Anton Legner: Faszination Bergkristall, Greven Verlag, Köln 2021, ISBN: 978-3-7743-0934-0, 34 EURO (D)
Der Bergkristall hat die Menschen seit jeher fasziniert und ihre Fantasien beflügelt. Sieht man von Gold ab, so gibt es kaum eine Materie, die im Laufe der Jahrtausende solche Aufmerksamkeit erfuhr.
Anton Legner, der ehemalige Direktor des Museum Schnütgen in Köln, hat sich lebenslang mit dem facettenreichen Stein beschäftigt. In einem persönlichen Rückblick stellt er herausragende Kunstobjekte vor, die aus Bergkristall gefertigt wurden. In seinem Streifzug durch die Kunst- und Kulturgeschichte verfolgt Anton Legner auch Spuren, die der Bergkristall in der Malerei und Literatur hinterlassen hat.
„Dieses Bilder- und Lesebuch stellt Aspekte des Bergkristalls dar, es trägt auch persönliche Züge. Eingeflossen ist meine Beschäftigung mit der Reliquienkultur, die in engem Bezug zum Bergkristall steht.“ (S. 9)
Im ersten Teil geht es um den Bergkristall in Kunst und Literatur. Er übte schon seit der Antike wegen seiner Klarheit und Reinheit eine große Faszination aus. Aufgrund seiner Transparenz wurde er viele Jahrhunderte mit Eis in Verbindung gebracht. Im Einzelnen werden Kreuzreliquien, Reliquiare aus Bergkristall, Bergkristall und Reliquienkult, die Kristallbearbeitung, Bergkristall in der Literatur, gesprungene Kristallkunst, Bergkristall in der Malerei sowie Heilkraft und Wahrsagung behandelt.
Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit dem Bergkristall in Köln. Er beginnt damit, dass 2003 Archäologen im Zuge des U-Bahn-Baus in unmittelbarer Nähe des Doms auf eine Werkstatt der Kristallverarbeitung aus dem 12. Jahrhundert stießen. Schwerpunkte sind danach Künstler im Mittelalter, der Tragaltar des Eilbertus, Bergkristall in Kölner Kirchen und Museen, Bergkristallkreuze, verschollene Kristallschätze und Bergkristall auf Reliquienschreinen.
Im persönlich-biografisch gehaltenen dritten Teil schlägt der Autor eine Brücke zwischen Böhmen und dem Rheinland – zwei Regionen, in denen der Bergkristall eine bedeutende Rolle spielte und die auch den Lebenslauf Anton Legners prägten. Legner wuchs in Südböhmen auf, weitere wichtige Stationen waren Prag, Freiburg und letztlich Köln, der Stadt, der er den meisten Raum widmet.
Danach folgen 26 benutzte Texte aus verschiedenen historischen Perioden zum Bergkristall. Abgerundet wird das Buch durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis.
Zwischen dem Fließtext gibt es Fotografien besonderer Objekte. An den Texträndern gibt es Verweise auf die später abgebildeten Texte und die passende Abbildung.
Das Buch ist eine gelungene Mischung aus wissenschaftlicher Abhandlung über Bergkristall und Bildband. Der Autor präsentiert viele herausragende Werke mittelalterlicher Kunst, die aus Bergkristall gefertigt sind, die meisten davon aus Köln. Das Buch hat ein kleines Format, ein größeres hätte den Vorteil gehabt, dass der Detailreichtum der Bilder noch besser zu sehen gewesen wären.