Raub im Grünen Gewölbe in Dresden: „Das Christentum war denen völlig egal“ – Interview mit den Autoren des Buches „Der Jahrhundertcoup“

Gestohlenes Exponat aus dem Grünen Gewölbe, Quelle: Dr. Clear

Zwei SPIEGEL-Journalisten haben über den Millioneneinbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden im November 2019, bei dem auch zahlreiche Objekte mit christlicher Symbolik gestohlen wurden, ein beeindruckendes Buch veröffentlicht  – mit vielen Details aus dem Leben der ausschließlich muslimischen Täter. Benedikt Vallendar führte ein Interview mit den Autoren des Buches „Der Jahrhundertcoup“ (2023).

Was ist das Besondere an Ihrem Buch über den Raub im Grünen Gewölbe im November 2019?

TH: Das ist ja immer schwierig, sich selbst zu loben. Darum zitiere ich Kollegen, die das Buch vorab lesen durften. „Das ist euer Meisterwerk.“ „Das liest sich wie ein Krimi. Ist aber eben alles in echt passiert.“ Oder auch „Einfach irre den ganzen Plot mal zu lesen.“ Das sind so Reaktionen.

CMH: Das Besondere an diesem Buch ist, dass wir Ermittlungsakten zur Verfügung hatten, wie nie zuvor. Dazu kommen diverse Gespräche mit beteiligten Polizisten und Menschen aus dem Clanumfeld.

TH: Wir schreiben ja Kapitel für Kapitel. Teilen uns das also vorher auf. Als ich die Sachen von Claas zum ersten Mal las, war ich ganz hippelig, zu lesen, wie es weitegeht. Obwohl ich es ja prinzipiell wusste.

Warum haben Sie es „Der Jahrhundert Coup“ genannt?

CMH: Spontane Idee. Ganz einfach. Die Nummer, die Remmos da durchgezogen haben, war so fett, so dreist, so unglaublich, dass es bei uns im Kopf immer nur diesen Titel gab. Allein der Versicherungswert der gestohlenen Stücke liegt bei 116 Millionen Euro. 116 Millionen! Unfassbar. Beim Schreiben dachte ich auch immer, das Buch muss verfilmt werden. Netflix, Disney, Hollywood. Da hält kein Tatort-Plot mit.

TH: Gleichzeitig ist es auch so kulturlos, so kulturbanausig. Die Juwelen August des Starken zu klauen. Kleiner Exkurs in die Geschichte: Nach Deutschlands Niederlage im 2. Weltkrieg hatten die Russen den Schatz mitgenommen und 1958 zurückgegeben. Da mussten erst die Remmos kommen, um vieles einzusacken.

CMH: Vor vierhundert Jahren versuchte das schon mal jemand. Ein Schlossergeselle namens Stübich aus Krawinkel. Der endete am Galgen. Sehr kurzer Prozess.

Was wissen Sie über die Planung der Tat und den sozialen Hintergrund der Täter?

TH: Spontan war da nix. Die Remmos baldowern alles vorher aus. Wie genau sie es gemacht haben, darüber können wir nur spekulieren. Im Prozess sagte Wissam aus, sie seien mehrmals hingefahren, rüttelten an den Gittern des Fensters, sprangen an der Mauer hoch, um zu checken, ob es einen Aussenscanner gibt. Ob Alarm ausgelöst wird. Doch, so der Remmo-Spross, es passierte nichts. Keine Polizei kam.

CMH: Mit einer Hydraulikschere, die man  eigentlich nimmt, um eingeklemmte Personen aus einem verunfallten PKW zu schneiden, schnitten sie sogar ein Stück aus dem Fenstergitter, klebten es wieder ein. Damit sie am Tattag schnell reinkommen. Und keiner will etwas bemerkt haben.

TH: Die verurteilten Remmos gehören alle einer Großfamilie an, sind einschlägig polizeibekannt. Durch besonderen Arbeitseifer im legalen Leben sind sie uns noch nicht aufgefallen.

