70-jähriges Jubiläum der Pixi-Bücher

1982 schuf Eva Wenzel-Bürger die Wichtel-Figur Pixi, der Dorothea Tust 2003 das unverwechselbare Gesicht gab, Foto: Hans Gärtner

Drei Damen sind es, die die von Hamburg nach München geholte Jubiläums-Ausstellung „Pixi – 70 Jahre kleine Bücher“ durch ihre kreative Tätigkeit entscheidend prägen: Literaturhaus-Leiterin Tanja Graf, Kuratorin und Autorin Regina Kehn und Verlagslektorin Eleonore Gregori. Sie entscheidet seit 17 Jahren über die Aufnahme einer beim Carlsen-Verlag eingereichten Pixi-Geschichte, während Regina Kehn sich, auch im Hinblick auf die Bebilderung, um den Wandel des „Gesellschaftsbildes“ in den Texten von den 1950er Jahren bis heute kümmert („Ich versuche alles reinzupacken: Spannung, Spannungsbögen, Auflösung, Humor, Ironie, Drama“).Tanja Grafs Optimismus mag von Lesepädagogen kritisch gesehen werden: „Wer heute Pixis anschaut, will morgen große Bücher“.

Den Machern der jung und alt fröhlich stimmenden „Bücher-Schau“ diente die chinesische Terrakotta-Armee als Vorbild für den wahren Siegeszug der „Pixi-Armee“. Kinder stehen staunend und lachend davor, wenn sie nicht in den Pixi-Becken „baden“ und dabei die nur 24 Seiten starken quadratischen „Heftchen“ über den Schellenkönig loben: „Die lese ich schnell runter, krieg sie überall und kann sie in die Tasche stecken!“

Gestartet wurde, der vor 70 Jahren geborenen Leseförderungs-Idee des dänischen Verlegers Per Hjald Carlsen folgend, mit dem einschmeichelnden Titel „Miezekatzen“. Kostenpunkt: 50 Pfennig. Heute gibt`s das Exemplar für witzige 99 Cent. Zur Auswahl steht Lesefutter über alle denkbaren Themen – nach wie vor vom Bauernhof bis zum Feuerwehrmann, von den Dinosauriern bis zur Ritterburg, aber auch über mehr Abstraktes wie „Unterwegs“ oder „Hindernisse“. 2006 erschien, zur Freude nicht nur aller Bayern, der von Thomas Krüger getextete, von Jörg Mühle gezeichnete Titel „Wie Kaiser Franz das Fußballspiel erfand“, mit der Heft-Nummer 1411 gewissermaßen zur Halbzeit des 70 Jahre-Dauer-Pixi-Angebots, das heute die stolze Zahl von gut 3000 Exemplaren aufweist.

Laut Verlagswerbung macht jede Pixi-Leseratte einen Gang durch die Kulturgeschichte. Von Alltags-Erlebnissen wie denen des kleinen Jens mit seinem Hamster geht es überzeugend in die Realitäten von heute mit Büchlein über Notärztinnen, Astronautinnen, Firmenchefs oder Tierpfleger. Alte „Rollenbilder“ – Mama in Küche und Keller, Papa als alleiniger Outdoor-Ernährer der Familie – werden gegen modernere ausgetauscht. Märchen sind nach wie vor ein Dauerbrenner im Sortiment. Die von Dorothea Tust seit 2003 kreierten Figuren Erich Igel oder Wilma Wildkatze sind noch immer dabei, und was täte der Hamburger Carlsen-Verlag ohne seine Grafikerin Eva Wenzel-Bürger, der das Gespann Petzi und Conni zu verdanken ist.

Jährlich kommen 64 neue Titel ins Serien-Programm. Pro Jahr werden 14 Millionen verschiedene Pixi-Bücher verkauft. Mega Lesespaß zum unschlagbaren Mini-Preis. Am Ende jedes Exemplars stehen brauchbare Tipps für Kinder, wenn nicht zum Rätseln, dann zum Basteln oder Backen. Es gibt immer mehr erwachsene Sammler, die sich namentlich für die ersten „Pixi“-Bändchen der Fünfziger-Jahre preislich nicht lumpen lassen würden. Die große Ausstellung ist undenkbar ohne die Gabe eines Privatsammlers an den Carlsen-Verlag. Er wartet mit 1056 Pixi-Covers in 44 Rahmen auf.

Die erste Ausstellung des Münchner Literaturhauses, die in erster Linie Kinder anspricht, lockt Interessenten bei freiem Eintritt (bis 18 Jahre) in die Action-geladene Bücher-Schau. Bis 2. Februar täglich von 11 bis 18 Uhr.

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Über Hans Gärtner 501 Artikel
Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.