Der Verband kinderreicher Familien Deutschland nimmt den Internationalen Kindertag am 1. Juni 2022 zum Anlass, um auf die Ende April veröffentlichten Zahlen des Bundesamts für Statistik aufmerksam zu machen. Besonders bemerkenswert: deutschlandweit bekamen Mütter im letzten Jahr häufiger noch ein drittes Kind. Der KRFD hat sich auf die Suche gemacht und veröffentlicht die Geschichten von vier Familien, die einen direkten Bezug zu „Corona“ und „Babys“ haben.
Sie heißen Lynette, Constantin, Cornelius und Sonja. Sie sind zwischen drei Wochen und 13 Monaten alt. Sie sind vier in die Covid-19-Pandemie hineingeborene Säuglinge, die seitdem das Leben in ihren Familien bereichern und die das Glück haben, von Beginn an von ihren Geschwistern mit ganz viel Liebe, Wärme und Kuscheleinheiten überschüttet zu werden. Diese Babys wachsen mit einer „neuen Normalität“ auf. Ihre Eltern, insbesondere die Mütter, haben jedoch ihre ganz eigenen Erfahrungen mit bzw. durch bzw. aufgrund von „Corona“ gemacht. Für den KRFD vergleichen sie ihre Schwangerschaften und Geburten mit denen vor der Pandemie.
„Wir danken all diesen Familien, dass sie uns an ihren Erfahrungen und Erlebnissen, die so unterschiedlich sind, teilhaben lassen. Diese Geschichten berühren. Sie zeigen wie diese Familien den Alltag trotz der Einschränkungen und unzählig neuer Herausforderungen durch die Corona-Krise meisterten“, honoriert Frau Dr. Elisabeth Müller, Vorsitzende des Verbands kinderreicher Familien Deutschland e.V. „Diese Familien machen Mut, denn was gibt es einer globalen Pandemie Positiveres entgegenzusetzen als das Wunder einer Geburt?“
Lena hat die Angst vor einer möglichen Infektion vor sich hergeschoben: „Die Wahrscheinlichkeit, dass meine anderen Kinder aus Kita und Schule was mit nach Hause bringen würden, war für mich größer, als dass ich mich im fast leeren Büro mit FFP2-Maske auf Abstand zu meinen getesteten Kollegen anstecke.“ Bei ihrem vierten Kind machte sie außerdem eine neue Erfahrung mit einem digitalen Rückbildungskurs – inmitten von allen Kindern zu Hause zwischen Esstisch und Sofa.
Steffi denkt nur mit Schrecken an die Zeit der Geburt zurück. Sie und ihre Familie saßen in Quarantäne, weil Familienmitglieder teils selbst erkrankt waren. Sie erinnert sich „an die Handschuhe und Masken im Kreißsaal, an das kalte Desinfektionsmittel überall und ständig zurück.“ Auch nach der Geburt sei ihr und ihrem Baby niemand ohne Handschuhe ‚zu nahe gekommen‘. Und da körperliche Nähe in Zeiten von Corona in so vielen Bereichen gefehlt hat, ist das für sie ein Punkt, der sie aus ihrer „Mitte gerissen hat“.
Für Nadine kam die Schwangerschaft völlig überraschend, ohne es anfangs zu merken: „Für In-den-Körper-hineinzuhorchen blieb mir damals im Lockdown auch gar keine Zeit. Man selbst stand mit seinen Bedürfnissen hinten an und hat versucht, so gut es geht, das Homeschooling der Kinder nebst eigener Arbeit irgendwie zu bewältigen. Wir waren mit allem Möglichen, was Corona mit sich gebracht hat, beschäftigt – aber nicht mit nochmaliger Elternschaft“, lässt sie die Zeit Revue passieren.
