Risiko eines Drehstopps durch einen Covid-19-Fall.“ Ohne die würden aber „vor allem unabhängige Produzenten das Wagnis, zu drehen, nicht länger eingehen können. Das bedeutet bereits in den nächsten Monaten massives Produzentensterben, Arbeitslosigkeit für Filmschaffende und die Vernichtung großer Teile des deutschen Kinos. Die Gesellschaft verlöre damit auf nicht absehbare Zeit einen essenziellen Teil ihres kulturellen Nährbodens.“ Die Absicherung zukünftiger Dreharbeiten müsse als erstes geklärt werden. Die klassischen Versicherungen und Rückversicherungen hätten dafür keine Lösungsvorschläge – „und damit ist jeder Kinofilmdreh eine tickende Zeitbombe“, heißt es in dem „Brandbrief“. „Überzeugende Konzepte wurden seitens der Produzentenverbände entwickelt. Es ist höchste Zeit, diese jetzt umzusetzen. Die Pandemie wird uns noch lange begleiten.“
Die kulturelle Landschaft soll auch nach der Pandemie noch existieren. „Diese Aufgabe hat die Bundesregierung ganz oben auf ihrer Prioritätenliste“, sagtBundeskanzlerin Angela Merkel ihrem aktuellen Video-Podcast. „Wie werden weiterhin schauen, welche Unterstützungsmaßnahmen auch in den nächsten Monaten für die Kunst von Notwendigkeit sind.“
Gerade weniger wichtig: Nur die Kinder wurden in der Coronakrise hartnäckiger ignoriert als die Kunst. Sie gilt derzeit als Best-Case-Beschäftigung, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Unabhängige Kunstschaffende leiden unter der Unsicherheit. Sie brauchen eine Stimme, die ihre Forderungen vertritt.
„Die Künstler werden respektlos ihrem Schicksal überlassen“, sagt der Kabarettist Sebastian Pufpaff im Interview mit dem „Spiegel“: „Es gab ja angeblich eine Kultursoforthilfe, aber ich kenne keinen, der die bekommen hat.“
Die Kinos machen wieder auf – zumindest theoretisch: Die Meldung, dass Hessen ab sofort seine Kinos wieder öffnet, sorgte in der Branche für einige Überraschung. Beim Blick ins Kleingedruckte zeigt sich, dass die Skepsis berechtigt ist, erklärt die „Berliner Zeitung“: So funktioniert das nicht. Nach unklaren Angaben vergangene Woche legt Berlin sich nun fest: Die Kinos in der Hauptstadt bleiben bis nach Pfingsten zu. Mindestens. Autokinos sind davon nicht betroffen. In Mecklenburg-Vorpommern „darf man davon ausgehen“, dassKinoöffnungen ab der nächsten Woche möglich sein werden, meldet „Blickpunkt Film“ – unter strengen Voraussetzungen wie etwa die Erfassung von Gästedaten.
Die ersten Bundesländer planen die Wiedereröffnung von Kinos. Völlig unklar bleibt aber, wie das funktionieren soll. Der Hauptverband Cinephilie erklärt in einem Offenen Brief an Bund, Länder und Kommunen die „vielen diffizilen Punkte, die in ihrer Komplexität einen rentablen Kinobetrieb nahezu unmöglich machen“. Ohne Förderung könnten etliche Kinos diesen Sonderbetrieb nicht überstehen . Mehr Geld über Kinoprogrammpreise an bestimmte Kinos zu verteilen, sei nicht ausreichend: „Viel wichtiger wäre aber eine unkomplizierte finanzielle Hilfe, mit der die Strukturen langfristig erhalten werden können. Kinopreise lassen sich der Öffentlichkeit gut verkaufen, sie sind aber in einer Krisensituation nicht das geeignete Mittel. Auch Darlehen sind keine nachhaltige Hilfe, da sie ein Kino auf Dauer finanziell handlungsunfähig machen können. Wir fordern daher eine langfristig wirkende institutionelle Hilfe, um den Kulturort Kino flächendeckend zu erhalten.“
„Über die Institution Kino mache ich mir keine Sorgen“: Tanja Georgieva-Waldhauer ist Geschäftsführerin von Elemag Pictures. Vier ihrer internationalen Koproduktionen befinden sich in Fertigstellung oder Schnitt. Wann sie gezeigt werden können, ist wegen der Corona-Krise offen.
Radikaldigitalisierung jetzt! fordert die „Süddeutsche Zeitung“: Die Krise hat Theater und Museen ins Netz gezwungen. Sie sollten es nicht wieder verlassen.
Eine zusätzliche Corona-Schutzvorrichtung fürs Teamfahrzeug zeigt Klaus Schubert, auf seiner Facebook-Seite. Die Schutzscheibe nach Taxi-Vorbild darf nach seinen Angaben verbaut, „mit der Maßgabe, dass sie ,nach der Corona-Zeit’ wieder ausgebaut wird.“
„Ich kann schlecht mit mir alleine sein“: Die Schauspielerin Mavie Hörbiger spricht mit dem „Tagesspiegel“ über Wünsche in merkwürdigen Zeiten, Rollenklischees und die Last berühmter Namen.
Krieg ist irgendwie immer. Erträglicher ist, wenn er sich im Sci-Fi-Universum abspielt. Die „Taz“ war zuhause mit dem „Star-Wars“-Franchise und machte sich Gedanken beim Anschauen von „Clone Wars“ und „Mandalorian“.
Geballtes Know-how: Der BR bündelt sein Wissensangebot im Netz auf einer Seite und will dort auch neue, exklusive Inhalte veröffentlichen. Unter dem Motto „Entdecken und Verstehen“ will der Sender auf fortan Forschern unterschiedlicher Disziplinen eine Bühne bieten und alle Altersgruppen gleichermaßen ansprechen.
Cannes wird seine offizielle Auswahl im Juni bekannt geben, aber es wird in diesem Jahr keine physische Ausgabe geben. Festival-Chef Thierry Frémaux über „Cannes 2020“ (auf Englisch). „Blickpunkt Film“ fasst es zusammen.
2018 hat die AG Kino-Gilde das Projekt „Kino: Natürlich“ zur Unterstützung eines nachhaltigen und klimaschonenden Kinobetriebs gestartet. Nun wurde die finanzielle Förderung des Projekts seitens des Staats um zwei Jahre verlängert.
Beim „Shocking Shorts Award“ vergibt 13th Street in diesem Jahr insgesamt 30.000 Euro an die drei Finalisten. Die Macher*innen des Gewinnerfilms nehmen außerdem wieder am „Universal Filmmakers Program“ in Hollywood teil. Die Verleihung findet ohne Event am 3. Juli statt.
Kreativ in der Krise. Daniel Gawlowski ist Schauspieler. Corona-Zeit, Stillstand und so … aber er ist auch Kommunikationstrainer. Also entwarf er eine Übersicht virtueller Trainings, Workshop, Webinare und Coachings – genauer einen „Kalender und Ressourcenpool von Schauspielern für Schauspieler, der alles Mögliche abdeckt. Inspirierende Videos, verschiedene Masterclasses, die Termine und Veranstaltungen während der Filmfeste und so weiter“, beschreibt die Idee er auf der frischen Website. Und hofft, dass möglichst viele mitmachen.
Drei Filmstudentinnen drehen eine Webserie per Videocall. Und haben dabei einen prominenten Cast am Start. Mehr dazu schrieben wir hier.
Brancheninfo von crew-united und cinearte, erschienen auf out-takes.