Die große Dezember-Vernissage in der LAUDA FabrikGalerie ist ein Glanzlicht der Kulturregion. Und so kamen auch diesmal wieder etwa 90 Gäste trotz des widrigen Wetters, um die schon 160. Ausstellung feierlich zu eröffnen. Die Vernissage im Dezember ist traditionell auch der Anlass, den neuen Kunstkalender vorzustellen, der die Ausstellungen des Jahres 2024 würdigt und zum Selbstkostenpreis angeboten wird. Der Erlös wird für einen wohltätigen Zweck gespendet.
Bei der Begrüßung gab Dr. Gunther Wobser einen Rückblick auf das Geschäftsjahr: „Trotz der Herausforderungen – oder vielleicht gerade deswegen – bleiben wir unserer Rolle als Förderer von Kunst und Kultur treu. Denn gerade in schwierigen Zeiten brauchen wir die inspirierende und verbindende Kraft der Kunst.“
Die Genese der aktuellen Schau mit dem Titel „Losgelöst“ ist eine besondere: Während seines Urlaubs hatte der Geschäftsführende Gesellschafter von LAUDA das Glück, Werke von Sabine Endres in der Galeria K in Palma zu entdecken. Sofort fasziniert, gelang es ihm, die international bekannte, in Brühl und auf Mallorca lebende Künstlerin für eine Ausstellung zu gewinnen. „Ich habe mir damit selbst einen Herzenswunsch erfüllt“, so Wobser bei der Vernissage.
Das musikalische Rahmenprogramm war etwas sehr Besonderes. Zu hören waren Fabiola Gamarra Colina und Alvaro Pérez Puerta, die dem Kammermusik-Streichquartett KAHLO angehören. Die beiden arbeiten seit 15 Jahren zusammen und sammelten bereits in Venezuela Erfahrungen unter Dirigenten wie Sir Simon Rattle und Claudio Abbado. Beide studieren Kammermusik an der Hochschule für Musik und Darstellenden Kunst Stuttgart.
Im Anschluss an den furiosen, umjubelten Auftritt führte der Wertheimer Kunsthistoriker Marc Peschke in die Ausstellung ein – auch durch ein Gespräch mit der Künstlerin: eine Art Atelier-Dialog, um sich so ganz behutsam der Kunst zu nähern.
Und diese Kunst ist nun in den Räumen der LAUDA FabrikGalerie zu sehen: Seit 2009 entstehen neben Malerei und Collagen auch Plastiken und Objektkunst. Flächen, Farben, zarte Linien formen sich zu einem Bild-Gewebe, zu einer Struktur. Wir assoziieren Landschaften, auch Architektur, fügen das Gezeigte in unserer Vorstellung zu etwas Neuem zusammen.
Endres arbeitet mit Lappen und Schwämmen, mit Öl- und Acrylfarbe, Kreide und Kohle, Gewebe und Strukturpaste. Sie malt, zeichnet und collagiert – und verbindet dabei die Techniken. Das Werk, das sie so schafft, ist hell, oft pastellig und leuchtend.
„Im Bild kann nur das passieren, was in mir ist“, hat sie einmal gesagt. Mal ist die Farbe dünn aufgetragen, dann pastos, dann wieder rinnt sie über die Leinwand hinab, hinterlässt Spuren und Farbflecke. Diese Kunst feiert das Leben, ist dem Moment zugetan. Endres ist eine Impressionistin der Gegenwart, die das Kraftvolle mit einer Sanftheit verbindet. Ihre Kunst ist meditativ, optimistisch, vital, fröhlich, voller Esprit, experimentell, schwerelos, beweglich. Ist Sinnbild geistiger Freiheit.
In der Werkgruppe der Collagen setzt sie auch Ausrisse älterer Werke zu etwas Neuartigem zusammen, um es mit Farben und Stiften weiter zu bearbeiten. So schafft Endres ein Gleichgewicht von Spannung und Harmonie. Diese Arbeiten, oft zu Streifen gestaffelt, lassen an Landschaften denken, an Gebirge, an Küsten, Horizonte, doch sind sie reine Produkte der Phantasie.
Es entstehen mit Papier ummantelte Quader oder vor allem auch Boote mit Segeln und Leitern. Symbolhafte, poetische Formen, neue Welten, zu allen Seiten offen, sich mit der Welt verbindend, die uns umgibt. Aber auch eben auch „losgelöst“ von der Welt, wie der Titel der Ausstellung andeutet. Die Ausstellung ist bis zum 4. Februar nach Anmeldung für die Öffentlichkeit zugänglich.
(c) Marc Peschke