In einer offenen Demokratie wie Deutschland verlangt der Staat von seinen Bewohnern, nicht nur von seinen Staatsbürgern, dass sie einem Menschen, ja selbst einem Tier in Not helfen, insbesondere wenn es um Leben und Tod geht. Eine Ausnahme bei der Hilfsverweigerung besteht darin, dass der potentielle Helfer einen gravierenden Nachteil durch seine Hilfe erfährt, so wie es die bekannte deutsche Buchhandlung Thalia befürchtet. Zur Geschichte:
Attila Hildmann sieht sich als Deutscher mit türkischen Wurzeln. Er schreibt erfolgreich Kochbücher für Veganer, was aus ideologischen Gründen sehr gern von Deutschen gewöhnlich ohne türkischen Wurzeln aufgenommen wird, weniger gern von echten Türken. Um seinem verehrten Führer in der Türkei zu imponieren, stößt Attila der Veganerkönig öffentlich seltsame Todesdrohungen aus gegen einen ungewöhnlichen Grünen Politiker: Dieser nämlich nicht nur kein Judenhasser, sondern zudem auch ein Israelfreund ist. Der männliche Grüne Politiker, der mit einem Mann verheiratet ist und nicht sofort sterben will, hat den Semitürken Attila angezeigt. In der Türkei wie beinahe in allen islamischen Staaten wird die Homosexualität gesellschaftlich, beruflich und auch staatlich geahndet, obwohl sie in der Türkei seit 1852 keine Straftat mehr darstellt. Offiziell sind auch 40.000 Armenier bei/trotz nicht anerkanntem Genozid den Türken gleichgestellt.
Die größte Buchhandelskette Deutschlands heißt „Thalia“. Diese verkauft gerne und gewinnbringend Attilas Bücher, die aus welchen Gründen auch immer oft gekauft und gelesen werden. Eine Verehrerin des Grünen Politikers fordert die Buchhandelskette Thalia auf, keine Attila-Hildmann-Bücher mehr zu vertreiben, da die Gefahr besteht, dass er seinen Worten Taten folgen lässt und somit ein Gewaltverbrecher werden kann. In Deutschland werden bekanntlich keine Gewaltverbrecher mehr – seit 1945 (BRD) / seit 1990 (DDR) – verherrlicht (mit Ausnahme von mindestens einem türkischen Politiker).
Der Marktführer im Sortimentsbuchhandel Thalia teilt bereits am 15. Juni 2020 schriftlich seine Antwort der Verehrerin des Grünen Politikers mit:
„Wir sehen aktuell keinen Grund zum Anlass, die Bücher von Herrn Hildmann aus unserem Sortiment zu entfernen. Selbstverständlich steht es unseren Kunden frei, zu entscheiden, welche Bücher sie bei uns bestellen und welche nicht.“
Die Antwort ist zwar politisch korrekt, logisch jedoch sinnfrei: Denn jedem Bücherleser steht es in Deutschland frei, ob und welche Bücher er kaufen und lesen will. Dazu braucht niemand einen Attila oder die Hilfe von Thalia. Der Marktführer und weltweit größte Onlineversandhändler Amazon hingegen braucht schon gar nicht gefragt werden, da er international und viel zu mächtig ist. Somit ist Thalias Antwort von jemanden, der mit Büchern und somit Sprachen handelt, ein sprachliches Armutszeugnis. Korrekt und logisch müsste der Thalia-Schlusssatz lautet:
„Selbstverständlich steht es den Kunden frei [hier steht kein Komma] zu entscheiden, Bücher bei uns zu kaufen, bei der Konkurrenz oder gar nicht.“
Dieser Satz drückt die Buchhandlung Thalia auf ein Niveau, welches sie verstehen sollte, um nicht Konkurs nach einem Boykott anmelden zu müssen. Deshalb ist ein Beschwerdebrief an Amazon sinnlos, denn Amazon gehört die nahe Zukunft!
Nun wir wollen nicht wie Erpresser klingen, auch wenn der Buchhandel an der Straße dank Amazon bald verschwinden und kaum jemand Thalia eine Träne nachweinen wird. Der Kauf bei Amazon ist günstiger, da man sich den Weg und die Parkplatzsuche erspart. Bei Amazon kann man bequem von zuhause auf dem Sofa bestellen! Es dauert höchstens 3 Tage, bis man das geliebte Buch in Händen hält. Und: Warum sollte ein ehrenhafter Bürger eine Buchhandlung unterstützen, die sich nicht eindeutig für einen Grünen Schwulen positioniert, wenn dieser sich in Lebensgefahr befindet? Ich will und kann mir nicht vorstellen, dass Thalia zur Homophobie neigt. Ich erkenne in der Thalia-Antwort die berechtigte Angst, gewisse Kunden (homophobe Feinschmecker???) zu verlieren.
Glücklicherweise gibt es einen goldenen Mittelweg! Die Buchhandlung verdient wohl zufriedenstellend an Attilas Büchern. Was kann der Veganer-Bucherwerber dafür, dass ein schwuler Grüner ermordet werden soll? Er will trotzdem vegan leben oder zumindest in seinem Freundeskreis – falls vorhanden – dafür gehalten werden.
Also: Thalia soll weiterhin Attilas Bücher verkaufen, jedoch diskret vorgehen. Wenn jemand ein Attila-Buch kaufen will, dann wird es unscheinbar (unkenntlich) verpackt aus dem Lager geholt. Mit diesem bürgerlich-reaktionären Vorgehen (= Kompromiss: Wasch mich, aber mach mich nicht nass) können wir alle gut leben!