‚Würden die Reichen nur stärker zur Kasse gebeten, alle sozialen Probleme wären gelöst!’ Dieses Mantra der Umverteilungs- und Fürsorge-Apologeten ist so phantasielos wie falsch. Besonders häufig wird es vor Wahlen genutzt. Aber auch ‚Zwischendurch’ wird durch unterschiedlichste Interessengruppen in die Hirne der Bevölkerung appellartig eingeträufelt, dass die unter der Armutsgrenze lebenden Menschen unbedingt mehr Geld benötigen.
Das Problem der Armen sind die Reichen! – Ran an die Umverteilung!
Die Krux einer Differenzierung nach ‚Armen’ und ‚Reichen’ beginnt beim statistischen Armutsbegriff. Dieser bemisst sich nicht an einem ‚Grundversorgungs-Warenkorb’ sondern am Durchschnitts-Einkommen eines Landes. Demnach ist ein ‚Armer’ in der Schweiz oder in Deutschland mit erheblich mehr Geld ausgestattet als ein Armer in Rumänien oder Griechenland. Für Deutschland lag im Jahr 2021 dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person bei 15 009 Euro netto im Jahr.
Für logisch denken könnende Menschen stellt sich nun die Frage, wieso ein Armer ärmer wird, wenn so genannte Reiche durch Fleiß, Können und Geschick mehr einnehmen? Denn keinem Sozialhilfe-Empfänger fehlt ein Cent oder Rappen, wenn die Strebsamen in einem Jahr ihr Einkommen plus Rücklagen etwas aufgestockt haben. Und als Dank für ihre erbrachte Arbeitsleistung wird ihnen dann von populistischen Meinungsmachern auch noch um die Ohren gehauen, dass durch ihr Agieren die Schere zwischen ‚Reichen’ und ‚Armen’ erneut größer geworden sei. Dieses ‚Problem’ ließe sich leicht und wirkungsvoll reduzieren. Denn wenn die vielen Millionen Arbeitskräfte, welche das Steueraufkommen umfangreich gewährleisten, sich für ein Jahr dem Nichts-Tun widmen würden, reduzierte dies die Distanz zwischen ‚Reichen und Armen’ ganz schnell recht drastisch. Aber wäre damit den wirklich Hilfebedürftigen gedient?
Die Schere zwischen ‚Reichen’ und ‚Armen’ würde durch ‚Nichts-Tun’ kleiner
Wer sich mit dem Thema Armut etwas näher beschäftigt, sollte den Denkansatz aufgeben, ‚Armut’ und ‚Reichtum’ in erster Linie über das verfügbare Geld zu definieren. Denn, täglich kann neu beobachtet werden, dass es viele ‚Geld-Reiche’ gibt, welche unter gesundheitlichen, emotionalen und sozialen Aspekten betrachtet ‚arm dran’ sind und es gibt Menschen mit wenig Geld, welche kraftvoll ihrem Tagewerk nachgehen und gut sozial vernetzt ein zufriedenes Leben führen. Ergänzend ist es sinnvoll, zwischen ‚Armut im Sinne der Absicherung von elementaren Grundbedürfnissen’ – Nahrung, Wasser, Kleidung, Wohnraum, Gesundheit – und der ‚Armut in Wohlsstand-Gesellschaften’ zu unterscheiden. Auf diesem Hintergrund sind alle ‚Wohlstands-Arme’ im Vergleich zu den Menschen in den weltweit existierenden Slums recht ‚reich’. Der Mangel an Geld sollte daher nicht zwangsläufig mit Armut gleich gesetzt werden. Außerdem gibt es zwei Gründe für ein zu häufig leeres Konto: 1. Zu geringe Einnahmen. 2. Zu große Ausgaben. Demnach existieren auch zwei wirkmächtige Ansatzpunkte zur Problembewältigung.
