Andreas Volz: Blauer Mais und rohe Kartoffel

Eine kleine Kulturgeschichte bekannter und weniger bekannter Nutzpflanzen

Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay

Andreas Volz: Blauer Mais und rohe Kartoffel. Eine kleine Kulturgeschichte bekannter und weniger bekannter Nutzpflanzen, Natur + Text, Rangsdorf 2019, ISBN: 978-3-942062-34-3, 49,90 EURO (D)

In diesem Buch erzählt der Ethnologe Andreas Volz die vielfältige Kulturgeschichte ausgewählter Nahrungspflanzen. Neben der ökonomischen Betrachtung besitzen die Nahrungspflanzen in vielen Teilen der Welt eine weitaus größere Bedeutung. Sie sind ein integraler Bestandteil vieler Zeremonien, religiöser Riten und kultischer Handlungen. Sie stehen in fast allen agrarischen Kulturen im Zentrum des wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Lebens. Als Gaben der Götter erfahren sie in vielen Kulturen der Welt eine große Verehrung. Zum Beispiel bezeichneten sich die Majas als „Maismenschen“, eine große Verehrung wird auch Yams und Reis in Afrika, Asien und Ozeanien entgegengebracht. In den agrarischen Kulturen der Welt existierten umfangreiche Kenntnisse über Auswahl, Anbau, Lagerung und Verwendung der zahlreich kultivierten Sorten. Verbreitet wurden die Kulturpflanzen seit ihrer Domestikation über die Kontinente hinweg, vor allem seit der europäischen Kolonisation seit dem 15. Jahrhundert. 

Aufgrund der großen Vielfalt der weltweit genutzten Nahrungspflanzen wurde für das Buch eine Auswahl anhand des Bekanntheitsgrades sowie ihrer wirtschaftlichen Bedeutung getroffen. Ergänzt wird diese durch weniger bekannte Nahrungspflanzen, die jedoch lokal von großer kultureller Bedeutung sind. 

Zu Beginn des Buches werden bekannte Pflanzen alphabetisch behandelt. Darunter fallen zum Beispiel Bananen, Hirse, Quinoa, Reis, Tomate oder Weizen. Anschließend werden wenig bekanntere Nahrungspflanzen wie Baumtomate, Maca, Sheabutterbaum oder Ulluco präsentiert. Dies geschieht nach einer einheitlichen Systematik: wissenschaftlicher Name, Etymologie, Domestikation und Verbreitung, Botanik, Kulturgeschichte, Anbau, Konsum, Heilkunde, weitere Verbreitung, Rezept. Dies wird von farblichen Abbildungen sowie Karten vervollständigt.

Im Anhang findet man ein Glossar der wichtigsten Fachbegriffe, ein Personenverzeichnis, eine Übersicht der Verbreitung der Pflanzen, Tabellen über Erträge, Inhaltsstoffe und Hauptproduzenten sowie ein Literaturverzeichnis. Außerdem gibt es Verzeichnisse der Nahrungspflanzen, der wissenschaftlichen Pflanzennamen, der Rezepte, der Kulturhorizonte, Ethnien, ein geografischen Verzeichnis und eines mit Schlagworten, einen Bildnachweis und Informationen zum Autor. 

Das Buch ist mit außerordentlich viel Aufwand verbunden und trägt sehr viel Wissen zusammen. Der Autor schildert hier detailreich die Herkunft der Pflanzen, ihre Bedeutung für Menschen in Geschichte und Gegenwart, die damit verbundenen Geschichten und Mythen, ihr Ausbreiten auf andere Kontinente und über die Art und Weise ihres Anbaus und Verwendung in der Kulinarik. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der sehr opulente Anhang. 

Über Michael Lausberg 557 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.