Bayerns große Zeit der Leuchtenberger … wird an vielen Orten des Freistaats über das Jahr 2019 verteilt lebendig

Taufkleid und Fächer

Eine Wanderausstellung, wie sie Bayern noch nie sah: „200 Jahre Herzöge von Leuchtenberg“, initiiert vom „Freundeskreis Leuchtenberg e. V.“. Fünf Stationen: von Eichstätt (2017) über München (im ehemaligen Palais Leuchtenberg, dem heutigen bayerischen Finanzministerium) und Leuchtenberg/Oberpfalz (2018) ist sie nun in der oberbayerischen Gemeinde Seeon-Seebruck angelangt, wo sie im ehemaligen „Schloss“, dem heutigen Kultur- und Bildungs-Zentrum des Bezirks Oberbayern, bis zum 26. Mai mit reichem Rahmenprogramm gezeigt wird, um in Ismaning ihre Fortsetzung (ab 1. Juni) und gleichzeitig ihr Ende (6. Oktober) zu finden.
Im Gegensatz etwa zu München hat man im „Kloster Seeon“ wenig Platz, um alle Schätze zu zeigen, die an die adeligen Bewohner der romantisch auf einer Halbinsel gelegenen Gebäulichkeiten erinnern. Doch geht auch von den wenigen Objekten – etwa einer aus Russland nach Seeon transferierten Waschkommode, dem von der österreichischen Kaiserin Zita zur Geburt des Stammhalters des Herzogpaars Nikolaus III. und Elisabeth von Leuchtenberg geschenkten Taufkleidchen und Fächer und einer Schützenscheibe zur Feier des Landwirtschaftsfestes 1854 – ein feiner nostalgischer Glanz und Zauber aus. Das gilt auch für das Riesenporträt der engelhaft schönen Nadine Anjenkowa (1839 – 1891), das die Stadt Trostberg und die zahlreichen alten Photographien der in Seeon ansässig gewesenen Leuchtenberger, die die Josef A. Herzinger aus Frabertsham entlieh.
Am 18. Mai spricht im Seeoner Kulturzentrum, wo sich Hedwig Amann mit den Leuchtenberger gut auskennt, Claudia Witte über Amelie, die 1852 das ehemalige Klostergebäude erwarb, das 1873 vom Neffen Nikolaus mit seiner Familie in Besitz genommen wurde – die russischen Leuchtenberg-Herzöge fanden hier bis zum Verkauf 1934 ihre Heimat. Sie zur Wanderausstellungs-Eröffnung zu besuchen, ließ sich der 1933 in München geborene, in Bonn lebende heutige Vertreter des Hauses Leuchtenberg, S. D. Nicolaus Herzog von Leuchtenberg de Italien, Beauharnais ebenso wenig nehmen wie er bereits 2008 die hier gezeigte Schau eröffnete, zu der es einen die ganze Leuchtenberg-Geschichte aufzeigenden Katalog gab.
2018 gründeten Denkendorf, Dollnstein, Eichstätt, Ismaning, Leuchtenberg, Pfreimd, Seeon, Traunreut und Grünsfeld die „Ortsfreundschaft Leuchtenberg“. Sie will mit einem ausgeklügelten „Veranstaltungs-Kalender 2019“ das „Bewusstsein für gemeinsame historische Wurzeln“ und die kulturellen und touristischen Beziehungen zwischen den beteiligten Orten stärken. In Denkendorf hält Konrad Schießl am 22. Juni einen Vortrag, von dort startet auch eine Studienreise nach St. Petersburg im September. „Auf den Spuren der Leuchtenberger“ heißt die Ausstellung im Altmühlzentrum Burg Dollnstein (13. 4. bis 1. 11.). Hier sprechen „Freundeskreis Leuchtenberg e. V.“-Vorstand Josef Schönwetter und Rudi Hager am 4. Juli über Porträts auf Münzen und Medaillen der Leuchtenberger. „Goldnuggets und Goldhasen“ nennt Pia Zecherle eine ihrer Eichstätter Leuchtenberg-Führungen am 18. Mai und 7. Juli. Durch die Altstadt von Grünsfeld kann, wer sich anmeldet, mit dem Nachtwächter wandern. Den 14. Juli erklärt Ismaning zum Tag der offenen Tür und stellt die Wanderausstellung um 15 und 16 Uhr ins Zentrum, die sie durch eine Vortragsreihe ergänzt. In Stein an der Traun geht man bei den „Höhlenburgführungen“ speziell auf die ehemaligen Schloss- und Brauereibesitzer, die Leuchtenberger, ein.


Foto (Hans Gärtner)
Das Klöppelspitzen-Taufkleid mit geschnitztem Elfenbein-Fächer war ein Geschenk der österreichischen Kaiserin Zita zur Geburt von Nicolaus von Leuchtenberg IV.

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.