Christopher Clark auf Lesereise in Deutschland vom 12. bis 15. Mai 2019

Goethe- und Schiller-Denkmal in Weimar, Foto: Stefan Groß

Presseinformation C. Bertelsmann, DVA Sachbuch

Der in Cambridge lehrende australische Historiker Christopher Clark kommt nach Deutschland und stellt in folgenden Städten sein Buch „Von Zeit und Macht“ vor:


Schloss Ettersburg / Weimar (12.5.)
Buchhandlung Daub, Menden (13.5.)
Bucerius-Stiftung / „Hörsalon“ NDR Kultur, Hamburg (14.5.)
Deutsch-Amerikanisches Institut, Heidelberg (15.5.)

„Wie die Schwerkraft das Licht, so beugt die Macht die Zeit.“ So lautet der erste Satz in Christopher Clarks neuem Buch „Von Zeit und Macht“, das vier Geschichtsbilder der preußisch-deutschen Geschichte in den Blick nimmt und damit zeigt, welche Grundmuster die neuzeitliche Politik bestimmen. Geschrieben während der Brexit-Ereignisse, Trumps Präsidentschaft und Putins vierter Amtszeit ist dieses Buch nicht nur ein großes Geschichtswerk, sondern lehrt uns auch viel über unsere eigene Epoche und deren Strukturen von Selbstlegitimation, Machtverständnis und Machterhalt.

Die Geschichtsbilder des Großen Kurfürsten von Brandenburg, Friedrichs II. von Preußen, Bismarcks und der Nationalsozialisten bilden die vier Kapitel dieses Buchs.

Für jede dieser vier Momentaufnahmen gilt: Wer Macht hat, verortet sich in der Zeit, begreift sich als Teil der Geschichte und schafft damit das Geschichtsbild seiner Epoche. Der Große Kurfürst sah, so Clark, seine Zeit als prekäre Schwelle zwischen einer verheerten Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft. Gleichzeitig etablierte er eine eigene Geschichtsschreibung Brandenburg-Preußens. Friedrich II. sah den Staat – anders als sein Urgroßvater  – nicht als Motor eines historischen Wandels. Sein Denken war von Motiven der Zeitlosigkeit und der zyklischen Wiederholung geprägt. Der Staat war eine historisch unspezifische Tatsache und logische Notwendigkeit. Bismarcks Geschichtlichkeit war zerrissen vom Spannungsverhältnis zwischen seinem Engagement für den zeitlosen Fortbestand der Monarchie, ohne die seines Erachtens alles im Chaos zu versinken drohte, und den Wechselfällen der Politik und des öffentlichen Lebens. Mit dem Zusammenbruch des von Bismarck geschaffenen Systems im Jahr 1918 entstand eine grundlegende Krise im historischen Bewusstsein. Ihre Erben waren die Nationalsozialisten. Sie vollzogen den radikalen Bruch mit der Vorstellung, Geschichte sei eine endlose „Wiederholung des Neuen“. Ihre radikalsten Ansprüche ihres Regimes stützten sie auf eine tiefe Identität zwischen der Gegenwart, einer fernen Vergangenheit und einer fernen Zukunft. Die vehemente Verleugnung eines Staates als Vehikel und Ziel historischen Strebens stand im Zentrum der NS-Geschichtlichkeit.

Clark stellt Fragen, die uns helfen können, unsere scheinbar aus den Fugen geratene Welt etwas besser zu verstehen. Wie entsteht Macht? Wie wird sie begründet und erhalten? Und in welchem Verhältnis stehen Macht und Zeit?

Nähere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie hier.

Christopher Clark, geboren 1960, lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine’s College in Cambridge. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte Preußens. Er ist Autor einer Biographie Wilhelms II., des letzten deutschen Kaisers. Für sein Buch »Preußen« erhielt er 2007 den renommierten Wolfson History Prize sowie 2010 als erster nicht-deutschsprachiger Historiker den Preis des Historischen Kollegs. Sein epochales Buch über den Ersten Weltkrieg, »Die Schlafwandler« (2013), führte wochenlang die deutsche Sachbuch-Bestseller-Liste an und war ein internationaler Bucherfolg.

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