Exakt zwanzig Jahre ist es her, da musste „der Kolb“ schließen. „Der Kolb“ – das war das Spiele-Paradies für Groß und Klein. Mühldorfs Spiele-Geschäft, das keinen Wunsch offen ließ, weder den von Kindern noch den der Eltern und Großeltern. Beim Kolb gab`s alles, was der Mensch als spielendes Wesen brauchte und begehrte: von der Zieh-Ente bis zum Disney-Film, von Halma, Mensch ärgere dich nicht und Domino bis zum Videospielcontroller. Die Lokalpresse hängte 2003 der traurig stimmenden Meldung das Bedauern über den zunehmenden Verlust des innerstädtischen Einzelhandels dran, wusste aber auch zu beruhigen: „Der Esel bleibt“: der Schaukelautomat vor dem Kolb-Anwesen. Er gehörte jahrelang zum Stadtbild. Er habe, so Inhaber Walter Kolb, „stets jung und alt Freude bereitet“.
Geblieben aus den Spiele-narrischen Jahren sind für Korbinian Engelmann, Mühldorfs Museumsleiter und Ausstellungsmacher „Kolb“-Ansichten: das großartig nachgebaute Spielwarengeschäft von innen wie von außen ab dem Gründungs-Jahr 1935 bis zum letzten Verkaufstag kurz vor Ladenschließung. Nun kann nochmal all den einst seligmachenden Sachen ganzer Familien und Generationen eine Träne nach-vergossen werden: Brettspielen, Autos, Bällen, Plüschtieren, Puppen und…und…und. So viel, dass es besser im geräumigeren Haberkasten gepasst hätte. Über Puppen lassen sich ältere Mühldorferinnen auf Hörstationen live vernehmen. Man sollte ihnen zuhören, um zu erfahren, was es mit dem Puppenspielen auf sich hatte, wie wertvoll es war für die Übernahme von Rollen in der Kindererziehung.
Der Wert der Ausstellung liegt einesteils in der Vielfalt dessen, was sie an Objekten präsentiert, so zahlreich, dass einem schwindelig werden kann. In Regalen und Vitrinen sind sie zum Greifen nah, nur die kostbaren liegen unter Plexiglas. Für das (Kinder: „Schade!“) hinter Glasscheiben liegende Steiff-Spielzeug konnte Engelmann Eva Köhr, Waldkraiburg, als Leihgeberin gewinnen. Da werden die Augen aller Besucherinnen groß, die noch heute nach alten Steiff-Kuscheltieren Flohmärkte abklappern. Ähnlich ist`s mit Barbie und Ken, die seit dem Hollywood-Blockbuster stark ins Interessenfeld rückten.
Andererseits aber achtet die Ausstellung immerhin darauf, die pädagogische Seite des Spielzeugs mitzubedenken. „Sie sehen richtig“, heißt es auf einem Tischchen, „hier liegen Steine. Durch die Augen eines Kindes erkennt man jedoch einen ganzen Bauernhof. Die kleine Steine-Sammlerin Maria kommt da zu Wort, die sich mit Freundinnen traf, um Bauernhof aus Steinen zu errichten, die für sie bald Hühner, bald Schweine, bald Kühe oder Pferde waren. „Allein durch die kindliche Vorstellungskraft wurde so aus Steinen eine ganze Spielwelt.“
Korbinian Engelmann nahm sich klugerweise nicht nur Elke Kollar vom Museumspädagogischen Zentrum München und Ferdinand Kramer vom Institut für Bayerische Geschichte ins Boot, die beide für die Bayerische Museumsakademie geradestehen – als Köpfe des Ausstellungskonzept-Teams. Es schließt wesentlich ein, gemeinsam Spielzeug zu entdecken, sich vom Spielen zu erzählen und Erinnerungen an gemeinsames Spielen nachzuhängen.
Hierfür ist sehr lange Zeit: bis zu Silvester nächsten Jahres. Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag von 14 bis 17 Uhr und Sonntag von 13 bis 17 Uhr. Adresse: Mühldorf a. Inn, Tuchmacherstraße 7. Auskunft über Führungen und Begleitveranstaltungen: www.museum-muehldorf.de.