Bauhaus imaginista. Die globale Rezeption bis heute

von Marion von Osten/Grant Watson (Hrsg.)

Leere Stühle, Foto: Stefan Groß

Marion von Osten/Grant Watson (Hrsg.): Bauhaus imaginista. Die globale Rezeption bis heute, Scheidegger & Spiess, Zürich 2019, ISBN: 978-3-85881-623-8, 58 EURO (D)

Das Bauhaus stand mit Institutionen in vielen Ländern in Kontakt. Es traf dort auf ähnliche Bewegungen, die unabhängig von ihm entstanden waren und dem Bauhaus selbst starke Impulse gaben. Das internationale Ausstellungs- und Forschungsprojekt bauhaus imaginista erkundet seit März 2018 diese Verflechtungen. Es wird realisiert von der Bauhaus Kooperation, dem Goethe-Institut und dem Haus der Kulturen der Welt gemeinsam mit den Kuratoren Marion von Osten (Berlin) und Grant Watson (London) sowie Partnern etwa in China, Japan, Russland, Brasilien, Schweiz und Großbritannien. Aus diesen vielfältigen Kooperationen wird die Ausstellung bauhaus imaginista entwickelt, die anlässlich des 100. Bauhaus-Jubiläums von März bis Juni 2019 im Berliner Haus der Kulturen der Welt zu sehen sein wird, bevor sie in Teilen weiter nach Bern und Nottingham zieht.

Dies ist das Begleitbuch zur Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt in Berlin und im Zentrum Paul Klee in Bern. Es zeigt erstmals in diesem Umfang die Rezeptionsgeschichte des Bauhauses und dessen globale Ausstrahlung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem wechselseitigen Austausch des Bauhaus, seiner Studierenden und Lehrenden mit außereuropäischen Entwicklungen der Moderne wie etwa in Indien, China, Russland, Brasilien und den USA.

Das Buch besteht aus vier Teilbereichen, das aus mehreren Essays verschiedener Experten besteht. Im ersten Teil wird das 1919 geschriebene Bauhaus-Manifest von Walter Gropius in Beziehung zu parallel entstandenen Kunst- und Designhochschulen in Asien gesetzt. Der zweite Teil handelt von Lernprozesse, Aneignungen und die aus ihnen resultierenden Synthesen von Objekten vormodernen Kunsthandwerks bis zum modernen Design. Im dritten Teil ist Marcel Breuers „ein bauhaus-film“ aus dem Jahre 1926 Ausgangspunkt der Entwicklung einer modernen Haltung, die Design als Mittel zur Verbesserung des Alltags begreift. Im Jahre 1922 entwickelte der Bauhaus-Student Kurt Schwerdtfeger einen experimentellen Licht- und Schattenapparat für ein Bauhausfest. Dessen weltweite Weiterentwicklungen sind Gegenstand des letzten Teils. 

Dies ist ein gelungener Band über die ideellen und materiellen Hinterlassenschaften des Bauhauses und dessen globalen Charakter. Gleichzeitig werden die zahlreichen Anregungen von Bewegungen der Moderne für das Bauhaus analysiert und vorgestellt. Dieses Wechselspiel wird in Essays auf hohem wissenschaftlichem Niveau angereichert durch ausdrucksstarke Bilder präsentiert.

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Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.