Christiane Wirtz: Neben der Spur. Wenn die Psychose die soziale Existenz vernichtet. Eine Frau erzählt, Dietz Verlag, Bonn 2018, ISBN: 978-3-8012-0518-8
Christiane Wirtz schildert in diesem Buch, wie sie aufgrund ihrer psychotischen Erkrankung stigmatisiert und diskriminiert wurde und fordert eine breite gesellschaftliche Debatte im Umgang mit psychischen Krankheiten. Dies ist keine fiktive, sondern eine selbst erlebte Lebensgeschichte.
Die Autorin erzählt ihr Leben ab ihrer Diagnose Schizophrenie mit 34 Jahren, was alles Bisherige verändert: Schizophrenie weist eine Vielzahl charakteristischer Störungen auf: die Wahrnehmung, das Denken, die Ichfunktionen, den Willen, das Gefühls- und Gemütsleben, den Antrieb und die Psychomotorik. Häufig werden nicht wirklich vorhandene Stimmen gehört. Es kann der Wahn auftreten, verfolgt, ausspioniert oder kontrolliert zu werden. Weiter kann es zu Gedankenlautwerden, Gedankenentzug oder zu Gedankeneingebung kommen. Auch sozialer Rückzug, Antriebslosigkeit und mangelnde Motivation, emotionale Verflachung und Freudlosigkeit sind oft zu beobachten.
Die Folgen der Erkrankungen lassen sie tief fallen: Sie konnte ihren Beruf nicht mehr ausüben, so genannte Freunde kehrten ihr den Rücken, sie wurde aufgrund ihrer Krankheit fortlaufend diskriminiert und verlor materielle Sicherheit. Im Verlauf des Buches beschreibt sie schonungslos, wie sie immer mehr abrutschte und sich Perspektivlosigkeit immer mehr breitmachte.
Das Buch ist jedoch nicht nur aus ihrer Perspektive geschrieben, es kommen auch Eltern, Freunde, Ärzte, Psychologen und andere Menschen aus ihrem Umfeld zu Wort. Dort wird aus der jeweiligen Perspektive der Umgang mit der Krankheit geschildert.
Dieses Buch ist aufrüttelnd geschrieben und schildert genau den Verlauf der Krankheit, ihren eigenen Umgang damit sowie die Reaktionen und Verhaltensweise ihrer unmittelbaren Umwelt. Wie stark die Krankheit das persönliche Leben verändern kann, wird hier drastisch geschildert. Mit dem Buch arbeitet Christiane Wirtz ihre eigene Krankheitsgeschichte auf, macht anderen Betroffenen Mut und appelliert zugleich an die Gesellschaft zu einem anderen Umgang mit psychischen Erkrankungen, die nach Rückenbeschwerden die zweithäufigste Krankheit in der BRD dargestellt und noch weiter zunehmen wird. Immer noch wird darüber zu wenig gesprochen, dank dem Mut der Autorin ein wenig mehr