Ausstellung „Der Meister von Meßkirch – Katholische Pracht in der Reformationszeit“ in der Stuttgarter Staatsgalerie

Jesus am Kreuz, Foto: Stefan Groß

Der nicht namentlich benannten Künstler erhielt diesen Beinamen nach den zwischen 1536 und 1540 für die Stiftskirche St. Martin in Meßkirch gemalten Altären (ein Hochaltar und zehn Nebenaltäre). Seine Herkunft und Ausbildung ist ungeklärt, doch nimmt man heute mehrheitlich an, dass er im Dürer-Umkreis gebildet wurde

Katalogband zur Landesausstellung

Diese Publikation ist der Katalogband zur Landesausstellung „Der Meister von Meßkirch – Katholische Pracht in der Reformationszeit“, die vom 8.12.2017 bis zum 2.4.1018 in der Stuttgarter Staatsgalerie anlässlich des Reformationsjubiläums zu sehen ist. Erstmals widmet die Staatsgalerie Stuttgart dem Meister von Meßkirch, einem der bedeutendsten deutschen Maler der Frühen Neuzeit, eine umfassende monografische Ausstellung. Aufgrund von Sondermitteln des Landes Baden-Württemberg und anderer finanzieller Hilfen war es möglich, 189 Werke von 57 Leihgebern aus elf Ländern für diese Ausstellung zusammenzutragen. Die widerstreitenden Positionen und Auswirkungen der Reformation auf die Malerei werden „von der grundsätzlichen Infragestellung des Bildes bis hin zu dessen Zerstörung, von reformatorischer Agitationskunst bis hin zu neuen Bildthemen in prominenten Beispielen“ vorgestellt. (S. 9) Dabei steht allerdings das Werk des geheimnisvollen Meisters von Meßkirch im Mittelpunkt. Kernstück bildet hierbei die Rekonstruktion der Ausstattung von St. Martin in Meßkirch. Mit bis zu 12 Altären entstand dort zwischen 1535 und 1540 ein farbgewaltiges Bollwerk gegen die Reformation. Im Katalog werden ebenso Werke von berühmten Vorgänger oder Zeitgenossen wie Albrecht Altdorfer, Albrecht Dürer, Hans Baldung, Grien Bartel Beham, Lucas Cranach, Heinrich Füllmaurer, Hans Schäufelein gezeigt.

Bollwerk gegen die Reformation

In einzelnen Essays werden zunächst das Wirken und das Werk des Meisters von Meßkirch, sein Mäzen, seine Materialien und Techniken, sein Verhältnis zur Wappenmalerei sowie sein vielleicht wichtigstes Werk, die Altäre für die Stiftskirche von St. Martin, von verschiedenen Experten näher beleuchtet. Im diesem Zusammenhang wird auch die religionspolitische Situation der Zeit behandelt.

Dann folgt der Katalog, wo den ersten drei Teilen jeweils die Andachtsbilder, die Hausaltäre und Portraits (Teil 1), Arbeiten auf Papier (Teil 2), die Altarausstattung der Pfarr- und Stiftskirche von St. Martin in Meßkirch (Teil 3) des unbekannten Meisters gezeigt werden. Dann folgen Gemälde, Arbeiten auf Papier und Kunsthandwerke seiner Vorläufer und Zeitgenossen und Archivalien und Memorabilien seines Förderers, Graf Gottfried Werner von Zimmern und seiner Nachfolger. Weiterhin werden reformatorische Bildwelten unter den Unterpunkten reformatorische Agitationskunst, Bilderstreit und Bildersturm, traditionelle Ikonographie und neuer Glaube sowie reformatorische Lehrbilder gezeigt, Im Anhang finden sich ein Heiligenglossar, ein umfangreiches Literaturverzeichnis, ein Verzeichnis der ausgestellten Werke und ein Bildnachweis. Als Hauptwerk reformatorischer Kunst bildet der sogenannte Gothaer Altar das Gegenstück zu den Tafeln des Meisters von Meßkirch. Mit 162 Darstellungen gilt der monumentale Flügelaltar, der um 1538 für das Stuttgarter Schloss geschaffen wurde, als bilderreichstes Werk der Altdeutschen Malerei.

Sehenswerte altdeutsche Malerei

Die Ausstellung zieht aus dem Geheimnis um die Identität des Meisters von Meßkirch, der zu den bedeutendsten Künstlern der Generation nach Dürer, Cranach und Grünewald zählt, durchaus ihre Attraktivität. Die farbenfrohen und prunkvollen Werke des Künstlers, sein zeichnerisches Können sowie durch eine ausgewogene Komposition, das an Dürer erinnert, sind sehenswert und sind ein künstlerische Ausdrucksform für die spätere gegenreformatorische Kunst im Zeitalter der Glaubensspaltung. Die informativen Essays führen in das Werk des Meisters von Meßkirch ein, ohne dass es zu einer Überfrachtung kommt. Der angestellte Vergleich mit Werken der reformatorischen Kunst ist ein interessanter Ansatz zum Verständnis einer turbulenten Zeit, die sich so hoffentlich niemals wiederholt.

Der Meister von Meßkirch: Katholische Pracht in der Reformationszeit. Katalog zur Ausstellung, Hirmer Verlag, München 2017, 384 Seiten, ISBN: 978-3-7774-2918-2, 45 Euro

Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.

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