„Auch ein Fernsehgesicht schönt nicht die harten Zahlen“ – Was uns die Insolvenz des Dümmel-Kofler-Unternehmens lehrt

In dem beliebten TV-Format „Die Höhle der Löwen“ treten sie als knallharte und kompetente Unternehmer auf, die sowohl mit Geld als auch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Jetzt allerdings scheitern Georg Kofler und Ralf Dümmel selbst an dem gemeinsamen Projekt Social Chain AG – und das nicht ohne eigenes Verschulden. Dirk Kreuter, selbst Multiunternehmer, Speaker und Vertriebs-Experte, weiß, dass es bei einem erfolgreichen Business auf mehr ankommt als bloße Bekanntheit:

„Um es zunächst ganz klar zu machen: Vor einer Pleite ist niemand gefeit und selbst die besten Ideen können scheitern. Deshalb sollte auch nicht die Insolvenz der Social Chain AG an sich in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion rücken, sondern wie es dazu kommen konnte – und wer sie zu verantworten hat. Am 24. Juli ging die Nachricht über den Ticker. Der Vorstand sei nach eingehender Prüfung zu dem Ergebnis gekommen, dass für die Gesellschaft nur noch ein Ausweg besteht: CEO Kofler muss seinen Stuhl räumen und das Insolvenzverfahren soll umgehend eröffnet werden. Das Ende einer langen Kette von Fehlern, denn zuletzt hagelte es schon Kritik und eine Rüge der Finanzaufsichtsbehörde aufgrund von millionenschweren Fehlbuchungen im Konzernabschluss. Erinnerungen an Elizabeth Holmes werden wach, die mit Theranos zwar eine gute Idee hatte, welche viele Investoren anlockte und ihr großer Ruhm einbrachte, die aber nicht durch ein zu Ende gedachtes Geschäftsmodell gestützt war. Statt eines, wie propagiert, positiven Cashflows, verbarg sich hinter der sorgfältig angelegten Fassade – bei Theranos wie auch bei Social Chain – eine große Niete. Und genau hier liegt der Hund begraben: Investoren und private Anleger ließen sich von der Bekanntheit und dem guten Ruf der Protagonisten auf der Führungsebene blenden. Wie Kofler und Dümmel selbst in der Maske vor jeder Sendung, wurde auch ihr eigentlich marodes Unternehmen für das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit hergerichtet. Doch auch ein Fernsehgesicht schönt nun einmal nicht die harten Zahlen! Das über Jahre im TV aufgebaute Image der Vorzeigeunternehmer trägt ein Geschäftsmodell eben nur bis zu einem gewissen Punkt. Die ungeschminkte Wahrheit an der Börse und in den Büchern kriegt aber auch den Bekanntesten klein. Wenn die Dümmels und Koflers dieser Welt ihre Prominzenz einsetzen, um hochriskante Investments an den Mann und die Frau zu bringen, sollten Anleger lieber nochmal genau auf die nackten Zahlen schauen – oder gleich ganz die Finger davon lassen. Wenn sich auch nur eine Lehre aus der fast schon tragischen Geschichte um die ‚Höhle der Löwen‘-Kooperation ziehen lässt dann diese: Ein seriöses Unternehmen braucht keine TV-Gesichter, um erfolgreich zu sein und ein fragwürdiges lässt sich nicht durch sie retten.“

Quelle: Borgmeier

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