Ergänzend gibt es – neben den durch persönliche Schicksals-Schläge ins ‚Aus’ geratenen Menschen – Zuviele, welche einerseits durch eine starke Antriebslosigkeit bzw. fehlende Arbeits-Bereitschaft und andererseits durch ein forsches Anspruchs-Denken gegenüber den Zuwendungen des Sozialstaates geprägt sind. Im Grunde dürften diese Zeitgenossen gar nicht als ‚Arme’ gelistet und mit Geldzuwendungen unterstützt werden. Aber unabhängig davon, wie Jemand in ‚Armut’ geraten ist, eine Alimentierung dieser Menschen führt nie zu einer positiven Veränderung, sonder statt dessen zu einer Ausweitung so genannter ‚Sozial-Fälle’. Dies wird auch eindrücklich durch den jährlichen Anstieg der diesbezüglichen Kosten belegt. Und wenn Bundes-Arbeitsminister Heil in der Sendung „hart aber fair“ mit einem drastischen nicht „bescheuert“ sein davor warnt, für das Bürgergeld den eigenen Job aufzugeben und verdeutlicht: „der kriegt erst einmal eine Sperre beim Arbeitslosengeld“, dann scheint der Reiz auf ‚Stütze’ zu leben zu wollen erheblich größer zu sein, als sich den Lebensunterhalt durch eigenes Arbeit zu verdienen. In diesem Zusammenhang wird auch der Irrsinn bei der Kreierung des Begriffs „Bürgergeld“ für ein staatliches Nothilfe-Programm deutlich, weil so nicht nur ein Anspruchsdenken verstärkt sondern auch eine ‚normale’ Einnahme-Quelle suggeriert wird.
Jede finanzielle Fürsorge behindert auf Dauer jegliche Selbstsorge
„Man hilft den Menschen nicht, wenn man etwas für sie tut, was sie selbst tun können!“ Dieser markante Satz stammt nicht von einem materialistischen Sozial-Reformer, sondern von Abraham Lincoln, einem der großen Präsidenten der USA. Demnach wird ein Sozialstaat im eigentlichen Wortsinn ‚asozial’, wenn er seine Bürgerinnen und Bürger nicht aus der – wie auch immer zu erklärenden – Hilfe-Bedürftigkeit wieder in die Eigenverantwortung für sein Leben führt. Unterlässt er dies, macht er sich Mitschuldig an einer sich immer mehr verfestigenden Abhängigkeit. Denn jede unpassende oder zu lange erfolgte Fürsorge behindert oder vereitelt Selbstsorge. Somit macht Nicht-Gefordert-Sein träge, minimiert Leistungsbereitschaft, zerstört einen gesunden Tages-Rhythmus, führt zum Verlust sozialer Anerkennung, raubt die Würde, verursacht Geldmangel, macht Menschen letztlich kaputt. »Manchmal genügen einige Monate«, so der Mitarbeiter eines Arbeitsamtes, »dass Menschen so aus der Bahn geraten, dass sie fast nicht mehr vermittelbar sind.«
Wer den so genannten ‚Armen’ wirksam helfen will, muss diese aus der Lethargie heraus und zu jener Leistungs-Bereitschaft führen, welche die so genannten ‚Reichen’ innerhalb ihres bisherigen Lebens erbracht und zu einem auskömmlichen Wohlstand gebracht haben. Stefan Baron brachte es vor etlichen Jahren als Chefredakteur der Wirtschaftswoche auf den Punkt: »Soziale Gerechtigkeit ist nicht Gleichheit am Ziel, sondern am Start«. Dazu ist auch Geld erforderlich, aber nicht in den Händen der Hilfsbedürftigen, sondern um mit diesem dezidiert und konsequent soziale und fachliche Qualifizierungs-Maßnahmen durchzuführen.
Das Postulat: „Hilfe zur Selbsthilfe“ wird zur Worthülse?
Aber viele Oberverantwortlichen von Sozialverbänden scheinen den Grundsatz: Hilfe zur Selbsthilfe zu ignorieren um stattdessen die finanziellen Zuwendungen für die so genannten Armen unbedingt aufstocken zu wollen. Um nicht als Lobbyisten ’sozialer Dienstleistungs-Unternehmen‘ zu wirken, sollte sie sich besser dafür engagieren, dass sich das Sozialhilfe-Phänomen nicht von Generation zu Generation ‚vererbt’. So titelte vor etlichen Jahren eine große deutsche Wochenzeitschrift ihre Ausgabe mit: Sozial-Hilfe in der vierten Generation. – Was läuft da falsch? Und wenn junge Menschen als Berufs-Wunsch ‚Harzer’ äußern, scheint das staatliche Alimentierungs-System ja nicht unattraktiv zu sein.
