Seit 2010 ist das Thema Sexueller Missbrauch auch in der Bundesrepublik nicht mehr aus dem Diskurs auszublenden. Betroffen waren nicht nur Institutionen wie die Katholische Kirche, staatliche und private Eliteschulen sowie Erziehungsanstalten in der ehemaligen DDR, wo Kinder sexuell missbraucht und misshandelt wurden. Trotz intensiver Aufklärung der letzten Jahre dürfte die Anzahl derer, die missbraucht wurden, weit über den aktuellen Zahlen liegen.
Während in Deutschland der sexuelle Missbrauch gesetzlich geahndet wird, selbst wenn viele Täter nach wie vor nicht bestraft wurden, wurde in der Türkei ein Gesetz beschlossen, das klammheimlich während des Erdogan-Putsches in Kraft getreten ist.
Der Kinderschutz fällt weg
Ab 2017 tritt die neue Regelung in Kraft, der Kinderschutz fällt weg. Das bedeutet, dass Sex-Verbrechen nicht mehr speziell, sondern wie bei Erwachsenen geahndet werden – mit der Begründung, dass Kinder zwischen 12 und 15 Jahren sehr wohl über die Bedeutung eines sexuellen Aktes reflektieren können. Nunmehr können Täter behaupten, dass ein Kind freiwillig zum Sex einwilligte. Die Frage, die sich stellt ist: Wem wird das Gericht letztendlich glauben, dem Missbrauchten oder dem Missbraucher.
Kinderschutzorganisationen sind bestürzt
Schon jetzt ist die Empörungswelle hoch. Türkische Kinderschutz-Organisationen und Frauenvereine sind empört und wehren sich. So spricht die Koordinatorin der Istanbuler Frauenvereine, Nazan Moroglu, davon, dass das neue Gesetz „Kinder gegen sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung wehrloser machen“ werde. „Es wird noch mehr Mädchen geben, die ohne Ausbildung jung verheiratet werden.“ Moroglu befürchtet, dass die Zahl der Kinderbräute dadurch weiter ansteigen wird. Bereits heute gibt es von diesen Ehen rund 3,5 Milliionen.
Auch die Leiterin des Verbands der türkischen Frauenvereinigungen, Canan Güllü, ist entsetzt und warnt davor, dass die Entscheidung des Verfassungsgerichtes zu noch mehr „Zwangsehen führen“ wird. „Leute werden in der Lage sein, Kinder zu entführen, zu vergewaltigen und jung zu heiraten.“ Nach dem Urteil wollen die Organisationen versuchen, das Urteil rückgängig zu machen – auch vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
Wer Sex mit Kindern erlaubt, gehört nicht nach Europa, sondern in die Wüste. Oder noch besser gleich auf den Mond geschossen.
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