Zum 150. Jahrestag seiner Geburt feierte das Theater LA SCALA mit einem Sonderkonzert am 25. März den großen Dirigenten Arturo Toscanini, der wie kein anderer die Geschichte der Orchesterleitung geprägt hat. Ausgesucht für dieses außerordentliche Jubiläum wurden Kompositionen von Beethoven und Verdi als Verkörperung der zwei großen musikalischen Traditionen, denen sich Toscanini mit Elan, Hingabe und Strenge Leib und Seele widmete. Eröffnet wurde das Programm mit „Beethovens 7. Symphonie“, gefolgt von Verdis „Stabat Mater“ und „Te Deum“, während der Chor der SCALA unter der Leitung von Maestro Bruno Casoni Verdis „Inno delle Nazioni“ interpretierte. Gewürdigt wurde in Anwesenheit von Italiens Präsidenten der Republik Sergio Mattarella, der zum ersten Mal LA SCALA besuchte, nicht nur den Musiker sondern auch den Menschen Toscanini, der im Zenith seiner Popularität den Mut fand, dem Faschismus die Stirn zu bieten, ins Exil gezwungen wurde und von Amerika aus, für ein von der Tyrannei befreites Italien kämpfte. Umso bezeichnender die Wahl der „Inno delle Nazioni“, der Giuseppe Verdi zur Eröffnung der Weltausstellung in London im Jahre 1862 verfasst hatte. Auf seinem Wunsch hin hatte sein Librettist Arrigo Boito einen Text fertig gestellt, in deren Partitur Mamelis „Canto degli Italiani“, „God save the Queen“ und „La Marsillaise“ einbezogen wurden.
Durch die drei Stücke, die den heutigen Nationalhymnen respective Italiens, Englands und Frankreichs entsprechen, bekam das von Roberto Chailly dirigierte Jubiläumskonzert eine spezielle europäische Ausrichtung und dies ausgerechnet in Tagen, in denen die Europäische Union „60 Jahre Römische Verträge“ in Rom feiert und gleichzeitig nach Neu-Orientierung trachtet.
Toscanini, der Verdis humanitäres Bestreben ganz und gar teilte, dirigierte die „Hymne der Nationen“ in einem von den Alliierten gedrehten Film mit Titel „Arturo Toscanini: Hymn of the Nations“. In der NBC-Version mit Tenor Jan Peerce vom Jahre 1944 wurden auch die „Star-Spangled Banner“ und die „Internationale“ eingefügt, um das Opfer amerikanischer und russischer Soldaten zu untermauern. Während der Luftangriffe der letzten Kriegsjahre war Toscaninis Name häufig an den Wänden von Mailands Straßen zu lesen. Am 11. Mai 1946 saß Toscanini wieder auf dem Podium des Theater LA SCALA nach dessen Wiederaufbau. Gespielt wurden Rossini, Verdi, Boito und Puccini. Als Chorleiter wurde Vittore Veneziani eingesetzt, der wegen der faschistischen Rassengesetze von seinem Posten enthoben worden war.
Das „Museo Teatrale della Scala“ gedenkt dem Dirigenten mit der von Franco Pulcini und Harvey Sachs kuratierten Ausstellung „Arturo Toscanini“. Dazu ist beim Mailänder Verlag Rizzoli Libri Illustrati der Band „Arturo Toscanini – Leben und Mythos eines unsterblichen Maestro“ erschienen , auf dessen Cover Richard Strauß Wort als Motto voransteht:
„Wenn man Toscanini beim Dirigieren zusieht, bleibt es nur eines zu tun: den eigenen Stab zu brechen, ihn weg zu werfen und zu versuchen nicht mehr zu dirigieren“.
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