Am 15. Juni stürmte eine Gruppe von 40–50 Hindu-Extremisten in der Provinz Madhesh, Nepal, einen christlichen Gottesdienst. Die Angreifer beschuldigten den Pastor, Mohan Das*, Menschen zu bekehren, und griffen ihn tätlich an. Außerdem zerstörten sie die Musikinstrumente der Gemeinde, bedrohten Gemeindemitglieder und nahmen ihnen die Bibeln weg. Die lokalen Behörden haben dazu geraten, die Gottesdienste bis auf Weiteres auszusetzen.
Anschuldigung: Gehirnwäsche und „eine Religion, die Kühe frisst“
Gegen 11:20 Uhr drangen Mitglieder der Gruppierung „Hindu Samrat Sena“ in den Versammlungsort ein und unterbrachen den Gottesdienst. Sie beschuldigten Mohan, die Menschen einer Gehirnwäsche zu unterziehen – schließlich habe es früher in dem Dorf keine Christen gegeben. Das Christentum sei „eine Religion, die Kühe frisst“. Dem widersprachen die Gottesdienstbesucher und sagten, dass sie weder Kuhfleisch essen würden noch irgendjemand sie gezwungen habe, ihre Religion zu wechseln.
Pastor Mohan berichtet: „Ich wies ihre Anschuldigungen zurück und erwiderte, dass ich nur vom Evangelium erzählt habe.“ Daraufhin sei er geschlagen und getreten worden. „Als meine Familie und die Gemeindemitglieder dies sahen, standen sie alle auf und begannen mit ihnen zu diskutieren. Einer von ihnen schlug meine 66-jährige Mutter und brach ihr dabei einen Vorderzahn.“ Noch während der Auseinandersetzung traf die Polizei am Ort des Geschehens ein und beruhigte die Situation. Die Beamten nahmen die Angreifer mit zur Wache und forderten sie auf, die Bibeln zurückzugeben.
Am 19. Juni wandten sich die Christen in einem Brief an die lokalen Behörden und baten darum, die Angreifer zur Rechenschaft zu ziehen und die Sicherheit der Gemeinde zu gewährleisten. Die Behörden reagierten jedoch zurückhaltend und wiesen darauf hin, dass die Situation derzeit schwierig sei; sie baten Pastor Mohan, die Gottesdienste für mehrere Monate auszusetzen. Dazu ist er jedoch nicht bereit. Mohan hat die Gemeinde vor circa zwölf Jahren gegründet, inzwischen besuchen 70–80 Menschen die Gottesdienste.
„Ich fühlte mich gesegnet, verfolgt zu werden“
Pastor Mohan ist trotz des Schreckens über das Erlebte voller Glaubensmut: „Ich wurde nur geohrfeigt, während Jesus viele Peitschenhiebe erhielt und gefoltert wurde. Er hat den Schmerz für mich ertragen.“ Dann verweist er auf die Worte Jesu: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich“, und die Ankündigung, „wenn die Welt euch hasst, dann denkt daran, dass sie mich zuerst gehasst hat.“ Mohan sagt: „Ich erinnerte mich an diese Verse und fühlte mich gesegnet, verfolgt zu werden. Ich betete in meinem Herzen und dankte dem Herrn für diese Verfolgung.“
Die Gemeinde ist jedoch durch den Vorfall verunsichert, einige Christen haben Angst davor, zum Gottesdienst zu kommen. Denn die Situation bleibt angespannt, da die Drohungen der Hindu-Extremisten gegen die Gemeinde und Pastor Mohan weiter bestehen.
Seit Jahresbeginn zahlreiche Fälle von Verfolgung in Nepal
Mina Rai*, eine Partnerin von Open Doors vor Ort, berichtet, dass sich die Situation für Christen in Nepal täglich verschlechtert. Hauptursache dafür sei die Verfolgung durch Hindu-Extremisten. Vor allem die Provinz Madhesh ist zu einem Brennpunkt der Verfolgung geworden, da sie stark von Hindus in Indien beeinflusst ist. Seit Anfang dieses Jahres wurden zahlreiche Fälle gemeldet. Im Distrikt Bara wurden 11 Christen verhaftet, im Distrikt Sarlahi wurden Bibeln verbrannt, andere Gläubige wurden öffentlich schikaniert; jetzt werden auch Pastoren angegriffen.
Nepal zählt nicht zu den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex 2024, in den Christen weltweit am härtesten verfolgt werden. Es gehört jedoch zu den 28 weiteren Ländern, in denen Christen ebenfalls einem hohen bis sehr hohen Maß an Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt sind.
*Name geändert
Quelle: Open Doors