Pressemitteilung – Reporter ohne Grenzen (RSF) ist in großer Sorge um die chinesische Journalistin Zhang Zhan und fordert ihre sofortige Freilassung. Ihr Gesundheitszustand hat sich rapide verschlechtert, da sie im Rahmen eines Hungerstreiks kaum noch Nahrung zu sich nimmt. Bleibt die Reporterin weiter in Haft, droht sie zu sterben. Zhang ist vor allem durch ihre Berichterstattung über die Frühphase der Covid-19-Pandemie in der Stadt Wuhan bekannt geworden.
„Die internationale Gemeinschaft muss Druck auf das Regime in Peking ausüben und die Freilassung von Zhang Zhan erwirken, bevor es zu spät ist“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Sie hat nur ihre Pflicht als Journalistin erfüllt und hätte niemals festgenommen, geschweige denn zu einer Haftstrafe verurteilt werden dürfen.“
Zhang Zhan wurde im Mai 2020 festgenommen, nachdem sie Anfang Februar auf Twitter und live auf Youtube aus Wuhan in Zentralchina berichtet hatte. Ende Dezember 2020 verurteilte sie ein Gericht in Shanghai zu vier Jahren Haft, weil sie „einen Streit angefangen und Ärger provoziert“ haben soll, ein häufig gegen Journalistinnen und Journalisten genutzter schwammiger Vorwurf des Regimes.
Im Gefängnis ist die 38-Jährige in einen Hungerstreik getreten, weil sie gezwungen wurde, ihre vermeintliche Schuld einzugestehen. Um nicht zwangsernährt werden zu müssen, nimmt sie sehr wenig Nahrung zu sich, anstatt sie komplett zu verweigern. Ihr Gesundheitszustand hat sich erheblich verschlechtert. Zhangs Mutter berichtete Radio Free Asia nach einem Videogespräch mit ihrer Tochter Ende Oktober, dass die Journalistin ohne Hilfe nicht mehr gehen kann und offenbar nicht genug Kraft hat, ihren Kopf zu heben. Bei einer Körpergröße von 1,77 Meter wiegt Zhang inzwischen weniger als 40 Kilogramm. Zuletzt wurde Zhang Anfang August für elf Tage ins Krankenhaus eingeliefert und musste danach trotz ihrer körperlichen Verfassung wieder zurück ins Gefängnis.
Mitte September hat RSF in einem Bündnis von 44 Menschenrechts-NGOs den chinesischen Präsidenten Xi Jinping aufgefordert, Zhang Zhan freizulassen und die juristischen Verfahren gegen sie einzustellen.
Neben Zhang schweben mindestens zehn weitere in China inhaftierte Verteidigerinnen und Verteidiger der Pressefreiheit in Lebensgefahr, darunter der Investigativreporter und RSF-Preisträger Huang Qi, der schwedische Verleger Gui Minhai und der uigurische Journalist Ilham Tohti, Träger des Václav-Havel-Preises und des Sacharow-Preises.
Im Februar 2021 starb Kunchok Jinpa, eine wichtige Quelle ausländischer Medien zu Tibet, infolge von Misshandlungen während der Haft. Im Jahr 2017 starben der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo und der Blogger Yang Tongyan. Bei beiden wurde 2017 während langjähriger Haftstrafen Krebs im Endstadium diagnostiziert. Im Gefängnis wurden sie nicht ausreichend medizinisch versorgt. Sie starben, kurz nachdem sie ins Krankenhaus verlegt wurden.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht China auf Platz 177 von 180 Staaten. Mindestens 117 Medienschaffende sind dort wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, mehr als in jedem anderen Land. Weitere Informationen zur Situation für Journalistinnen und Journalisten vor Ort finden Sie unter www.reporter-ohne-grenzen.de/china.
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