Babylon Berlin läuft endlich in der ARD

Berlin, Siegessäule, Foto: Stefan Groß

Was lange angekündigt ist, wird endlich gut, oder doch nicht? Babylon Berlin läuft endlich in der ARD. Für einen kurzen Augenblick überlege ich, ob ich mir die zwei Staffeln kaufen sollte. Schließlich ist das Coverdesign wirklich gut. Außerdem las sich das von Kat Menschik bebilderte Buch Moabit geschmeidig.

Nach fünf Minuten jedoch nehme ich Abstand von der Idee. Wieder einmal sind es die üblichen Schauspieler, in der Regel gute Theaterakteure oder solche, die aus der Kategorie Premium-Fernsehnasen stammen.

Ein bisschen Sado hier, viel Maso da. So stellt sich Klein-Erna aus Finsterwalde wohl Berlin und die 20er Jahre vor. Die Requisiten erscheinen, wie aus dem Heino-Ferch-Historienfilm-Requisitenkasten geborgt.

 

„Besser als jeder Geschichtsunterricht“

 

Schon bei der Radio-Ankündigung hätte ich gewarnt sein sollen. Die Serie sei besser als jeder Geschichtsunterricht, thematisiert sie doch die Zeit kurz nach Weltwirtschaftskrise und vor 1933.

Immer wieder die Kulissen im Nebel, höchstwahrscheinlich Görlitz, weil da ja alles gedreht wird und nix los ist. Das Politische darf nicht fehlen, am besten in Überdosis, sonst gibt die Filmförderung wohl nicht genügend Mittel frei.

40 Millionen habe die Serie gekostet. Und was so teuer ist, muss ja wohl auch besonders gut sein, wehe, wenn nicht.

Die Handlung als gepflegte Langeweile. Mich wundert, dass nicht danach bei Anne Will diskutiert wird, inwieweit sich Geschichte wiederhole, aber immerhin darf Burghart Klaußner den Märchenonkel aus dem Off geben. Einer der Sätze aus seinem Mund: „Berlin wird bald 4 Millionen Einwohner haben, genauso wie im Jahr Babylon 1929“. Aha, wenn Berlin also 4 Millionen hat, ist das kein gutes Zeichen, könnte man folgern.

 

Die ewig gleiche Falle

 

Das Beste an der Serie bleibt der Abspann, da kommen schon Erinnerungen an Caligari und Metropolis auf. Außerdem ist der Schrifttyp vom DVD-Cover wirklich schön, wie gesagt, ich wiederhole mich, um etwas Nettes zu sagen.

Weniger erfreulich bleibt, dass man permanent in die Falle tappt. Erstens will man mit Netflix-Serien konkurrieren. Aber 40 Millionen machen keine gute Serie. Esprit, überraschende Wendungen und dergleichen werden unmöglich mit dem schweren Gepäck deutscher Geschichte. Es muss zu viel untergebracht werden, sonst wäre die Förderung als wichtiger Pfeiler im Budget wohl entfallen.

Vielleicht hätte man besser darauf verzichtet, sich die Serie zurechtstutzen zu lassen, bloß um die 40 Millionen aufzubringen. Förderfonds werden in der Regel von verhinderten Regisseuren und verkannten Drehbuchautoren geleitet, die sich an ihren kreativen Kollegen rächen können, indem sie mit Rotstift Drehbücher rezensieren.

Wahrscheinlich werden sie ihren Enkeln noch davon erzählen, welche Produktionen sie versaut hatten. Babylon Berlin sieht wie ein Paradebeispiel der Schere im Kopf aus. Wer das Geld vergibt, entscheidet.

2014 entstand die Serie Altes Geld. Sie fiel bei den Filmfonds durch, war zu gewagt und gerade deshalb so gut. Die Finanzierung funktionierte dort anders: kein Rotstift, keine unnötigen Förderfonds, was der Qualität wiederum bekam.

 

Besser Autos bauen

 

Viel spannender als Babylon Berlin ist Better call Saul, ein Spin-off von Breaking bad. Kein politischer Schnickschnack, kein Märchen mit 1001 roten Fahnen, sondern richtig gute und kunstvolle Unterhaltung. Dort sind in der vierten Staffel deutsche Ingenieure in einer Schlüsselrolle zu sehen. Naja, ein wenig klischeehaft. Für gute Serien ist made in Germany nicht verschrien, aber für Techniker und Ingenieure.

Was kann man jetzt deutschen Filmemachern raten? Wenn eine Serie so voller Klischees ist wie Babylon Berlin, dann darf ich den dafür Verantwortlichen einen nicht minder stereotypen Rat geben:

Ingenieur werden und Autos bauen. Finger weg vom Fernsehbusiness.

 

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