- Indeed analysiert die Bildungsabschlüsse und beruflichen Werdegänge aller Abgeordneten des Deutschen Bundestages
- Diverse Erfahrungen unter den Abgeordneten: Im Schnitt hat jedes Mitglied mindestens zwei Bildungswege (Studiengänge oder berufliche Ausbildungen) eingeschlagen
- Wenig Expertise in systemrelevanten Bereichen wie Medizin und Pflege
- Durchschnittliche Anzahl der erreichten Abschlüsse mit 1,5 bei Die Linke am höchsten
Der Deutsche Bundestag wird häufig dafür kritisiert, dass seine Mitglieder in Sachen Bildung zu homogen aufgestellt sind. Grund dafür ist unter anderem der mit über 80 Prozent sehr hohe Anteil an Akademiker*innen, der zudem stark von Rechtswissenschaftler*innen und Ökonom*innen geprägt wird. Laut einer aktuellen Analyse der Job-Seite Indeed haben die Mitglieder des Bundestages (MdB) jedoch noch deutlich mehr Expertise in unterschiedlichsten Feldern zu bieten, als dieser erste Eindruck vermuten lässt. Der Untersuchung zufolge teilen die über 700 Politiker*innen nämlich Wissen aus mehr als 1.400 Ausbildungsberufen und Studiengängen. Jedes Mitglied kann demnach im Schnitt mindestens auf die Erfahrungen aus zwei (Aus-)Bildungsstationen vor der Tätigkeit im Bundestag zurückgreifen. Die Untersuchung offenbart jedoch auch Mängel, insbesondere bei der Repräsentation von systemrelevanten Berufen.
Die vielen Stationen der Mitglieder des Bundestages
Insgesamt konnten den MdB im Rahmen der Analyse 1.465 Stationen an 1.031 Universitäten oder Ausbildungseinrichtungen zugeordnet werden. 910 dieser eingeschlagenen Bildungswege haben die Politiker*innen nachweislich erfolgreich abgeschlossen. Ein Beispiel, welches die vielen Erfahrungswerte der einzelnen Abgeordneten veranschaulicht: Albert H. Weiler (CDU/CSU) hat u. a. eine Ausbildung zum Elektroanlageninstallateur und Energieanlagenelektroniker absolviert, war als Lokomotivführer bei der Deutschen Bahn angestellt, tätigte ein Studium zum Verwaltungswirt-Diplom sowie Betriebswirt und führt einen Master sowie Ehrendoktor in der Politikwissenschaft.
Ein genauer Blick auf die einzelnen Abschlüsse offenbart zunächst die Dominanz der Jurist*innen und Ökonom*innen im Bundestag: An der Spitze der akademischen Laufbahnen stehen Rechtswissenschaften mit 147 Absolvent*innen, gefolgt von Wirtschaftswissenschaften (102). Neben diesen beiden übergeordneten Bereichen können die Abgeordneten jedoch noch Abschlüsse in insgesamt 150 weiteren Studiengängen – darunter Informatik, Architektur und viele mehr – vorweisen. Ein Beleg, für die breite Expertise der Politiker*innen. Am verbreitetsten unter den höchsten Abschlüssen ist das Diplom (247), das 2. Staatsexamen (135) und der Doktortitel (130).
Richtet man den Fokus auf Ausbildungsberufe, kommen die Abgeordneten insgesamt auf 268 Abschlüsse. Bankkaufleute (29) sind dabei am häufigsten vertreten, gefolgt von Industriekaufleuten (11) und Landwirten (8). Im Vergleich der Parteien gibt es – gemessen an der Gesamtanzahl der Abschlüsse pro Partei – innerhalb von FDP (19 Prozent) und Bündnis90/Die Grünen (18 Prozent) die wenigsten abgeschlossenen Berufsausbildungen. Bei der AfD und Die Linke mit anteilig 40 bzw. 38 Prozent hingegen die meisten.
