Der Politikwissenschaftler Claus Leggewie erhält das von der Berthold Leibinger Stiftung geförderte Honorary Fellowship 2021 im Thomas Mann House. Er wird im November 2021 nach Los Angeles reisen und sich dem Thema „Repairing Democracy in Europe and the U.S.“ widmen.
Leggewie nannte sich selbst einen „antikommunistischen Linken, katholisch fühlenden Agnostiker, angeschlossenen Außenseiter und respektvollen Grenzverletzer“. Von diesem Denken in vermeintlichen Widersprüchen ist seine Arbeit geprägt und seit vielen Jahren gelingt es ihm mit seinen Impulsen, die deutsche Diskurslandschaft bedeutend mitzuprägen. In seinen Büchern befasst er sich mit Fragen zur Demokratie in kulturell pluralistischen Gesellschaften und im Zeitalter digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien, dem aufbrandenden neuen Autoritarismus sowie mit Erinnerungskultur und den soziokulturellen Auswirkungen des Klimawandels. Zu seinem Fellowship sagte Leggewie: „Ich war schon häufiger in Kalifornien und schätze den Bundesstaat wegen seiner Demokratie-Experimente und seiner im Bundesmaßstab der Vereinigten Staaten progressiven Umweltpolitik. Während meines Aufenthaltes möchte ich mich näher damit befassen, wie man die beiden Politikfelder zusammenbringen und für eine ökologische und multikulturelle Demokratie Fortschritte erzielen kann.“
Claus Leggewie wurde 1950 in Wanne-Eickel geboren und lehrte von 1986 bis 2015 als Professor für Politikwissenschaft an den Universitäten Göttingen und Gießen sowie als Gastprofessor in Wien, Paris, New York City sowie am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Von 2007 bis 2017 war er Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen, seit 2015 bekleidet er die Ludwig Börne-Seniorprofessur an der Universität Gießen. Leggewie ist Träger des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen sowie des Sander Prize der New York University für Verdienste in der transatlantischen Wissenschaftskommunikation.
Mit dem Honorary Fellowship im Thomas Mann House werden profilierte intellektuelle Persönlichkeiten der Bundesrepublik geehrt, die sich um den transatlantischen Dialog verdient gemacht haben und in besonderer Weise dem Profil des Hauses entsprechen. Berufen wird der Honorary Fellow vom Vorstand des Villa Aurora & Thomas Mann House e. V.
Das Thomas Mann House, 2016 mit Mitteln des Bundes erworben und im Juni 2018 durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet, ist ein Residenzhaus für ausgezeichnete Wissenschaftler*innen, Vordenker*innen sowie Intellektuelle aus allen Disziplinen. Sie stellen sich während ihres Aufenthalts den drängenden Herausforderungen unserer Zeit und pflegen mit Vortragstätigkeiten den geistigen und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und den USA.
Die Berthold Leibinger Stiftung, die Robert Bosch Stiftung und die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung finanzieren die Thomas Mann Fellowships. Der gemeinnützige Verein Villa Aurora & Thomas Mann House wird vom Auswärtigen Amt, von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Goethe-Institut gefördert.
Der Villa Aurora & Thomas Mann House e. V. fördert als unabhängiger und parteipolitisch ungebundener Mittler der Bundesrepublik Deutschland den geistigen und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika.
Der gemeinnützige Verein vergibt Stipendien in den beiden Residenzen Villa Aurora und Thomas Mann House in Pacific Palisades, einem Stadtteil von Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien, und veranstaltet Kulturprogramme in den Vereinigten Staaten und in Deutschland. Er hält die Erinnerung an die europäische Exilgeschichte in Kalifornien wach, vermittelt ein zeitgemäßes, vielfältiges Deutschlandbild und ermöglicht ein gemeinsames Nachdenken über gesellschaftliche, kulturelle und politische Herausforderungen.