Mit dem Roman »Kein Wasser stillt ihren Durst« der syrischen Autorin Najat Abed Alsamad, der nun zur Frankfurter Buchmesse in der Edition Faust erscheint, wird der Blick nicht nur auf eine besondere Gemeinschaft im Nahen Osten gelenkt, sondern auch auf die Situation der Frauen in der Region und auf eine Bevölkerung, die extrem unter dem Klimawandel leidet. Das Buch wurde 2018 mit dem Katara-Preis für arabische Romane ausgezeichnet, nun liegt es in deutscher Übersetzung durch Larissa Bender vor.
Najat Abed Alsamads Roman »Kein Wasser stillt ihren Durst« zeigt das Leben der drusischen Religionsgesellschaft in der südsyrischen Provinz und gleichnamigen Stadt Suwaida. Die Autorin schildert die Geschichte einer Familie aus der Perspektive einer Frau, die sich für ein selbstbestimmtes Leben entscheidet und damit gegen die gesellschaftlich-patriarchalen Traditionen auflehnt. Zur Strafe für ihren »Ungehorsam« wird sie in die Kellerkammer ihres Elternhauses gesperrt. In eindringlichen Bildern erzählt die Autorin zudem eine Liebesgeschichte, deren hoffnungsloses Schicksal tief in den Generationen und Mythen verwurzelt ist, denen auch mutige Entschlossenheit kaum etwas entgegensetzen kann.
In Rückblicken wird jedoch nicht nur die Liebesgeschichte der beiden Protagonisten Hayat und Nasser aufgerollt, sondern auch die geologische Geschichte der Region, in der Wasser und ausbleibende Regenfälle die Entwicklung des Landes beeinflussen. Der klimatische Wandel erschwerte zunehmend den Landbau der fruchtbaren Region und führte trotz Einsatz von moderner Technik und Wissenschaft dazu, dass nachwachsende Generationen das Regenfeldbaugebiet verließen.
Der Politikwissenschaftler und Publizist Hamas Abdel-Samad urteilte nach der Lektüre des Romans: »Die Geschichte erzählt nicht so sehr von Individuen, sondern vielmehr von einem Ort und dessen Auswirkungen auf die Menschen, die dort leben. Die wahre Protagonistin des Romans ist Sweida und die umliegenden Dörfer, der Ort, der von Durst regiert wird, dessen Schicksal vom Warten bestimmt wird und um den das Gespenst der Abwesenheit und des Verlusts schwebt. Ein Ort, der alle Kulturen und Konflikte im Laufe der Geschichte genährt hat und schließlich in eine einsame Ecke am Rande des Lebens geraten ist. Der Durst ist der Brennpunkt des Romans, sein Hauptproblem und seine erneuernde schreiende Stimme. Durst als Metapher für Entbehrung, Mangel und Hoffnungslosigkeit. Ressourcenknappheit, emotionale Dürre und das Fehlen von Kommunikationskanälen zwischen Individuen sind die eigentlichen Krisen, unter denen alle leiden.«
PM: Edition Faust