Bischof Hanke beim Guardini-Tag: „Nur ein von Sehnsucht erfüllter Mensch kann beten.“

Quelle: Katholische Akademie in Bayern

Im Rahmen des diesjährigen Guardini-Tags in der Katholischen Akademie in Bayern äußerte sich der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke zum Gebet. Nachdem er den Gottesdienst in St. Ludwig, mit dem die Tagung am Montag startete, zelebriert hatte, stellt er sich den Fragen von Akademiedirektor Achim Budde und gab dabei auch Einblicke in seinen persönlichen Lebensweg und seine private Gebetspraxis preis.

Im Zentrum stand die Gebetssprache: im Privatgebet, aber auch im Gottesdienst. Hierzu Hanke: „Die Sprache, die wir in der Liturgie verwenden, ist vielen jungen Menschen fremd. Das muss man anerkennen.“ Im Kern sei es aber nicht die Sprache, auf die es ankomme: „Das Herz ist größer als unsere Sprache.“ Romano Guardini sei es auf Burg Rothenfels gelungen, die Herzen junger Menschen zu entflammen. „Das ist doch ein gutes Paradigma“, sagte der Bischof, der gestand, dass ihm als Jugendlicher in seiner Familie zu viel gebetet wurde. „Nur ein von Sehnsucht erfüllter Mensch kann beten“, so Hanke. Wenn diese Motivation aber einmal da sei, dann sei es auch kein Problem, in neue Sprach- und Bildwelten einzutauchen, wie man an der digitalen Kompetenz der Jugend sehen könne. Der Eichstätter Bischof verwies auf eine Erfahrung aus seinem Privatleben: „Ich gehe gerne in die Berge klettern. Wir sind da so eine Gang, da bin ich der einzig Gläubige. Und da spüre ich bei diesen Menschen, die vorgeben, nicht zu beten, eine tiefe Sehnsucht nach Sinn.“ Das komme dann nach ein paar Tagen in tiefen Gesprächen zum Vorschein, an die sich anknüpfen lasse. Und dies sei „doch auch unser Potenzial als Kirche, dass wir den Menschen sagen können, wir haben da einen Weg, auf dem wir Euch begleiten können.“ Das Gespräch in voller Länge wird demnächst über den YouTube-Kanal und die Mediathek der Katholischen Akademie in Bayern zugänglich sein.

Im weiteren Verlauf der Tagung, die in Kooperation mit der Guardini-Stiftung Berlin durchgeführt wurde, setzten sich die fast 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf vielen Ebenen mit dem „Sinn des Betens“ auseinander: Vorträge und Workshops erschließen die Gedanken des großen Religionsphilosophen Romano Guardini über das Phänomen des Gebets. Hier standen u. a. Namen wie Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Christian Lehnert, Regisseurin Sandra Gold oder Thomas Brose auf dem Programm. Die Tagung bot aber auch vielfältige Gelegenheit, unterschiedliche Formen des Gebets selbst zu erleben und eigene Erfahrungen auszutauschen: die Eucharistie, das Stundengebet mit den Psalmen, das Gebet der Sammlung oder der Rosenkranz – oder auch ein vom ZEIT-Redakteur Patrik Schwarz angeleitetes Experiment, das im eigenen Innern neue Gebetsworte finden ließ. Abgerundet wurde die Studientagung durch eine in dieser Zusammenstellung einmalige Präsentation mehrerer Rosenkränze aus dem Nachlass Romano Guardinis und eine Exkursion „auf den Spuren Romano Guardinis“ an dessen Münchner Stationen.