Und Familie W. aus Bayern hat nicht nur ein „Corona-Baby“, sondern drei – in jedem „Corona-Jahr“ hat sich die Familie um einen Sohn vergrößert. Constantin ist noch ein Säugling. Wenn er und seine Brüder größer sind, können sie sich auf einen großen Garten mit Abenteuerspielplatz und eigenem Pool freuen, denn anstatt in den Urlaub zu fahren, haben alle mit angepackt und kräftig „daheim gewerkelt“.
Zum Begriff „Corona-Baby“:
Der Begriff ist umgangssprachlich geprägt und kein wissenschaftlicher Terminus. In dem hiesigen Text bezeichnet er unterschiedliche Möglichkeiten, die die Verbindung der beiden Wörter „Baby“ und „Corona“ beleuchten. Zum einen bezeichnet er Babys, deren Familien in „Corona-Quarantäne“ saßen. Er bezeichnet des Weiteren die Babys von Müttern, die selbst am Covid-19-Virus erkrankt waren und ebenso die Babys, die selbst positiv auf das Virus getesteten wurden. Zum anderen schließt der Begriff auch eine zeitliche Komponente ein. In 2020 verstand man unter „Corona“-Babys noch die Kinder, die während des ersten Lockdowns in der Zeit eines gesellschaftlichen Stillstands gezeugt wurden. Mittlerweile ist die Pandemie in ihrem dritten Jahr und der Begriff „Corona-Babys“ verwischt. Er trifft auf alle Babys zu, die in unserer jetzigen Zeit geboren werden, denn die Pandemie ist noch nicht vorbei.
Zu der Statistik: „Geburtenanstieg bei dritten Kindern“
Ende April 2022 hatte das Statistische Bundesamt neue Daten veröffentlicht. Sie zeigen, dass im zweiten Corona-Jahr (also 2021) so viele Kinder zur Welt kamen wie seit 1997 nicht mehr. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden letztes Jahr in Deutschland etwa 795.500 Kinder geboren. Damit stieg dem Amt zufolge die Geburtenzahl im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2020 um zwei Prozent. Besonders im Februar, März sowie Oktober und November gab es überdurchschnittlich viel Geburten, während die Zahlen von Mai bis Juli leicht unter dem Durchschnitt lagen. Und noch etwas ist bei der Erhebung interessant: Die Zahl der Geburten von dritten Kindern stieg deutschlandweit um 3,9 Prozent an. Erstgeburten nahmen um 1,2 Prozent zu (vgl. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/04/PD22_181_126.html;jsessionid=1325E1DA56B46A83D92EDF0F4BE78D55.live722) Europaweit wirkten sich die Lockdowns und Einschränkungen durch die Pandemie jedoch sehr unterschiedlich auf die Familienplanungen in den Ländern aus.
Zum Internationalen Kindertag:
In der ehemaligen DDR und anderen sozialistischen Ländern wurde dieser Tag als Internationaler Kindertag eingeführt. Dieser wird seit 1950 gefeiert. Der Tag war in der DDR immer ein großes Ereignis für alle Kinder: Es gab Veranstaltungen mit Gratulationen und Geschenken von den Eltern. In vielen Schulen und Kitas wurden Programme und Feste veranstaltet. Seit der Wiedervereinigung 1990 existieren zwei Kindertagsfeste: Am 1. Juni und am 20. September (Weltkindertag). Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern wird der 1. Juni weiterhin gefeiert. In Thüringen ist der Weltkindertag ein gesetzlicher Feiertag.
Über den Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V.
Der Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V. (KRFD) ist im Jahr 2011 aus der Initiative engagierter kinderreicher Familien entstanden; vertritt 1,4 Millionen kinderreiche Familien in Deutschland und setzt sich in Politik, Wirtschaft und Medien für ihre Interessen ein. Der Verband versteht sich als Netzwerk von Mehrkindfamilien, die sich untereinander unterstützen und die Öffentlichkeit für ihre Anliegen erreichen wollen. Der Verband ist konfessionell ungebunden und überparteilich.