Der Philosoph Günther Anders hatte erkannt, dass die Menschen heute Dinge „herstellen“, die sie sich nicht mehr „vorstellen“ können. Dazu zählte er die Atomwaffen. Nach seiner Überzeugung reicht das moralische Vermögen der Menschen nicht aus, solche Waffen zu verantworten.
Das erleben wir wieder in diesen Tagen. Vor einigen Monaten besuchte US-Präsident Obama Hiroshima und forderte den Abbau der Atomwaffen-Arsenale in der ganzen Welt. Und sagte: „Wir mögen dieses Ziel in meiner Lebenszeit nicht erreichen. Aber mit anhaltenden Bemühungen können wir die Möglichkeit einer Katastrophe verhindern.“
Was soll man von solchem Geschwätz halten, wenn man weiß, dass die USA der mächtigste Atomwaffenstaat der Welt sind und dass der US-Präsident die Schlüsselfigur wäre, wenn ernsthaft die Absicht bestünde, die Welt atomwaffenfrei zu machen?
Jetzt hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un angekündigt, eine atomar bestückte Interkontinental-Rakete testen zu lassen. Darauf versicherte der künftige US-Präsident Donald Trump auf Twitter, dass er dafür Sorge tragen werde, dass Nordkorea keine Atomwaffen haben werde, die die USA erreichen könnten. Gleichzeitig warf er China vor, sich nicht genügend dafür einzusetzen, das Atomwaffen-Programm Nordkoreas zu stoppen. Die Atommacht China wies den Vorwurf umgehend zurück und versicherte, sie arbeite intensiv an der nuklearen Abrüstung der koreanischen Halbinsel.
Solange die Atomwaffen-Staaten nicht daran denken, ihre eigenen Atomwaffen-Arsenale zu verkleinern und schließlich ganz zu beseitigen, werden immer wieder neue Staaten versuchen, ebenfalls zum Club der Atommächte zu gehören. Wie Hiroshima gezeigt hat, werden diese Waffen irgendwann auch eingesetzt.
Das Wort Abrüstung ist aus der internationalen Politik praktisch verschwunden. Wenn es auftaucht, geht es allenfalls darum, dass „die anderen“ abrüsten sollen. Die wichtigsten Akteure wie die USA, Russland, China, aber auch England, Frankreich, Deutschland,…reden nur noch von Aufrüstung. Die selbsternannten Kämpfer gegen den Terrorismus begreifen nicht, dass schon die atomare Drohung, also die Möglichkeit, das Leben auf der Erde zu vernichten, einen nie dagewesenen Terrorismus darstellt. Nicht Aufrüstung, sondern Abrüstung, wäre im neuen Jahr die wichtigste Aufgabe.
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