Mary Ward – Ein Leben für den Glauben

bibel kreuz ostern karfreitag ostergeschichte, Quelle: congerdesign, Pixabay License Frei zu verwenden unter der Pixabay-Lizenz Kein Bildnachweis nötig

Religiöse Verfolgung und die Unterdrückung von Frauen ist etwas, das wir heute mit Ländern wie Afghanistan, Iran und Somalia verbinden – ein wenig „zivilisierter“ auch mit den Staaten der arabischen Halbinsel, Myanmar oder Indien. Vor vierhundert Jahren war die Situation in Europa freilich mitunter ähnlich dramatisch. So wurden in England unter Königin Elisabeth I. und ihrem Nachfolger Jakob I. Katholiken in erheblichem Umfang verfolgt. Über 200 von ihnen wurden hingerichtet; Tausende enteignet, gefoltert und eingekerkert. Und wenn man nicht auf einem Thron saß, hatte man als Frau auch nichts zu melden in jenen Tagen.

Beide Erfahrungen machte die englische Katholikin Mary Ward (1585-1645) in hohem Maße. Um ihrem Wunsch nachzukommen, sich für ihre Kirche einzusetzen, musste sie in die Fremde ziehen. Dort entwickelte sie die Idee, einen Orden zu gründen, der weniger streng weggeschlossen war als in jener Zeit bei Frauen üblich. Die Ordensschwestern sollten aus ihren Klöstern in die Welt hinausgehen und vor allem an Mädchenschulen arbeiten. Es ging Mary Ward um Emanzipation an allen Fronten. Damit stieß sie auch in der katholischen Hierarchie und beim Vatikan auf Granit. Die dortigen Herren misstrauten dieser selbstbewussten Frau zutiefst und man hielt sie für so gefährlich, dass man sie 1631 sogar mehrere Monate in Haft nahm.

Mary Ward gründete dennoch überall Gemeinschaften, vor allem auch in Bayern, wo der dortige Kurfürst Maximilian I. und seine Frau ihre großen Förderer und Schutzmacht wurden. Die zahlreichen Schulen der Schwestern dienten über die Jahrhunderte in katholischen Ländern als zentrale Orte der Bildung von Mädchen. Es dauerte bis 1909 ehe von Seiten des damaligen Papstes all die Schikanen einiger seiner Vorgänger offiziell aufgehoben wurden, die sich gegen Mary Ward und ihre Schwestern gerichtet hatten.

Ein englischer Geistlicher kommentierte einmal abschätzig, die neuartige Truppe wirke vielleicht auf den ersten Blick eindrucksvoll, doch das sei nur der Fall „solange sie in ihrem ersten Eifer sind. Aber der Eifer schwindet. Und schließlich sind sie nur Frauen.“ Mary Ward fand für diese Unverschämtheit klare Worte: „Der Eifer bestehe nicht in Gefühlen, sondern im Willen, das Gute zu tun, und das gut zu tun, was man zu tun habe, auch die ganz gewöhnlichen Dinge. Der Eifer schwindet, weil wir unvollkommene Frauen sind, weil wir die Wahrheit nicht lieben, weil Frauen sich manchmal zu viel an die Seelenführer anklammern, so dass mit ihnen ihr geistliches Leben steht und fällt. Der Eifer schwindet aber nicht deshalb, weil wir Frauen sind.“

Quelle: Prometheus – Das Freiheitsinstitut

Finanzen

Über Clemens Schneider 3 Artikel
Clemens Schneider ist einer der beiden Gründer von Prometheus und fungiert als Direktor vor Ort in Berlin. Wenn es um Inhaltliches geht, ist er für viele der Ansprechpartner: Bei der Endkorrektur von verschiedensten Formen von Texten, bei strategischen Überlegungen zu Themen und Projekten und als Speaker bei Vortragsveranstaltungen, Debatten und ab zu auch mal in Funk und Fernsehen. Da Clemens auch den Umgang mit Menschen mit Leidenschaft sucht, ist das Thema Netzwerken bei ihm gut aufgehoben, wobei ihm der Kontakt mit neugierigen und begeisterungsfähigen jungen Menschen meist sehr viel mehr zusagt als mit den vermeintlich Wichtigen und Mächtigen. Außerdem publiziert er immer mal wieder in FAZ, Welt, taz und anderen Medien. Clemens ist gebürtiger Rheinländer, hat einen Teil seiner Kindheit in Italien verbracht und dann auch lange in Bayern gelebt eher er nach Berlin gezogen ist, wo er sich inmitten des Chaos pudelwohl fühlt. Der studierte katholische Theologe und frühere Mönch engagiert sich ehrenamtlich als Leiter der Agora Sommerakademie sowie im Vorstand der Initiative Queer Nations und des English Choir Berlin. Clemens liebt Hunde, Berge, klassische Musik und immer wieder Italien.