Christenverfolgung in Indien: Über 300 Kirchen in Manipur wurden niedergebrannt

Christen sind Hauptleidtragende bei ethnischen Unruhen nach Gerichtsbeschluss

indische flagge tricolor indien flagge nation, Quelle: hari_mangayil, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig

Ende April sind im indischen Bundesstaat Manipur ethnische Unruhen ausgebrochen, in deren Verlauf Zehntausende Menschen vertrieben wurden. Bei den gewaltsamen Ausschreitungen gab es zahlreiche Verletzte, die Zahl der Toten wird auf über 70 geschätzt. Dabei wurden durch Brandstiftung und gezielte Angriffe mehr als 300 Kirchen zerstört, außerdem über 1.000 Privathäuser von Christen. Zuletzt brannte am 22. Mai eine Kirche ab.

Häuser geflohener Christen gezielt zerstört

Der Anschlag am 22. Mai beendete eine Phase relativer Ruhe, nachdem die indische Armee die Lage zwischenzeitlich unter ihre Kontrolle gebracht hatte. Zusätzlich zu der Kirche (ICI Mar Church) brannten die Angreifer auch das Verwaltungsgebäude der ICI-Kirche sowie die Häuser der Pastoren nieder. Wie ein einheimischer Christ berichtet, haben 400 Mitglieder der ICI-Kirche während der anfänglichen Gewalt in Lagern Zuflucht gesucht, andere sind in benachbarte Bundesstaaten geflohen. Die Häuser dieser 400 Gläubigen wurden ebenfalls zerstört. Auch Hindus leiden unter der Gewalt und den Ausschreitungen; Christen sind jedoch in erheblich stärkerem Maß betroffen.

Oberstes Gericht nennt Entscheidung des Oberlandesgerichts „absolut falsch“

Auslöser der Unruhen war zum einen die Anordnung des „Manipur High Court“ an die Landesregierung, der ethnischen Gruppe der Meitei den Status einer „geschützten Minderheit“ zuzuerkennen. Dieser Status wurde geschaffen, um Angehörigen von Minderheiten beispielsweise eine Mindestzahl von Studienplätzen oder Arbeitsplätzen bei Behörden zu geben und so struktureller Diskriminierung entgegenzuwirken. Die überwiegend hinduistischen Meitei stellen jedoch die Mehrheit der Bewohner Manipurs und kontrollieren die politischen Entscheidungsgremien. Ministerpräsident N. Biren Singh gehört der hindu-nationalistischen Partei BJP von Premierminister Narendra Modi an. Die mehrheitlich christliche Minderheit der Kuki in Manipur befürchtet, dass die Entscheidung des Oberlandesgerichts Manipurs ein Versuch ist, die Macht der Hindu-Mehrheit zulasten der christlichen Minderheit auszubauen.

Die Unruhen wurden zum anderen dadurch ausgelöst, dass Angehörige der Kuki zum Verlassen ihrer traditionellen Wohnorte in einigen Waldgebieten aufgefordert wurden. Dies führte zu Protesten. Als Sicherheitskräfte eine Demonstration der Kuki auflösen wollten, eskalierte die Situation. Mittlerweile hat auch das Oberste Gericht Indiens sich mit der Empfehlung des Manipur High Court befasst. Der vorsitzende Richter gab am 17. Mai seine Einschätzung bekannt: „Ich denke, wir müssen die Entscheidung des Oberlandesgerichts [von Manipur] aufheben. Die Anordnung des Oberlandesgerichts ist absolut … falsch.“

Yohan Murray*, ein lokaler Partner von Open Doors, befürchtet: „Wenn die Situation so weitergeht, ist ein Bürgerkrieg unvermeidlich. Die hindu-nationalistische Regierung hat bislang keine Maßnahmen zur Eindämmung der Gewalt ergriffen. Auch von der pro-hinduistisch geführten Staats- und Zentralregierung gab es keine solche Initiative, obwohl auf Anordnung des Obersten Gerichtshofs das Militär eingesetzt wurde, um Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten.“ Bereits jetzt liegen Open Doors Berichte vor, dass hindu-extremistische Gruppen die ethnischen Ausschreitungen nutzen, um gezielt gegen Christen – sowohl aus den Kuki wie auch aus den Meitei – vorzugehen. „Wenn es wirklich zu einem Bürgerkrieg kommt, wird die Situation nur noch schlimmer werden, mehr Menschen werden sterben, Eigentum wird zerstört und religiöse Minderheiten werden offen verfolgt werden“, so Murray.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 belegt Indien den 11. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

*Name geändert

Quelle: The Indian Express, UCAnews, Open Doors

Quelle: Open Doors

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