„Zauber und Magie haben seit jeher die Menschen fasziniert“ – so beginnt der Einladungstext auf dem Jahresprogramm 2020 des Museums Fürstenfeldbruck im Kloster Fürstenfeld. Als für Zauberhaftes und Magisches, aber auch für Faszinierendes zu habender Mensch geht man mit großen Erwartungen in die Ausstellung „Bezaubernd: Magie und Zauberkunst“.
Ist ja klar, dass wieder bei Adam und Eva – naja, nicht ganz. Aber es ist nicht zu leugnen, dass das Schielen nach dem Besitz und dem Nutzen magischer Kräfte eine uralte Sache ist. Wer da gleich an Merlin denkt, liegt gar nicht so falsch. Und an Hexen. Und den Goethes alten Hexenmeister. Und all die schönen Zaubermärchen und Zauberopern. Ein kulturgeschichtliches Panoptikum tut sich da auf. Und berührt das fromme Brauchtum und den Aberglauben. Und zieht den Besucher in Bann.
Der Brucker Gerichtsschreiber Franz Seraphim Hartmann, auf den man in der Ausstellung stößt, berichtete davon, dass sich gerade auf dem Land rund um Bruck lang, viel zu lang der Glaube an Hexen, Zauberkünstler, Scharlatane, Wahrsager und Gesundbeterinnen gehalten hat.
Wer aufs Münchner Oktoberfest ging, steuerte doch nur zu gerne den Wagen vom „Schichtl“ an, um sich von der Unglaublichkeit des Glaubhaften gefangen nehmen zu lassen. Auf das Oktoberfest, auf fast jedes Volksfest, muss in der wie von Zauberhand ver-rückten Zeit der Corona-Pandemie ebenso verzichtet werden wie man leider auf den Zauberkongress und das Hokuspokus-Festival von Fürstenfeldbruck bis nächstes Jahr warten muss. Wenn`s nicht wieder einen magischen Moment gibt, der diese Vorfreude zunichte macht …
Manche trösten sich mit dem Spruch: Ist doch bloß alles Hokuspokus! Womit sie mitten in dem Thema wären, das die Ausstellung nach allen Regeln der Kunst behandelt: Da geht es um die „magia daemonica“, um das Wirken teuflischer Kräfte im dunklen Mittelalter. Da laufen uns Alchemisten, Mystiker und Astrologen über den Weg. Da sieht man so grässliche Exponate wie den Koffer eines schwäbischen Hexenbanners, den jemand, der sich überirdische Kräfte zuschrieb, noch im Jahr 1955 zur Austreibung des Sparifankerl benutzte. Da lernt man die Techniken beim Becherspiel auf einer Schautafel des Jahres 1792 kennen. Da wird man eingeführt in die Sphäre der Zaubersprüche, in einer Handschrift aus dem 18. Jahrhundert. Da denkt man an seine eigenen Erfahrungen mit „Zaubersprüchen“ wie „Heile, heile Segen, drei Tage Regen, drei Tage Schnee – tut schon nimmer weh!“
Also muss man sich gar nicht auf so irritierendes Zeug aus dem goldenen Zeitalter des Zauberns, dem 19. Jahrhundert, einlassen mit seinen okkulten Séancen, Tischerücken und spiritistischen Sitzungen, sondern kann – bei allen großartigen Kunstwerken, die die Ausstellung bietet, um dem Thema gerecht zu werden – getrost im eigenen zauberischen Bannkreis bleiben.
Damit sei der Blick auf das spannungsreiche Verhältnis zwischen Magie und Religion gelenkt: die Verwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi, die Erweckung des Lazarus, die wunderbare Brotvermehrung Jesu – und den ganzen, scheel angesehenen Zauber, der mit Devotionalien, Anhängern, Votivgaben, Talismanen, Amuletten und Heiltümern in Verbindung steht. Bis man im Auto seine unverzichtbare „Christophorus“-Plakette baumeln sieht, mit der man sicher daheim ankommt. – Bis 11. Oktober, Di – Sa 13 bis 17, So u. Fei 11 – 17 Uhr.
Foto Hans Gärtner
Dieses Heiltumsschränkchen wurde mit allerhand sakralen „Wundermitteln“ und Heiltümern aus der Zeit des frühen 18. bis Ende 19. Jahrhundert befüllt.