Ihre Großeltern und Eltern kamen als Flüchtlinge nach Deutschland. Viele sind seit Jahren ausreisepflichtig.

Wie gestalteten sich die Recherchen zu Ihrem Buch?

CMH: Schwierig. Aber auch spannend. Wenn man wie wir schon zwei andere Bestseller zu Themen der organisierten Kriminalität geschrieben hat, gibt es viele Menschen, die uns helfen. Mit Informationen, mit Zugängen.

TH: Wir sagen immer, der liebe Herrgott meint es oft gut mit uns, hilft wo er kann. Dafür sind wir sehr dankbar.

Worin besteht Ihrer Ansicht nach eine mögliche Symbolik der Raubtat? War hierfür nur die Höhe des angerichteten Schadens maßgeblich?

CMH: Die Remmos mögen es spektakulär. Keine Frage. Zwei Remmos waren es auch, die schon die 100 kg Goldmünze aus dem Bode-Museum stahlen. Wert 3 Mio Euro. Jetzt 116 Mio Euro. Kaum zu toppen.

Die Täter waren Muslime und haben auch viele Gegenstände mit christlicher Symbolik gestohlen. Was sagen Sie zu der These, dass der Raub aus dem Grünen Gewölbe exemplarisch auch den mangelnden Respekt muslimischer Kreise gegenüber christlichem Bekenntnis gezeigt hat?

CMH: Respekt? Ich glaube, die lachen sich grad tot. Unsere Kultur, unsere Werte interessieren die nicht. Für den kriminellen Clan sind wir, ist Deutschland Beuteland. Diese Männer sind nur ihrer Familie verpflichtet.

TH: Für Sachsen, und natürlich auch für uns, wir sind ja auch Bürger dieses Landes, ist der Einbruch der Remmos besonders schmerzlich. Da sind Schätze wohl für immer verloren, die mit unserer christlich-abendländischen Kultur zu tun haben. Mit der kulturellen Identität Sachsens. Aber das interessiert die nicht. Null. Hauptsache, mit einem Mercedes AMG durch Berlin brettern. Dazu eine Nase Koks … .

Wie wurde in Dresden und Sachsen mit dem Raub umgegangen? Was wissen Sie über personelle Konsequenzen und Verbesserungen in der Sicherheitstechnik?

TH: Soweit wir wissen, haben die Sachsen die Kameras ausgetauscht und auch die Aussenscanner verbessert. Die Sicherheitsfirma bleibt aber. Schon bizarr. Die haben die neue Ausschreibung für den Auftrag gewonnen. Gleichzeitig, und jetzt wird es vollkommen irre, verklagt Sachsen die Sicherheitsfirma wegen der ganzen Pannen.

Wie bewerten Sie den Deal zwischen Staatsanwalt und Tätern mit dem Ziel, einen Teil der Beute wiederzubeschaffen?

CMH: Beim Grünen Gewölbe hat ein robuster Staat enorm viel investiert. Die Soko Epaulette hat die Täter durch Beweise und Indizien so lange in die Ecke gedrängt, bis die Täter einen Teil der Beute abgeliefert haben. Aber eben nur einen Teil. Die wertvollsten Stücke fehlen. Wahrscheinlich für immer. Der Rechtsstaat hat nicht gewonnen. Verloren hat er aber auch nicht.

Welche Konsequenzen wurden nach Ihrem Kenntnisstand in deutschen Museen aus dem Raub im Grünen Gewölbe gezogen?

Darüber wissen wir nichts.

„Der Jahrhundert Coup“ zum Raub im Grünen Gewölbe, in Dresden, SPIEGELVERLAG, 2023.

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Über Benedikt Vallendar 83 Artikel
Dr. Benedikt Vallendar wurde 1969 im Rheinland geboren. Er studierte in Bonn, Madrid und an der FU Berlin, wo er 2004 im Fach Geschichte promovierte. Vallendar ist Berichterstatter der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main und unterrichtet an einem Wirtschaftsgymnasium in Sachsen.