Im kommenden Jahr haben 165 Kinder über drei Jahren in Tübingen keinen Platz im Kindergarten. Die meisten, wenn auch nicht alle, sind jüngst nach Tübingen gezogen. Ein großes Problem für den hiesigen Arbeitsmarkt.
In der Presse wird ausführlich über die Gründe berichtet. Man kann es trivial betrachten, dann fehlen uns einfach Menschen, die in der Kita arbeiten wollen. Die Kitas sind gebaut, die Stellen sind frei, aber wir können sie nicht besetzen.
Ein Grund taucht aber schlicht nicht auf: Den 165 Kindern, die leer ausgegangen sind, stehen 158 Kinder von Geflüchteten gegenüber, die einen Platz in einer Kitagruppe für über Dreijährige haben.
Nun heißt es an dieser Stelle immer reflexhaft: Man darf das nicht instrumentalisieren. Stimmt. Aber man darf es auch nicht verschweigen. Denn Schuld sind die Geflüchteten natürlich nicht. Und unter den Kindern, die keinen Platz bekommen haben, sind auch Geflüchtete. Trotzdem gilt, dass in der Kinderbetreuung ein Mangel herrscht, der immer größer wird, je mehr Kinder hinzukommen.
Es ist ein reales Problem, dass wir entweder die Kinder von Geflüchteten unversorgt lassen müssen, was für deren Integration eine große Bürde bedeutet, oder die Kinder von Menschen, deren Arbeitskraft dringend gebraucht wird, leer ausgehen. Beides ist hoch problematisch.
Wir in den Kommunen sind gezwungen, hier Entscheidungen zu treffen, die immer als falsch betrachtet werden, wenn man ohne Kita-Platz bleibt.
Schon gibt es nahrhafte Professoren, die einen Vorrang für die Kinder von Geflüchteten verlangen, weil hier die Bildungsrendite größer ist. Das wird stimmen. Aber der Preis sind frustrierte Ärzte, Krankenschwestern oder Ingenieure, denen man sagt, ihr Kind macht auch ohne Kita seinen weg, daher können sich die Eltern ja weiter selbst um den Nachwuchs kümmern.
Die unbequeme Wahrheit ist: Das komplett überlastete Kindebetreuungssystem ist eine objektive Integrationsgrenze, die wir beachten müssen, wenn wir diskutieren, wie viele Menschen wir zusätzlich aufnehmen können.