Für Burghausen, wo er 1966 geboren wurde und für Bern, wo 1991 seine Karriere – nach dem Studium an der Münchner Hochschule für Musik und Theater und Privatstunden bei Josef Metternich und Gianni Raimondi – begann, hat Wolfgang Koch keine Zeit mehr. Jetzt ist er ganz oben angelangt, nach jahrelangen Wanderungen zwischen Hamburg und Stuttgart, Wien und München. Hier, wo er auf der Nationaltheater-Bühne in den letzten Dezembertagen des Jahres 2014 für seinen Barak in Richard Strauss` „Frau ohne Schatten“ minutenlangen Applaus erntete, empfing er im Anschluss an die erste Aufführung einer Dreier-Serie unter GMD Kirill Petrenko aus den Händen von Staatsopernintendant Nikolaus Bachler die Auszeichnung „Bayerischer Kammersänger“.
Schade, sagen sich Münchner Opernfans, die Wolfgang Koch unter Kent Nagano im Kriegenburg-„Ring“ als Alberich erlebten, dass er diese Partie nicht auch wieder im kommenden Februar/März singt. Er wäre, nach bejubelten Auftritten in den letzten Bayreuth- Sommern, doch auch als Wotan/Wanderer in Frage gekommen. Überhaupt: Man sucht im Vorschau-Buch für die Saison 2014/15 der Bayerischen Staatsoper vergeblich nach dem Namen Wolfgang Koch. Kein Amonasro, kein Alberich. Auch kein Amfortas, eine Rolle, die Wolfgang Koch bei den Salzburger Osterfestspielen unter Christian Thielemann gestaltete – als Partner von Johan Botha (Parsifal) und Michaela Schuster (Kundry). Alle drei A waren „de luxe“. München hat keinen „Parisfal“, auch keine „Aida“ mehr. München kriegt aber bald eine neue „Arabella“ (Anja Harteros). Man hätte den Mandryka mit Koch besetzen können. Diese Partie erprobte er unter Bertrand de Billy vergangenen Frühsommer in Tokyo. Unter de Billy war der Oberbayer Koch auch Hamburger Telramund und Wiener Mathis der Maler.
Welche Bariton-Partie, frägt man angesichts Kochs Terminplans, hat dieser Künstler denn eigentlich noch vor? Da war doch schon alles, was zwischen Adam und Ziemlinsky an Baritonalem zu holen ist, da – ob Pizarro im Hamburger „Fidelio“ oder Jochanaan in Wien, der Giovanni Morone (Hamburg und München) oder der Hans Sachs in Richard Wagners „Meistersingern“, mit dem Koch vor drei Jahren London im Sturm eroberte. Für neue Münchner „Meistersinger“ tät`s ohnehin pressieren. Nikolaus Bachler hätte bei der Urkunden-Verleihung wenigstens davon aus dem Nähkästchen plaudern können. Aber freilich nur dann, wenn Hans Sachs Wolfgang Koch hieße.
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Der frischgebackene Bayerische Kammersänger Wolfgang Koch in der Partie des Amfortas bei den Salzburger Osterfestspielen 2013 (Foto: Hans Gärtner)
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