Bernd Aretz (Hrsg.): Chiara Lubich. Ein Leben für die Einheit, Verlag Neue Stadt, München/Zürich/Wien 2019, ISBN: 978-3-7946-1209-1, 22 EURO (D)
Chiara Lubich (1920-2008) wäre 2020 hundert Jahre alt geworden. Dieser Sammelband ist ein Einblick in Leben und Wirken der Gründerin der Fokolar-Bewegung. In einer biografischen Skizze zeichnet Bernd Aretz wichtige Lebensstationen im ersten Teil nach.
Inmitten den Erfahrungen durch die Bombardierung von Triest im 2. Weltkrieg erlebten Chiara Lubich in Bunker und Schutzkellern Gott als einzigen bleibenden Wert in ihrem Leben und die Worte der Bibel als „eine unvergängliche, Leben prägende Kraft.“ (S. 12) Dies war neu in der katholischen Kirche: Die Beschäftigung von Laien mit der Heiligen Schrift war ungewöhnlich, weil dies sonst nur Priestern und Theologen vorbehalten war. Das Lesen und das Leben des Wortes Gottes war das Fundament der entstehenden Fokolar-Bewegung, die sich in der Folgezeit weltweit ausbreitete. Clara Lubich wurde später deren Präsidentin und wirkte für die Bewegung durch Vorträge, Begegnungen und Gründungen in der ganzen Welt.
Ihre Spiritualität hebt in besonderer Weise die Bedeutung der Liebe zum Nächsten und zu Gott hervor. Ein Schlüsselwort ihrer geistlichen Grundlinien ist der Begriff „Einheit“, entnommen aus dem Gebet Jesu vor seinem Tod Alle sollen eins sein (Joh 17,20 ). Daraus begründet sich auch der besondere Einsatz für Ökumene und den Dialog unter den Religionen sowie mit nicht religiösen Weltanschauungen. Charakteristisch für die Fokolare ist ihr Engagement als Christen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. „Der Dreiklang Ich –der Mitmensch- Gott charakterisiert den Weg Chiaras. Auf diesem Weg findet man Gott nicht zuletzt durch den Menschen, in der Begegnung. Es ist zudem ein gemeinsames Gehen mit den Schwestern und Brüdern zu Gott.“ (S. 36)
Im zweiten Teil werden ausgewählte Meditationstexte Lubichs vorgestellt und von verschiedenen Autoren kommentiert. Im Anhang findet man noch die Lebensstationen von Chiara Lubich und Informationen zu den Autoren.
Die spirituelle Botschaft von Chiara Lubich wird hier deutlich gemacht, auch die weltweite Ausbreitung der Fokolar-Bewegung. Die Skepsis der katholischen Kirche gegenüber Lauen in der Auslegung der Bibel erscheint heute eher skurril. So werden hier Leben und Werk Lubichs angemessen gewürdigt, nur ein Literaturverzeichnis zum Weiterlesen fehlt.