Zum Thema Reichtum hier eine kleine Gedankenreise zum Musical HAIR, welches 1968 zum weltweiten Siegeszug der durch Proteste und Provokationen geprägten jungen Hippie-Szene ansetzte. Denn hier wurden Ohren, Augen, Nase, Kopf und Mund, Lachen, Freiheit, Verrücktheit, Charme, Mut, Muskeln, gute und schlechte Zeiten als Antriebs-Basis des Lebens beschrieben. Der Ruf: „Ich bin reich Mutter“ blieb mir bis heute als ‚die’ Musical-Erinnerung im Kopf. Eine Klammer zwischen Armut und Reichtum schafft der Begriff ‚Vermögen’. Meist wird damit eine größere finanzielle Rücklage assoziiert. Aber im HAIR-Text wird nachvollziehbar veranschaulicht, dass ein durch Ideen, Freude und Tatkraft geprägtes ‚Gestaltungs-Vermögen’ die ideale Basis der persönlichen Zufriedenheit bzw. des Lebenserfolges ist.
„Aufgabe der Sozialhilfe ist es, den Leistungsberechtigten die Führung eines Lebens zu ermöglichen, das der Würde des Menschen entspricht. Die Leistung soll diese so weit wie möglich befähigen, unabhängig von ihr zu leben. Darauf haben die Leistungsberechtigten mit allen Kräften hinzuarbeiten. Zur Erreichung dieser Ziele haben die Leistungsberechtigten und die Träger der Sozialhilfe im Rahmen ihrer Rechte und Pflichten zusammenzuwirken“, so § 1 des Sozialhilfe-Gesetzes (SGB XII). Dieser Grundsatz wird durch lautstarke Forderungen von Politikern und Sozialverbänden: ‚Die Reichen sollen mehr zahlen!’ nicht nur ignoriert sondern gezielt konterkariert.
Statt diskreditierende Neid-Diskussionen ein Dank an alle kräftig Steuerzahlende
Um wenigstens punktuell die eigene Apathie zu überwinden, bringen sich auch nicht wenige Leistungs-Empfänger lautstark in die Gesellschaft – meist mit medialer Unterstützung – ein, indem sie die Leistungs-Träger als Geld-Haie oder Ausbeuter diffamieren. Statt dessen sollten die Sozialhilfe-Empfänger – und alle sich mit ihnen Solidarisierende – dankbar dafür sein, dass so viele Menschen durch ihre täglich neue eingebrachte – mit Kraft, Mühe, Fleiß und oft mit Stress verbundene – Arbeitsleistung und dem daraus resultierten Steueraufkommen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass überhaupt Geld in ihre Richtung fließen kann. Dass dies in anderen Ländern nicht so ist, zeigt sich auch daran, dass so viele ärmere Menschen nach Europa und meist dann bevorzugt ins besonders großzügig alimentierende Deutschland wollen.
Übrigens wissen die wenigsten Menschen (oder sie verdrängen diese Kenntnis als Funktionäre gezielt), dass z.B. ein so genannter ‚reicher Selbständiger’ nicht nur in Deutschland den Spitzen-Steuersatz von 42 % zahlt, dieser wird ab einem Gehalt von 57.052,- Euro (für das Jahr 2020) für einen Ledigen fällig, sondern als Unternehmer durch die Umsatzsteuer noch einmal 19% plus Soli und ab einem Jahreseinkommen von ca. 250.000,- Euro noch einmal 3% Reichensteuer oben drauf legt. Ob die so laut nach einer ‚höheren Besteuerung der Reichen’ Rufenden wirklich selber auch ca. 61% bzw. 64% Steuern auf ihren Verdienst zahlen wollten?
Weshalb fehlen immer noch Wille und Sachverstand innerhalb von Politik und Wohlfahrtsverbänden, indem sie Eltern in der Mischung ‚fordern und fördern’ dazu zu bringen, dass sie ihre Kinder für ein Leben in Eigenständigkeit und Selbstverantwortung befähigen? Denn: Gib den Menschen in Mangelsituationen Geld und sie wollen immer mehr! Vermittle den Menschen in Mangelsituationen Lebensmut und sie können immer mehr.