Ausstellung „Todesmarsch 1945“ im Neuen Rathaus

Austellung "Todesmarsch", Quellenangabe: Herbert Naumann

ie Fotoausstellung „Todesmarsch 1945 – Leipzig – Fojtovice“ wird vom 12. April bis zum 7. Mai 2021 im Neuen Rathaus in der Unteren Wandelhalle präsentiert. Nach jahrelanger Recherche ist es dem Fotografen Herbert Naumann gelungen, die genaue Route des Todesmarsches von rund 2.400 KZ-Häftlingen der Erla-Werke Leipzig zu rekonstruieren. Naumann ist diesen „historischen“ Weg selbst gegangen und zeigt die dabei entstandenen Schwarz-Weiß-Aufnahmen in der Tafelausstellung. Im Laufe der kommenden Woche wird zudem ein Begleitfilm auf www.leipzig.de veröffentlicht.

Die Ausstellung behandelt ein Thema, das bislang nur bruchstückhaft aufgearbeitet wurde. Todesmärsche führten durch ganz Deutschland – durch Städte und Dörfer. Auch die aus aufgelösten Außenlagern des Konzentrationslagers Buchenwald in Leipzig zusammengetriebenen über 15.000 KZ-Häftlinge sind in verschiedenen Gruppen und in unterschiedliche Richtungen auf Todesmärsche getrieben worden. Nur wenige von ihnen überlebten.

Eine 2.400 Häftlinge umfassenden Gruppe verließ am 13. April 1945 das Außenlager der Erla-Werke in Leipzig in Richtung Theresienstadt. Nach 500 Kilometern und vier Wochen später wurden am 9. Mai 1945 nur noch 250 Überlebende von Soldaten der russischen Armee in Fojtovice im heutigen Tschechien befreit.

Vom 13. April bis zum 9. Mai 2017 ist Herbert Naumann diesen „historischen“ Weg von Leipzig nach Fojtovice gegangen und hat unterwegs mit seiner analogen Kleinbildkamera fotografische Aufnahmen als Doppelbelichtung auf Schwarzweiß-Negativfilmen gemacht. Der Fotograf hat sich mit der Wahl dieses Verfahrens bewusst einem Prozess ungesteuerter Bildwerdung ausgeliefert, der keinen Versuch einer perfekten Inszenierung zulässt.

Diese Bilder geben keine einfachen Ortsansichten wieder. Jedes einzelne Motiv bannt zwei Zeitebenen einer gegenwärtigen Landschaft aufs Bild. Die so erreichte Auflösung der gewohnten zeitlichen Ordnung, die so erreichte Durchdringung von Jetzt und Nachher, verstört. Sie lädt Betrachterinnen und Betrachter dieser Kunstwerke dazu ein, ein zweites Mal genau hinzusehen und sich selbst einen Reim auf das Dargebotene zu machen. Herbert Naumann greift dem Ergebnis dieses erneuten Hinsehens und Nachdenkens nicht vor.

Die Bilder sind auf den jeweiligen Tafeln untrennbar mit Texten verbunden. Die Texte sind historische Dokumente, Protokolle und Augenzeugenberichte, vor allem Notizen und Aufzeichnungen aus einem Tagebuch der verschleppten KZ-Häftlinge, die diesen Marsch überlebten. Sie enthalten in nüchterner Sprache die erschütternden Details.

Die berührende Dokumentation dieses Marsches ist in der Fotoausstellung zu sehen und zugleich in einem Buch festgehalten. Sie beschreibt zum ersten Mal einen Todesmarsch Stunde für Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche, Kilometer für Kilometer, vom Beginn bis zur Befreiung. Bereits das macht diese Arbeit für Historiker und für an dieser Geschichte Interessierte besonders wertvoll.

Die Tafelausstellung ist während der Besucherzeiten am Montag, den 12. April im Neuen Rathaus in der Unteren Wandelhalle zu sehen. Besucherinnen und Besucher sind angehalten, auf die gültigen Hygienerichtlinien zu achten. Dazu zählt das Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes sowie das Einhalten der Abstände zu anderen Besuchern.

Öffnungszeiten:

Neues Rathaus, Untere Wandelhalle
04092 Leipzig
Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr und Samstag, 10 bis 14 Uhr
Der Eintritt ist frei.

Austellung „Todesmarsch“, Quellenangabe: Herbert Naumann

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