Chinesische Behörden setzen die Christen im Land seit Jahren mit immer strikteren Vorgaben unter Druck. Hinzu kommen drastische Strafen für nicht genehmigte christliche Aktivitäten. Einer unserer lokalen Kontakte berichtete kürzlich von einer neuen Auflage des „Büro für religiöse Angelegenheiten“ in der ostchinesischen Provinz Zhejiang.
Kirchen sehen immer mehr wie staatliche Einrichtungen aus
Die neue Auflage macht es für religiöse Einrichtungen zur Pflicht, an ihren Eingängen Schilder mit der folgenden Aufschrift anzubringen: „Liebe die Kommunistische Partei, liebe das Land und liebe die Religion“, sowie „Haltet euch an die Sinisierung aller Religionen“ (Sinisierung = Anpassung an chinesische Werte und Normen). Es wird angenommen, dass die Einführung der Vorschrift in Zhejiang einen „Testlauf“ der politischen Führung darstellt, um die Kirchen noch umfassender unter ihre Kontrolle zu bringen.
Li*, einer unserer lokalen Ansprechpartner, kommentiert die Entwicklung besorgt: „Einige Christen könnten dadurch verunsichert werden und sich fragen, ob sie in eine Kirche oder in ein staatliches Gebäude gehen.“ Er befürchtet auch wachsende Herausforderungen für Kirchenleiter aufgrund einer noch stärkeren Einmischung der Behörden in die innerkirchlichen Angelegenheiten und Entscheidungen. Li sieht in der Entwicklung einen weiteren Schritt der Regierung, mit der sie „den religiösen Sektor formalisieren“ will.
Während die Auflage sich primär an die staatlich registrierten Gemeinden richtet, wird weiter gegen „illegale“ religiöse Stätten vorgegangen. Bislang werden viele nicht registrierte Hauskirchen in weiten Teilen Chinas geduldet, sofern sie nicht als Bedrohung für die offizielle Parteilinie wahrgenommen werden. Die Pastoren solcher Kirchen sind jedoch immer häufiger Anschuldigungen wegen Wirtschaftsverbrechen, Finanzbetrug oder „Erregung von Streit und Ärger“ ausgesetzt.
Wie streng die Behörden in Zhejiang die neue Regelung durchsetzen werden, ist derzeit noch nicht klar. „Jetzt heißt es abwarten. Wir werden beobachten, was in den nächsten Tagen passiert, und dann unsere nächsten Schritte festlegen“, sagt Yuhua*, eine andere Kontaktperson.
Sozialistische Grundwerte sind allgegenwärtig
Bereits in der Vergangenheit mussten religiöse Einrichtungen Plakate anbringen, auf denen die 12 sozialistischen Grundwerte in 24 chinesischen Schriftzeichen deutlich zu lesen sind: „Wohlstand“, „Demokratie“, „Höflichkeit“ und „Harmonie“, dazu die sozialen Werte „Freiheit“, „Gleichheit“, „Gerechtigkeit“ und „Rechtsstaatlichkeit“ sowie die individuellen Werte „Patriotismus“, „Hingabe“, „Rechtschaffenheit“ und „Freundschaft“. Außerdem sind religiöse Einrichtungen dazu verpflichtet, die Nationalflagge vor dem Eingang ihrer Versammlungsorte zu hissen. Die Regierung arbeitet mit derartigen Maßnahmen entschlossen daran, den Patriotismus unter der Bevölkerung zu fördern und jedes westliche Element, das als Bedrohung für die Stabilität des Landes angesehen wird, zu entfernen.
Quelle: Open Doors