Nadja Horsch/Simone Tübbecke (Hrsg.): Bürger, Gärten, Promenaden. Leipziger Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert, Passage Verlag, Leipzig, ISBN 978-3-95415-085-4
Die Stadt Leipzig besaß im 18. und 19. Jahrhundert eine hochentwickelte Gartenkultur mit großzügigen barocken Bürgergärten, frühe Landschaftsgärten und die Gärten der umliegenden Rittergüter. Im 19. Jahrhundert fielen die stadtnahen Bürgergärten dem Wachstum der Stadt Leipzig zum Opfer. Heute sind von dieser blühenden Gartenlandschaft nur noch Reste erhalten, und nur wenige Bildquellen sind einem breiteren Publikum bekannt.
Dieser Band mit Essays von zahlreichen Autor*innen publiziert erstmalig eine Gesamtdarstellung dieser städtischen Gartenkultur publiziert und will einen lebendigen Eindruck der verschwundenen Pracht vermitteln. Er ist im Rahmen eines universitären Forschungsprojektes und die Kooperation mit Partnern aus der Universität und der Stadt Leipzig entstanden.
In der vorderen Umschlagseite findet man eine Abbildung der historischen Gärten auf dem heutigen Stadtbild. Nach verschiedenen Grußworten und einer Einleitung der Herausgeberinnen wird in drei chronologisch aufgebauten Kapiteln die Gartenkultur von 1690 bis 1870 behandelt.
Im ersten Teil geht es um die Zeit von 1690 bis 1770. Nach einem einleitenden Kapitel über die barocken Bürgergärten der Stadt Leipzig werden verschiedene Beispiele wie der Grossbosische Garten, der Kleinbosische Garten, Apels Garten, der Garten von Johann Christoph Richter, der Garten des Gohliser Schlösschens und die Pläne des Landesherrn August des Starken für das Rosenthal vorgestellt.
Der zweite Teil setzt sich mit der Zeit von 1770 bis 1830 auseinander. Nach einer Einführung Landschaftsgärten bilden der Wincklersche Garten, Löhrs Garten, einer der größten Bürgergärten, Schimmels Gut, Triers Garten, der Garten am Naundörfchen, das Gellert-Denkmal und das Gellert-Sulzer-Denkmal und die Verlandschaftung des öffentlichen Grüns in Leipzig Schwerpunkte der einzelnen Essays. Danach folgt ein einzelner Beitrag über Botanik, Pflanzeneinführung und Pflanzenkultivierung in Leipzig. Anschließend geht es um die Gartenkultur auf adeligen Landsitzen und bürgerlichen Rittergütern im Leipziger Umland. Nach einer allgemeinen Einführung werden die Schlossgärten der Rittergüter im Südwesten Leipzigs, der Landschaftsgarten Machern, das Rittergut Abtnaundorf und das Rittergut Lützschena präsentiert
Im dritten Teil geht es um die Zeit von 1830 bis 1870, Nach einer Einführung zur allgemeinen Gartenkultur der Zeitspanne beschäftigen sich die Beiträge mit dem Nachleben der Leipziger Bürgergärten, der Denkmalkultur auf dem Leipziger Promenadenring, der Umgestaltung des Rosenthals zum Landschaftsgarten, die Gestaltung von Peter Joseph Lenné des Promenadenrings, dem Johannapark und dem Trianongarten.
Der Band wird durch einen Beitrag zum Umgang mit dem Herzstück der Promenadenanlagen vom Ende des 20. Jahrhundert bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts in positiver wie auch negativer Hinsicht abgerundet.
Die 386 Abbildungen quer durch die Texte zeigen Pläne, Grundrisse, historische und aktuelle Bilder, historische Postkarten und geografische Karten sowie Zeitungsausschnitte.
Im Anhang findet man ein Verzeichnis der Literatur und gedruckten Quellen, ein Verzeichnis der benutzten Archivalien, ein Ortsregister, ein Personenregister und ein Sachregister. Eine biografische Vorstellung der Autor*innen fehlt.
Hier werden erstmals ausführlich in einem Band die bedeutendsten historischen Gärten in Leipzig und seinem Umland zusammengefasst und an zahlreichen Beispielen illustriert. Es wird gezeigt, dass die Gartenanlagen als Orte der Geselligkeit und Repräsentation, der Sammlungskultur und Wissenschaften genutzt wurden. Viele historische Aufnahmen stammen aus dem Stadtgeschichtlichen Archiv und sorgen so für eine gute Illustration. Besonders die Luftaufnahmen des Bandes sind dabei zu erwähnen. Insgesamt gesehen ein reich bebilderter und aufwändiger Band zur umfangreicheren Formen der Gartengestaltung in Leipzig und zur städtischen Gartenkultur in der BRD allgemein.