Seit Ende 2014 ist ein Radweg der besonderen Art zur unangefochtenen Attraktion eines Ortes im südlichen Holland geworden, dessen Geschichte mit dem Namen eines der berühmtesten Söhne der Niederlande eng verbunden ist: Vincent van Gogh. Tausende Perlen, die tagsüber das Sonnenlicht speichern, verwandeln sich bei Anbruch der Dunkelheit in funkelnde Sterne und vermitteln den erstaunten Besuchern die Illusion, plötzlich vor jenem südfranzösischen Sternenhimmel zu stehen, der Van Gogh für sein berühmtes Gemälde „Die Sternennacht“ inspirierte. Ermöglicht wird das Wunder durch die romantische Installation des niederländischen Techno-Poeten Daan Rosegaarrde, die die zwei von Van Gogh oft aufgesuchten Wassermühlen Opwetten und Collse verbindet. www.vangoghbrabant.nl/de/radeln/radweg
Wer tiefere Einblicke ins Leben und Schaffen des erst lange nach seinem Freitod mit 37 Jahren zu Ruhm gelangten Van Goghs gewinnen möchte, sollte nach Nuenen nahe Eindhoven fahren, wo er 1883-85 – nach einer Reihe missglückter Versuche zunächst Lehrer, dann Kunsthändler und schließlich Prediger zu werden – lebte. Dort, wo sein Vater Pfarrer war, beschloss der Dreißigjährige Maler zu werden, wobei er das Malen als eine Art Mission auffasste, als Mittel, sich den Menschen zu nähern. Im VINCENTRE, einem faszinierenden und zugleich hochtechnologischen Museum im Zentrum der kleinen Stadt werden seine Anfangsjahre beleuchtet, sein familiäres Umfeld, insbesondere seine innige Beziehung zum Bruder Theo wie auch seine unerfüllte Liebe zur Nachbarin Margot Begemann. Zu Wort kommen auch seine Nachfahren, die aus verschiedenen Bildschirmen zum Publikum sprechen. Ein Film in einem Raum voller Körbe rekonstruiert die Entstehungsgeschichte seines ersten Meisterwerks „Die Kartoffelesser“, woraus Van Goghs tiefe Empathie für die armseligen, ausgebeuteten Bauern hervorgeht, die ihn umgaben. In Nuenen befindet sich kein Originalwerk Van Goghs; seine Präsenz als Mensch ist jedoch überall spürbar, nicht zuletzt dank der Bauten und Denkmäler, die an ihn erinnern. Ein Parcours mit 18 Informationssäulen verwandelt die Ortschaft in ein einziges Freiluftmuseum. Der Weg führt auch zu den Orten in der Umgebung, die Van Gogh zu Fuß zu erreichen pflegte und in seinen Bildern verewigte: die Mühle, der Fluss, das Weberhaus sowie die oben erwähnte Coller- Wassermühle, die heute ein elegantes Restaurant beherbergt.
Die Zeitspanne, in der Van Gogh als Maler tätig war, ist erstaunlich kurz. Seine Produktion im Rahmen von 10 Jahren zwischen 1880 und 1890 umfasst immerhin 840 Gemälde und 900 Zeichnungen. Während das Kröller-Müller-Museum im Hoge-Veluwe-Nationalpark inmitten eines einmaligen Skulpturenpark die zweitgrößte Van-Gogh-Sammlung der Welt aufnimmt, befinden sich die meisten Werke des Malers, der zu Lebzeiten ein einziges Bild verkaufte, im Van-Gogh-Museum zu Amsterdam.
In dem am Museumsplein direkt im kulturellen Zentrum der Stadt errichteten hochmodernen Bauwerk, das ein Muss für jeden Amsterdam-Besucher ist, kann man nicht nur mehrere seiner legendären Gemälde betrachten, sondern beispielsweise auch der Frage nachgehen, in wie weit Van Gogh selbst zum Entstehen des Mythos um seine Person beitrug, oder sich über seinen Freundeskreis informieren bzw. über den Einfluss, den er auf die späteren Künstlergenerationen ausübte. Van Gogh, der mit seinem besonderen Pinselduktus die Malerei revolutionierte, ist und bleibt eine rätselhafte Künstlerpersönlichkeit, die sowohl Literatur als Film mehrfach inspirierte.
Beeinflusst wurde er seinerzeit von dem französischen Maler François Daubigny (1817-1878), dem das Van Gogh Museum bis Ende Januar 2017 die aufschlussreiche Sonderausstellung Daubigny, Monet, Van Gogh: Landschaftsimpressionen widmet, die selbst zum Publikumsmagnet geworden ist. Darin wird ersichtlich, wie Daubigny mit seiner freien Skizzentechnik als Pleinairmaler den Übergang zum Impressionismus von Künstlern wie Monet, Van Gogh und Pissarro begünstigte. Frappierend ist die Ähnlichkeit zwischen manchen der von ihm gewählten Motive – wie u.a. die Sonnenuntergänge in der Normandie – und denen Monets und Van Goghs. der den Hang zum Realismus des französischen Meisters bewunderte und sogar die gestreckte Form der Komposition übernahm. Die Ausstellung, die u.a auch eine Rekonstruktion von dem „Studio-Boot“ zeigt, in dem Daubigny aus der Mitte des Flusses malte, ist das Resultat einer Kooperation mit 35 Museen, die das Ziel verfolgt, den „Pionier“ des Impressionismus aus der Versenkung zu holen.
www.vangoghmuseum.nl/en www.vgvn.nl – info@vvn.nl – www.holland.com/kunst
2017 im Van Gogh Museum:
- März – 11.Juni 2017 : Prints in Paris – From Bonnard to Toulouse- Lautrec; 6. Oktober – 7.Januar 2018 –The Dutch in Paris – Breitner, Van Gogh, Mondrian
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