Zuviel Applaus beim 29. BMW-Benefizkonzert

Aus der Sicht vom 5. Rang (rechts), Loge 4, 2. Reihe: lauschendes Publikum im 5. bis 3. Rang (links) des Münchner Cuvilliéstheaters, Foto: Hans Gärtner.

Um „die Situation von Kindern und Jugendlichen in Not nachhaltig zu verbessern“, freue man sich über jede Spende, die über den Erwerb eines Tickets des Benefizkonzerts im Münchner Cuvilliéstheater am 13. Dezember 2024 hinaus reichte. Um halb 12 Uhr war eine aktuelle Spendensumme von 84.000 Euro auf der sich lustig drehenden Zähluhr erreicht. Noch konnte sich ja bis kurz vor 19 Uhr dieser relativ hohe Betrag erhöhen. Dass es am Ende runde 125.000 Euro wurden, war auf Nachfrage auf dem Heimweg am Bühnenportal zu erfahren.

Leider fehlte mir jegliche Information über das, was diesem ambitionierten Konzert voraus ging, laut nachträglicher Info gab es einen Empfang für die mit reichlich Prominenz bestückten Gäste, die sich an Speis und Trank gütlich tun durften. Von meinem Platz im 5. Rang, Reihe 2, direkt unter der Decke, mit Ausblick auf die linken Ränge 5 bis 3, war es unmöglich, das Geschehen auf der Bühne optisch zu verfolgen. Wer konnte es anders sein als der Münchner BMW-Chef, der herzlich die Anwesenden im „total ausverkauften Theater“ begrüßte und illustre Namen unter den Zuhörenden nannte. Man sagte mir, dass Petra Reiter eine Schultüte überreicht wurde, um eines ihrer ehrenwerten Projekte zu realisieren.

Was die musikalischen Darbietungen betraf, so war es in erster Linie die Mitwirkung des Bayerischen Staatsorchesters unter Leitung des jungen Ungarn Gergely Madaras (gottlob hielt ich das aufwändig erstellte Programm-Heft in Händen), dem BMW sich zu großem Dank verpflichtet fühlt. Bei Joseph Haydns Symphonie Nr. 19 und Felix Mendelssohn-Bartholdys selten zu erlebendem, meisterhaft bestrittenen Konzertstück für Klarinette und Bassetthorn (souverän: Markus Schön und Martina Beck-Stegeman) sowie dessen „Italienischer“ schien das Publikum angemessene Reaktions-Probleme auf das Gebotene gehabt zu haben – erkennbar am anhaltenden unerwünschten Applaus-Spenden nach jedem der insgesamt 7 Orchester-Sätze. Diesem Störfaktor hätte der Dirigent gestisch/mimisch entgegenwirken müssen.

Den angekündigten großen Bassbariton Erwin Schrott hielt „um halb 12 Uhr mittags“ eine plötzliche Erkältung vom Erscheinen fern. Dass er würdig (so viel war aus der Ferne feststellbar) durch den vortrefflichen Tareq Nazmi ersetzt wurde (für Mozarts Konzert-Arie „Per questa bella mono“, KV 612), war ein exquisites Hör-Geschenk, ebenso die höchst willkommene Mitwirkung der beiden aufstrebenden Solo-Stimmen (zum „Weltrang“, wie die Ansagerin suggerierte, ist es noch eine Weile hin) von Mezzosopran Ekaterine Buachidze (mit einem anrührenden Caccini-“Ave Maria“) und Tenor Samuel Stopford (für Gounods herzhaft gebrachte Stücke „Repentir“ und „Noell“).

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.