Burkhart Brückner: Eine kurze Geschichte der Psychiatrie

Lausbergs Buchtipp

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Burkhart Brückner: Eine kurze Geschichte der Psychiatrie, utb, 2023, ISBN; 978-3-8252-6053-8,  30 EURO (D)

Knapp und anschaulich schildert Burkhart Brückner den historischen Wandel des Umgangs mit psychischem Leid, Wahnsinn und Hospitalisierung von der antiken Heilkunde bis zur modernen Psychiatrie. Im Mittelpunkt stehen die Theorie und Praxis des Fachs in verschiedenen Epochen und Kulturräumen, aber auch typische Erfahrungen von Betroffenen. Inhaltlich knüpft die Darstellung an die drei Aufgaben der modernen Psychiatrie an: Den Sicherungsauftrag, den Behandlungsauftrag und den Forschungsauftrag.

Als eine Wissenschafts- und Sozialgeschichte der Psychiatrie reflektiert der Autor das Selbstverständnis medizinischer, pflegerischer, sozialer und psychologischer Berufe. Ebenso bietet das vorliegende Buch Orientierung für Psychiatrieerfahrene und Angehörige. Zahlreiche Fotos, Fallgeschichten und historische Dokumente illustrieren die Entwicklung der psychiatrischen Versorgung im Wandel der Zeit.

Es werden Antike und Mittelalter und Vorläufer in der Aufklärung und die Gründung der ersten Anstalten vorgestellt. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich die Psychiatrie zur akademischen Wissenschaft entwickelt. Dies war eine wichtige Wegmarke für die Etablierung zur Institutionalisierung. Die wissenschaftliche Psychiatrie mit ihren Weiterentwicklungen und allen erschreckenden Schattenseiten vor allem im „Dritten Reich“ folgen. Eine Zäsur war das Jahr 1945, obwohl nationalsozialistische Ideologiefragmente immer noch virulent waren. Die weitere Professionalisierung, neue Ideen und die wichtigsten Köpfe dazu schließen sich an.

Hinter den einzelnen Kapitel gibt es immer Literatur zur Vertiefung.

Dies ist eine gelungene Überblicksdarstellung der Thematik, die vor allem für Bachelor-Studenten als Einführung gewinnbringend gelesen werden kann. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts steht eindeutig die deutsche Psychiatrie im Vordergrund.Der Autor spart auch nicht mit Kritik vor allem früherer Fehlentwicklungen, was ruhig noch deutlicher hätte ausfallen können.

Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.