90 Jahre nach den Bücherverbrennungen und der Emigration von Else Lasker-Schüler veranstaltet die nach der Malerpoetin benannte Literaturgesellschaft ihr XXIV. Forum vom 11. – 14.Mai in Wuppertal und Solingen. Else Lasker-Schüler musste 1933 über Grenzen hinweg aus Nazideutschland bis nach Palästina flüchten. „Ich will in das Grenzenlose…“ sind Anfangszeilen ihres Gedichts „Weltflucht“ und titelgebend für das Kulturevent. „Freundschaft in Zeiten des Krieges“ heißt ein multimediales Poetry-Project, das zur Eröffnung des XXIV. Else Lasker-Schüler-Forums am 11. Mai im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen uraufgeführt wird. Dafür hat Autor Heiner Bontrup mehr als 20 ukrainische Schülerinnen und Schüler ihre erlebten Geschichten der Freundschaft über Wochen aufschreiben lassen. Die Kinder und Jugendlichen sind vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine nach Deutschland geflohen.
„Die Texte beschreiben auf poetische Weise, wie es ihnen gelingt, alte Freundschaften über Grenzen von 2.000 Kilometern und einen menschenverachtenden Krieg hinweg aufrecht zu erhalten,“ erläutert Maximilian Rossetto, stellvertretender Leiter der Wuppertaler Gesamtschule Else Lasker-Schüler, das Vorhaben mit den Ukrainern. Kooperationspartner ist zudem der Caritasverband Wuppertal-Solingen. „Das hier ist gelebte, beispielhafte Integration. Deshalb haben wir uns daran beteiligt, denn Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen ist eine unserer wichtigsten Aufgaben. Doch selten gelingt das so gut bei jungen Menschen wie bei diesem Projekt“, so Caritasdirektor Dr. Christoph Humburg.
„Freundschaft ist eine Kraftquelle, die hilft mit bedrückenden Situationen besser umzugehen. Die Texte der Schüler sind berührende Dokumente einer tiefen Menschlichkeit“, begründet Hajo Jahn das Projekt. Der Vorsitzende der Wuppertaler Else Lasker-Schüler-Gesellschaft organisiert seit 1993, also seit 30 Jahren, Foren im Namen der jüdischen Dichterin.
Das Thema Grenzen mit den Problemen von Flucht und Vertreibung, Antisemitismus, Rassismus und Erinnerungskultur bestimmte Else Lasker-Schüler-Foren u. a. in Jerusalem, Breslau, Prag, Berlin, Wien, Catania, Zürich, Ascona und zuletzt 2021 in Sanary-sur-Mer, der „heimlichen Hauptstadt der deutschsprachigen Exilschriftsteller“, so Hajo Jahn. Schirmherren und -frauen waren u.a. Staatspräsidenten wie Simon Peres und Vaclav Havel, Minister wie Polens Wladyslaw Bartoszewski und Hans Dietrich Genscher, aber auch Johannes Rau und Mary Robinson, UN-Hochkommissarin für Menschenrechte. Patronin des kommenden Forums ist Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Die ELS-Gesellschaft rühmt sich, die einzige deutsche Literaturvereinigung zu sein, die programmatisch Kulturevents im In- und Ausland veranstaltet.
Vor der Uraufführung des Stücks, in dem die ukrainischen Schülerinnen und Schüler auch selbst ihre Texte vortragen, referiert Ex-EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen am 11. Mai über „Grenzfragen“. Andere Themen befassen sich mit den unendlichen Grenzen von Weltall und Ozeanen, mit „letzten Grenzen“ – Suizide von Schriftstellern unter dem Hakenkreuz oder sie streifen „Horizonte der Kunst“ (Bazon Brock). Uraufgeführt wird auch ein Theaterstück mit Nina Hoger über die „Grenzgängerinnen“ Else Lasker-Schüler und Rosa Luxemburg.
Alle Veranstaltungen sind öffentlich und eintrittsfrei. Damit aber nicht nur die Besucher davon profitieren, wird es zwei Bücher geben: Die Vortragstexte werden nach dem Forum im nächsten Jahr im 15. Else Lasker-Schüler-Almanach publiziert. Für Nachhaltigkeit des Projekts mit den jungen Ukrainern sorgt bereits zur Uraufführung ein Buch mit dem Titel des Stücks „Freundschaft in Zeiten des Krieges“. Die renommierte Fotografin Katharina Mayer portraitierte die jungen Ukrainer und verleiht ihnen so ein Antlitz, in dem sich Hoffnung, Zuversicht, Optimismus, aber auch Traurigkeit und Skepsis spiegeln.
Veranstaltungsinformationen unter: www.else-lasker-schueler-gesellschaft.de
Tickes (kostenfrei): Wuppertal-live.de / Solingen-live.de
PM: Else Lasker-Schüler Forum in Wuppertal
