Buchneuerscheinung: „Virginia Woolfs Garten“ von Caroline Zoob

Die Geschichte der grünen Oase in Monk's House

Bild von Angelina Ho. auf Pixabay

1919 erwarben Virginia und Leonard Woolf ein einfaches Cottage, Monk’s House, in East Sussex. Das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert sollte als Landsitz dienen, hier wollten die beiden in den Ferien schreiben, lesen und im Garten arbeiten. Das überwucherte Grundstück hinter dem Haus verwandelten sie nach und nach in ein fantastisches Blumenmosaik und einzelne Gärten, die durch Ziegelpfade miteinander verbunden waren. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs machten sie das Haus zu ihrem ständigen Wohnsitz. Heute befinden sich Haus und Garten im Besitz des National Trust, in der Anlage des Gartens wurde seit damals nicht viel verändert.

Caroline Zoob bewohnte Monk’s House über ein Jahrzehnt mit ihrem Ehemann, die beiden waren Pächter des National Trust und betreuten Haus und Garten, die sie interessierten Besucher*innen an zwei Tagen die Woche zugänglich machten.

Sie erzählt in diesem Buch die Geschichte des Gartens, die Bilder stammen von der Fotografin Caroline Arber. Gestützt auf Tagebucheintragungen und Briefe von Leonard und Virginia Woolf wird gezeigt, welche Rolle der Garten im Leben des Ehepaars Woolf spielte.

In sieben Kapiteln wird erzählt, wie sich der Garten seit 1919, als die Woolfs das Haus fanden, bis zum heutigen Tag entwickelt hat. Dabei bilden ausführliche Beschreibungen der verschiedenen Gartenräume einen Schwerpunkt.

Vorher gibt es noch eine Skizze des Gartens mit eingezeichneten Elementen.

Im ersten Kapitel wird vorgestellt, wie sie Haus und Garten entdeckten, von dem Garten, Obst und Gemüse begeistert waren und es dann bei einer Versteigerung von Monk’s House dies erwarben.

Danach wird der Einzug und die Phase des Einlebens sowie der Obstgarten, der von Anfang an eine besondere Anziehungskraft auf die beiden ausübte, und der Feigen-Garten beschrieben.

Im ausführlich gehaltenen dritten Teil geht es um den Kauf des Pound-Croft-Feldes. Sie verpachteten den unteren Teil an einen Bauern und nannten den oberen „die Terrasse.“ Diese sollte nach ihren Vorstellungen gärtnerisch gestaltet werden.

Diese  verschiedenen Gartenräume werden im Einzelnen beschrieben: Wege im Garten, die Mühlstein-Terrasse, der Fischteich-Garten, Virginias Schlafzimmer-Garten, der Blumengang, der italienische Garten, die „Terrasse“, die Schreibklause und das Mittelstück des Gartens, der „umhegte Garten“.

Im folgenden Teil geht es um den Selbstmord von Virginia, ihr letzter Tagebucheintrag galt dem Garten. Außerdem wird noch der Gemüsegarten skizziert.

Nach Virginias Tod spielte sich Leonards Leben in Monk’s House ab. Er tröstete sich auch mit regelmäßiger Gartenarbeit nach seiner Arbeit. Außerdem wird der Garten am Haus und der Wintergarten präsentiert.

Nach dem Tod von Leonard kaufte die University of Sussex das Haus und vermietete es mit sämtlichen Mobiliar an Gastdozent*innen. Die Pächter*innen sollten sich zusammen mit Unterstützung des National-Trust-Gartenberaters, um den Garten kümmern. Der Garten wurde nur durch arbeitssparende Maßnahmen in einigen Bereichen verändert.

Im letzten Kapitel gibt es noch eine persönlich gehaltene Betrachtung der Autorin über ihre Zeit als Bewohnerin von Monk’s House und dem Garten.

Im Anhang gibt es noch eine Bibliografie, Links, Plan und Schlüssel des Garten von Monk’s House aus dem Jahre 1919 und 1932.

Dies ist die erste ausführliche Darstellung dieses besonderen Gartens, eine Mischung aus Bildband und informativen Hintergrundinformationen und Primärquellen aus der Feder der Woolfs. Die Beziehung zu ihrem Garten und ihre Leidenschaft war mehr als ein Freizeitausgleich, das wird sehr deutlich.

Die tollen Bilder zeigen die einzelnen Gärten zu jeder Jahreszeit und zu besonderen Tageszeiten, die stimmungsvoll und aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen sind.

Monk’s House ist für Besucher*innen zugänglich, der Kontaktlink befindet sich auf Seite 190.

Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.