Wenig Praxiserfahrung in systemrelevanten Berufen
Abschlüsse in den sog. systemrelevanten Berufen – mit Ausnahme des Lehramts (43) – können MdBs vergleichsweise selten vorweisen. Gleichzeitig stehen die Arbeitsbedingungen und strukturellen Defizite in diesen Bereichen aktuell besonders häufig im Fokus und in der Kritik: Neben dem viel befragten Gesundheitsexperten Karl Lauterbach von der SPD finden sich bspw. nur 13 weitere Mediziner*innen in den Reihen der Abgeordneten, die über entsprechende Einblicke und Verständnis der Gesundheitsbranche verfügen. Die ebenfalls von der Pandemie stark betroffenen Pädagog*innen wie Psycholog*innen sind jeweils durch acht Politiker*innen vertreten.
Bei Ausbildungsberufen zeigt sich ein ähnliches Bild: Unter den über 700 Abgeordneten befinden sich nur vier gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, fünf Erzieher*innen sowie zwei Altenpfleger*innen.
Anteil von Abschlüssen bei der Linken am höchsten
Im Vergleich sämtlicher erworbener Abschlüsse pro Partei – Ausbildung wie akademisch – ist der Anteil innerhalb der Fraktion von Die Linke mit 1,5 Abschlüssen pro MdB am höchsten. Die zweithöchste Abschluss-Quote weist die AfD mit 1,4 Abschlüssen auf, gefolgt von der SPD und CDU/CSU mit 1,3. Nach der FDP mit 1,2 sind die Abgeordneten von Bündnis90/Die Grünen mit 1,1 Abschlüssen pro MdB das Schlusslicht. Diese vergleichsweise hohen Quoten kommen dadurch zustande, dass Abgeordnete etwa sowohl einen Hochschulabschluss als auch eine berufliche Ausbildung absolviert haben.
Frank Hensgens, Managing Director Indeed DACH, kommentiert:
“Es ist eine erfreuliche Erkenntnis, dass der Deutsche Bundestag in der Tiefe mit einer Vielzahl an unterschiedlichen beruflichen Ausbildungserfahrungen aufwarten kann. Schließlich wünscht man sich für die komplexen Entscheidungen, die die MdBs zu treffen haben, eine breite wie spezifische Expertise. Gleichzeitig hat die Untersuchung zutage gefördert, dass praktische und theoretische Erfahrungen in systemrelevanten Bereichen Mangelware sind. Auf Basis der Erfahrungen des letzten Pandemie-Jahres wäre es zu begrüßen, wenn noch mehr Expert*innen aus diesen Bereichen im neuen Bundestag nach der Wahl vertreten wären.”
Die relevantesten Ergebnisse der Auswertung finden Sie unter
Über die Untersuchung
Für die Untersuchung analysierte Indeed sämtliche beruflichen Bildungsstationen der Mitglieder des Deutschen Bundestages. Für die Erhebung nutzte die Job-Seite die offiziellen Bundestagsprofile, die Pressestellen der Politiker*innen sowie weitere Quellen (Wikipedia, Zeitungsartikel, LinkedIn-Auftritte, Parteiwebseiten, Abgeordneten-Webseite). Stichtag der Erhebung war der 31.12.2020. Jüngste Rücktritte bzw. Ausscheidungen der Abgeordneten sowie deren Nachrücker wurden exkludiert und erscheinen nicht in der Statistik. Das betrifft: Michael Leutert (Die Linke), Axel Trost (Die Linke), Nikolas Löbel (CDU/CSU), Kordula Kovac (CDU/CSU), Tobias Zech (CDU/CSU), Bernd Fabritius (CDU/CSU), Mark Hauptmann (CDU/CSU), Kristina Nordt (CDU/CSU), Karin Strenz (CDU/CSU), Maika Friemann-Jennert (CDU/CSU).
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