Amy Webb: Die großen Neun

eine Warnung vor der augenblicklichen Entwicklung der digitalen Großkonzerne und was wir tun können

Digitaler Stress, Quelle: Pixabay, gemeinfrei

Amy Webb: Die großen Neun, Plassen, Kulmbach 2019, ISBN: 978-3-86470-638-7, 24,99 EURO (D)

Amy Webb ist Gründerin des Future Today Institute und Professorin für strategische Zukunftsforschung an der Stern School of Business der New York University. Ihre Forschungsschwerpunkte sind künstliche Intelligenz sowie die Art und Weise, wie neue Technologien bestimmen, wie wir leben, arbeiten und die Gesellschaft organisieren werden. In diesem Buch beschäftigt sie sich mit der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) und den für sie bestehenden Gefahren durch große Tech-Konzerne oder der Weltmacht China. Die neun großen Unternehme Google, IBM, ALIBABA, Microsoft, Tencent, Apple, Biadu, Amazon und Facebook wird vorgeworfen, eine riesige Reihe intelligenter Systeme aufzubauen und diese dazu einzusetzen, die Wünsche, Hoffnungen und Lebensgrundlagen des allgemeinen Wohles in der Zukunft nicht im Blick zu haben. 

Sie warnt vor der augenblicklichen Entwicklung und möchte aufzeigen, was Politik, Wirtschaft und jeder Verbraucher tun können, um KI zum Wohle aller eingesetzt werden können. Dabei entwirft sie verschiedene Zukunftsszenarien, vom optimistischen Szenario bis hin zur Dystopie. Die Lösung für die problematische Entwicklung sieht sie in der Demokratisierung der KI: „Wir müssen die Großen Neun dazu befähigen und animieren, den Entwicklungskurs der künstlichen Intelligenz zu verändern. Ohne größeren Rückhalt durch uns können und werden sie das allein nicht schaffen.“ (S. 288) 

Ihre Maßnahmen sind im Einzelnen ein globaler Ausschuss zur Überwachung der Entwicklungsrichtlinien von KI und des unmittelbaren Bedarfs an Normen und Standards, Änderungsvorschläge an die Adresse der USA und China, die Reformation der Praktiken der neun genannten Unternehmen und Praktiken, durch die man selbst mit zur Zukunftsgestaltung der KI leisten kann.

Das Buch liefert eine Strategie zur Kursänderung und einen Weg, um die Zukunft der KI von algorithmischen Entscheidungsträgern und mächtigen Unternehmen zu befreien. Die Kontrolle und die Nutzung der KI können nicht allein in der Kompetenz von wenigen Unternehmen oder Staaten liegen. Eine Strategie zum Wohl aller ist notwendig, auch um die Vorbehalte gegenüber der KI insgesamt abzubauen. Da hat die Autorin Recht.

Es sind jedoch Zweifel angebracht, ob die von ihr vorgeschlagenen Maßnahmen Chancen haben, umgesetzt zu werden. Die entscheidende Schwäche bei jeder Zukunftsforschung liegt außerdem darin, dass nur Szenarien vorgedacht werden können, ohne zu wissen, wie sich die Welt entwickeln wird. Atomkriege, die Verschiebung von Machtverhältnissen in der Ökonomie, die Verringerung der Wertschätzung der KI oder andere mögliche Wendepunkte können nicht vorhergesagt werden.

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Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.